Das Akademikerpaar George und Martha kommt angetrunken von einer Universitätsfeier nach Hause – und erwartet noch Besuch: den neuen Biologieprofessor Nick und dessen Frau.
Ungewollt werden die beiden Zeugen eines seit Jahren andauernden Ehekrieges, der extrem klug und häufig mit Witz und Ironie zwischen den Gastgebern geführt wird. Nick und seine Frau werden bald mit in den Konflikt hineingezogen und müssen Stellung beziehen – dabei bröckelt langsam auch die Fassade ihrer eigenen Liebesbeziehung.
Edward Albees Stück ist gnadenlos ehrlich. In der Begegnung von zwei Ehepaaren in einer Nacht zeigt der amerikanische Autor den gesamten Kosmos an Macht- und Ohnmachtsgefühlen, an
Liebessehnsucht und Todesangst, an Traumhoffnungen und Realitätsverweigerungen, deren Menschen fähig sind – und bringt den permanent brodelnden Beziehungskessel zwischen dem
Geschichtsprofessor George und seiner Frau Martha so lang zum Überkochen, bis alles Wasser verdampft ist. Die beiden geben fast alles über sich preis – nur nicht, dass sie eine tiefe, innige Liebe verbindet. Am Ende des Abends sind fast alle Illusionen zerstört. Es bleiben die Chance und Hoffnung auf einen Neuanfang!
Durch die Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen wurde das Stück zum Welterfolg und ist nicht nur ein virtuos gezeichnetes Beziehungsdrama, sondern auch ein gefundenes Fressen für starke Schauspieler.
Nach der Premiere im vergangenen Dezember urteilte die Presse:
„Eine Wahnsinnsleistung [...] markerschütternd!“ (Berliner Zeitung).
Die Berliner Morgenpost befand: „[...] Katja Riemann und Peter René
Lüdicke spielen das hervorragend - [...] ein großes Schauspielerstück.
Viel Jubel.“
Der Autor
Edward Albee
„Es gab da eine Kneipe – in der Zehnten Straße, zwischen Greenwich Avenue und Waverly Place, da hatten sie unten in der Bar einen großen Spiegel, auf den die Leute Graffiti kritzelten. Irgendwann, so um 1953 … 54 war es glaube ich – lange bevor irgendwer von uns irgend etwas zu tun angefangen hatte – war ich da eines Abends auf ein Bier, und ich sah ´Wer hat Angst vor Virginia Woolf?´, mit Seife glaube ich, auf diesen Spiegel geschmiert. Als ich daranging, das
Stück zu schreiben, kam das in meinem Kopf wieder herauf. Natürlich meint ´Wer hat Angst vor Virginia Woolf?´ wer hat Angst vor dem großen bösen Wolf … wer hat Angst, sein Leben ohne falsche Illusionen zu leben. Und das schlug bei mir ein als ein typisch
akademischer, intellektueller Witz.“
Edward Albee wuchs im Theatermilieu auf, begann jedoch erst nach dem 30. Lebensjahr damit, Theaterstücke zu schreiben. Sein Erstlingswerk „Die Zoogeschichte“ wurde bereits ein großer Erfolg.
Die Uraufführung fand 1959 am Schillertheater Berlin statt. Die Erstaufführung in den USA erfolgte erst im Januar 1960 und brachte es auf mehr als 500 Aufführungen. Mit „Wer hat Angst vor Virginia
Woolf?“,das am 13. Oktober 1962 am Billy Rose Theater in New York uraufgeführt wurde, eroberte Albee den Broadway. Die deutsche Erstaufführung fand am 13. Oktober 1963 am Schloßparktheater Berlin statt. Regie führte Boleslaw Barlog. Die Hauptrollen waren mit Maria Becker und Erich Schellow besetzt.
Der Autor erhielt alle wichtigen Preise, die in den USA für Literatur und Theater vergeben werden, darunter den Pulitzer-Preis und den Tony Award. In Wien wurde er mit dem Nestroy-Theaterpreis ausgezeichnet.
Der Film von Mike Nichols
… erschien 1966 und war einer der größten kommerziellen Kinoerfolge des Jahres. Er spielte 31,6 Mio. Dollar ein und wurde mit 5 Oscars ausgezeichnet: für die beste Hauptdarstellerin, die beste
Nebendarstellerin, das beste Szenenbild, die beste Kamera sowie das beste Kostümdesign. Nominiert war er in acht weiteren Kategorien.
Photo Credit: Johannes Zacher
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