Grover’s Corners ist eine fiktive Kleinstadt in New Hampshire zur Zeit der Jahrhundertwende. Eine heile Welt, in der jeder jeden kennt. Ein Ort fernab von Dramen, Sensationen und Skandalen. Wilders Hauptfigur, der Spielleiter, führt die Zuschauer im Stil eines Conférenciers durch diese beschauliche Kleinstadt, stellt nach und nach deren Bewohner, ihr Leben und ihren Alltag vor. Er weiss um alle ihre Hoffnungen und Träume, ihre geheimen Wünsche und Sehnsüchte. Wie etwa um diejenigen der beiden Nachbarskinder Emily Webb und George Gibbs, die noch während der Schulzeit heimlich erste zarte Bande knüpfen, ehe sie vom Leben zunächst getrennt und am Ende doch zusammengeführt werden. Doch bei Wilder ist das Happy End von Emily und George nicht viel mehr als ein weiterer Tag in der Chronik von Grover’s Corners. Einer Chronik über das Leben und seine Vergänglichkeit.
Thornton Wilders 1938 in Rüschlikon bei Zürich geschriebenes Stück «Unsere kleine Stadt» ist wie ein Spiegel der Welt. Eine Zeitreise in die Zeitlosigkeit, ein Spiel mit dem Leben. Und dieses Spiel verwandelt alles Leben in eine Parabel, in ein Gleichnis unseres Daseins zu allen vergangenen oder künftigen Zeiten. Jegliche technischen, sozialen und wissenschaftlichen Fortschritte haben für Wilder nichts an dem verändert, was das Leben lebens- und liebenswert macht. Sein als episches Theater konzipiertes Stück ist ein einziges grosses Plädoyer zur Entschleunigung unseres Hochgeschwindigkeitsalltags, um so das Leben und seine kleinen, einfachen Momente wieder neu schätzen und geniessen zu können. Wilder selbst nannte es eine «Meditation über die Schwierigkeit, das Leben zu verstehen, während man es lebt».
Die australische Regisseurin Anne-Louise Sarks hat sich dem Basler Publikum in der Spielzeit 2017/2018 bereits mit der deutschsprachigen Erstaufführung ihrer Version der Medea-Tragödie vorgestellt.