Elektra, Chrysothemis, Klytämnestra – drei Frauen gefangen im Familienfluch. Elektras einziges Ziel ist die Rache an ihrer Mutter Klytämnestra, die zusammen mit Ägisth den Vater Agamemnon ermordet hat. Ihre Schwester Chrysothemis ist fixiert auf ein „Weiberschicksal“ mit Mann und Kindern. Klytämnestra fürchtet die Rache des Sohnes Orest und hofft, durch abergläubische Rituale ihren Ängsten entgehen zu können, übersieht aber die Mordlust Elektras. Als schließlich Orest die Rache vollzieht, gibt es für Elektra nur noch eins: „schweigen und tanzen“. Die Musik von Richard Strauss verstärkt die archaische Wucht des Stoffes, obwohl sie die Psychologie der Figuren in ihren feinsten Verästelungen schillernd zum Klingen bringt. Wirklich „gesund“ ist hier kaum jemand. Kein Wunder, dass seit dem „Elektra“-Drama von Hugo von Hofmannsthal und der Oper von Richard Strauss die Figuren des Atriden- Fluches im Fokus psychoanalytischer Deutungshoheit stehen. Haben Hofmannsthal und Strauss hier kongenial Freud und Breuer auf die Opernbühne gebracht, deren „Studien über Hysterie“ sich womöglich wie Analysen des „Elektra“-Personals lesen ließen? Die Neuinszenierung von Strauss‘ „Elektra“ will die Rolle psychoanalytischer Ideen im Hintergrund des Werkes kritisch reflektieren, um dadurch das Archaische des Stoffes unverstellt erlebbar zu machen – als schreckliche Gewalt, als lebensverneinende Verzweiflung und als geheimnisvoll tödliche Ekstase.
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