Reto wird sein Leben lang verstossen. Von Kindesbeinen an wird er immer wieder fortgeschickt: vom Vater in Basel zur Mutter nach Genf, als Verdingbub von Bauernhof zu Bauernhof. Auf der Suche nach Zuneigung und Anerkennung wird er immer wieder erniedrigt und gedemütigt. Und so findet er sich schliesslich auf einem Schiff von Marseille nach Algier wieder, um als Söldner in den Krieg zu ziehen und sein Glück in der Fremde zu suchen. Die Legion suggeriert Zusammenhalt und Sicherheit, bedeutet aber gleichzeitig ein Leben in permanenter Angst. In einer Gerichtsverhandlung wird Reto schliesslich zur Rechenschaft gezogen und muss die Qualen seines Lebens Revue passieren lassen.
Das Stück ist inspiriert von Gesprächen der Autorin mit einem ehemaligen Basler Verdingbub und Fremdenlegionär. Sie verbindet diese beiden grossen Kapitel der Schweizer Geschichte und zeigt, wie der Protagonist vom Opfer zum Täter wird und die Spirale der Gewalt kein Ende findet. Viele junge Menschen schliessen sich auch heute noch freiwillig militärischen Einheiten an, setzen sich auf der Suche nach Sinn, Gemeinschaft und Identität den Gefahren des Krieges aus. Wie in «Das grosse Heft» und «Der standhafte Prinz» ist hier ein weiterer junger Protagonist bereit, für eine Überzeugung zu sterben, auf der Suche nach Halt und Heimat in widrigen Kriegszuständen.
Nach «Nirgends in Friede. Antigone» in der Spielzeit 2015/2016 ist dies das zweite Auftragswerk für das Theater Basel der Schweizer Dramatikerin Darja Stocker, die zuletzt mit dem Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde. Franz-Xaver Mayr inszeniert nach «Romulus der Grosse» von Friedrich Dürrenmatt erneut am Theater Basel.