Giselle gilt als der Inbegriff des romantischen Balletts. Es wurde 1841 in Paris uraufgeführt und erzählt die Geschichte eines Bauernmädchens, das sich in einen Herzog verliebt. Pontus Lidberg transportiert die Geschichte ins Heute. Seine Giselle ist eine Migrantin, die der reiche Albrecht am Ende fallen lässt. Sie erscheint ihm daraufhin im Traum.
Giselle basiert auf einem Libretto von Theophile Gautier, der wiederum durch die Sage der Wilis aus ‹De l'Allemagne› (1835) von Heinrich Heine inspiriert wurde. Die Wilis sind junge Frauen, die kurz vor ihrer Hochzeit gestorben sind. Da jedoch die Tanzlust in ihren toten Herzen weiterschlägt, verlassen sie nachts ihre Gräber, um an Wegkreuzungen mit zufällig vorbeikommenden Männern zu tanzen, bis diese tot umfallen. In ihren Tutus formieren sich die Geisterfrauen streng geometrisch und scheinbar schwerelos im sogenannten ‹weisse Akt›, der als Inbegriff des romantischen Balletts gilt. Diese fantastische, oft mit Nebel durchdrungene Welt der weissgekleideten Wilis entfaltet ihre Wirkung nach einem in der bodenständigen und bunten Bauernwelt angesiedelten ersten Akt. Die Teilung ist ein typisches Element der Ballette aus dieser Epoche, in der Zauberwesen, Geister und Feen die Tanzbühnen bevölkerten. Am Ende rettet Giselles Liebe, die über den Tod hinausreicht, ihrem Albrecht das Leben. Sie tanzt mit ihm bis zur Morgendämmerung, in der die Wilis ihre Macht verlieren.
Der Choreograph verankert sein 2012 entstandenes Giselle-Ballett in unsere heutige Zeit. In seiner Version zeigt uns Pontus Lidberg eine Gesellschaft voller sozialer Ungleichheit. Albrecht ist aber kein Prinz, sondern der Sohn einer wohlhabenden Bürgerfamilie. Er hat Kontakt mit der schönen Migrantin Giselle aufgenommen, die als Putzfrau arbeitet. Es scheint Liebe auf den ersten Blick zu sein, und Albrecht tut zunächst alles, um mit Giselle zusammen zu sein und ihr Herz für sich zu gewinnen. Doch auch Lidbergs Version behandelt die Themen Liebe, Verrat, Treue und Vergebung und lässt die Verbindung der beiden an sozialen Unterschieden und gesellschaftlichen Kontrasten scheitern. Der zweite Akt gleicht einem Alptraum, in dem sich Albrechts Realität zu einer geisterhaften Fantasie wandelt.
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