Auf dem Marktplatz von Andorra ereignet sich ein grausamer Fall von Selbstjustiz, dem der angehende Tischler Andri zum Opfer fällt. Schon lange hatte sich im andorranischen Volk Wut gegen die Juden aufgestaut und bricht sich nun, angesichts einer Bedrohung von aussen, im Inneren Bahn.
So weit der nüchterne Tathergang einer persönlichen und gesellschaftlichen Tragödie.
In zwölf Bildern erzählt Max Frisch Andris Geschichte, der angeblich ein jüdisches Findelkind, in Wahrheit aber der illegitime Sohn eines braven Andorraners ist. Stück für Stück werden Andris Selbstbewusstsein, seine Beziehung zu seiner Freundin und seiner Familie von den Vorurteilen und dem zunehmenden Hass seiner Umgebung zerstört. Vorurteile, Intoleranz und Ausgrenzung bewirken, dass der junge Mann sich schliesslich in einem verzweifelten Akt bewusst die fremde Identität aneignet und fortan den Erwartungen seiner Umgebung voll und ganz entspricht. Sein Tod ergibt sich danach geradezu zwangsläufig - ein Teufelskreis, aus dem zu entkommen er keine Chance hat, egal wie er sich verhält.
Max Frisch schrieb sein wohl bekanntestes Stück unter dem Eindruck des Holocausts - erste Skizzen finden sich bereits 1946 unter dem Titel «Du sollst dir kein Bildnis machen».
Seine eindringliche Warnung ist heute unter anderen Vorzeichen immer noch gültig. Wo Menschen verschiedenster Kulturen eng beieinander leben, sind unterschwelliger oder gar nicht so unterschwelliger Fremdenhass allgegenwärtig, und doch ist die Wahrheit oft nicht das, was auf den ersten Blick sichtbar ist. Vorurteile sind nach wie vor schlechte Berater im Umgang mit anderen Menschen, da sie eine im wahrsten Sinne des Wortes mörderische Eigendynamik entwickeln können.
Andorra
Max Frisch
Vidmarhallen 1
Vidmar : 1 Bern-Liebefel
Vorstellungen
Samstag 23.01.2010 19:30 h
Sonntag 24.01.2010 18:00 h
Samstag 13.02.2010 19:30 h
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