Mit gleich zwei interessanten Musical Premieren wartet das Theater Bielefeld in der neuen Spielzeit 2017/18 auf:
AVENUE Q
Musical von Robert Lopez, Jeff Marx (Musik und Gesangstexte) und Jeff Whitty (Buch) // Basierend auf einem Originalkonzept von Robert Lopez und Jeff Marx // Deutsch von Dominik Flaschka (Dialoge) und Roman Riklin (Songtexte)
Princeton hat gerade seinen Abschluss in Englisch gemacht und sucht in New York eine Wohnung. Erst in der Avenue Q findet er das zu seinem Konto passende Mietpreisniveau und trifft dort auf eine ganze Reihe Leute, die die Großstadt aus ihrer Mitte gespült hat: Brian, der gerade seinen Job als Komiker verloren hat, Kate, die sich nach einem Mann sehnt, Nicky und Rod, die eine Albtraum-WG führen, und Christmas Eve, die als Therapeutin immer noch auf ihren ersten Patienten wartet. Zum Glück verbreitet Daniel Küblböck (gibt's den auch noch?) als Hausmeister unerschütterlich gute Laune.
Wie in erfolgreichen Comedy-Fernsehserien wie Sesamstraße oder Die Muppet Show sind die meisten Bewohner der Avenue Q Puppen. Sie stolpern durch heikle Alltagssituationen, denen sie nur eines entgegenzusetzen haben, allerdings etwas Unschlagbares: Singen (na gut, und Diskutieren, etwa wenn es um die Frage geht, ob Rod schwul ist oder nicht). Mit lustvollem Seitenhieb auf die Erklär-Bär-Mentalität der erwähnten TV-Shows verhandelt Avenue Q lauter No-Gos der Kinderunterhaltung wie Immigration und Rassismus, Homosexualität und Pornografie sowie Arbeits- und Obdachlosigkeit. Die schmissigen Songs sind nach bester Broadway-Manier gestrickt. Dort war Avenue Q ab 2003 fast sechs Jahre am Stück zu sehen.
und FRÜHLING SERWACHEN (SPRING AWAKENING)
Musical von Duncan Sheik (Musik) und Steven Sater (Buch und Songtexte)
Deutsch von Nina Schneider
»Mama, du kannst doch nicht annehmen, dass ich immer noch an den Storch glaube?« fragt die 16-jährige Wendla, aber sie bekommt keine zufriedenstellende Aufklärung von ihrer Mutter. 1891 erschien Frank Wedekinds Pubertätsschocker Frühlings Erwachen, zu einer Zeit, in der man in deutschen Kleinstädten nicht über das Making-of des Erwachsenwerdens sprach. Frank Wedekind erzählt von einer Clique von Jugendlichen, die mit dem Kopf durch die Wand wollen - und an den längst erstarrten Moralvorstellungen ihrer Eltern und Lehrer zerbrechen. Die Sehnsucht nach Freiheit wird greifbar als kollektiver Hilferuf einer ganzen Generation nach Akzeptanz.
Sexueller Missbrauch, psychische Überforderung, ungewollte Schwangerschaft und der Selbstmord von Schulversagern sind auch heute gesellschaftliche Realität. Duncan Sheik und sein Librettist Steven Sater modellieren die drastische Dramaturgie des provokativen Klassikers in ihrem 2006 am Broadway erschienenen Musical nach: Die Dialoge im Wedekind-Stil werden konterkariert durch einfühlsame Rocksongs, für die die Figuren teilweise aus ihrer Rolle heraustreten und zu dem werden, was sie eigentlich sind: Jugendliche von heute.
Die Neuproduktion des Theaters Bielefeld macht die Besonderheit des Sujets zum Prinzip und betreibt Nachwuchspflege im besten Sinne: Auf der Bühne werden junge Leute aus Bielefeld und Umgebung agieren, die mit Profidarstellern zu einem authentischen Ensemble verschmelzen.
Weitere Informationen finden Sie hier: http://theater-bielefeld.de/programm/vorschau-201718.html
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