Die erste Fassung des «Tartuffe», die ihre Uraufführung 1664 erlebte, wurde umgehend von Louis XIV. verboten. Zu offensichtlich wurde in Gestalt des Betrügers Tartuffe die einflussreiche katholische «parti des dévots» angegriffen: Im Laufe des Stücks werden dem scheinbar so frommen und tugendhaften Mann verschiedenste unlautere Absichten – vor allem sexueller und ökonomischer Natur – nachgewiesen. Zu diesem Zweck versetzt ihn Molière in die Familie des Bürgers Orgon, der sich nur zu gern und zum Schrecken seiner Verwandten Tartuffes Einfluss unterwirft. Doch auch seine Gegner_innen, deren zukünftiges Glück er bedroht, können sich dem neuen Herrscher im Haus nicht entziehen. Fast drei Akte lang kreist die Familie immer verzweifelter um die abwesende Titelfigur, bevor sie Tartuffe in einer gemeinsam gesponnenen List auf offener Bühne zu Fall bringt.