Glasfassade und Rotlicht, das älteste Gewerbe der Welt inmitten von modernen Hochhäusern und Bankentürmen, das verbindet den Times Square in New York mit dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Deswegen passt THE LIFE so gut nach Mainhattan, aber auch, weil es das Thema Human Trafficking streift und damit die Aufmerksamkeit für das Thema Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung erhöht.
Alles hat seinen Preis - insbesondere Sex. „The Life" ist nicht nur die Geschichte der Stadt, die niemals schläft, sondern auch eine von Liebe und Betrug zwischen rücksichtslosen Zuhältern und ausgebeuteten Prostituierten. Eine von ihnen ist Queen. Sie kommt gerade aus dem Gefängnis und müsste nur ihre Tasche nehmen und sich in den nächsten Bus nach Hause setzen, um ihrer Vergangenheit den Rücken zu kehren. Stattdessen hält sie an ihrer Liebe fest und glaubt an eine bessere Zukunft für sich und Fleetwood - ihr mittelmäßig tüchtiger Zuhälter und Partner. Ein Trugschluss, denn das Milieu ist ein hartes Pflaster und Konkurrent Memphis durch und durch Geschäftsmann...
THE LIFE ist eine wertvolle Musical-Rarität. Es ist eines der letzten Werke aus der Feder des preisgekrönten Komponisten und -texters Cy Coleman. Die Uraufführung des Musicals Off-Broadway fand 1990 in New York statt, knapp sieben Jahre später feierte „The Life" Broadway-Premiere im Ethel Barrymore Theatre. Seine Deutschlandpremiere erlebte THE LIFE 2000 am Staatstheater Kassel, jetzt kommt das Stück erstmalig in Frankfurt zur Aufführung, wo es am vergangenen Samstag Premiere feierte.
Wir haben hier die Pressekritiken für euch zusammen gefasst:
Judith von Sternburg (Frankfurter Rundschau): "...Die Frauen: ein lustiger Haufen, obwohl es ihnen nicht gut geht. Es ist für ein Musical unerwartet, wie sehr Regisseur Ryan McBryde darauf achtet, und zwar erfolgreich, dass nicht Typen, sondern Menschen auf der Bühne stehen. Ausstatter Tim McQuillen hat diese ungemein brauchbar eingerichtet, Lichtröhren verbreiten Großstadtstimmung, ein einst pompöses „Amour"-Schild versinkt im Boden, geringfügige Kulissenschieberei stellt Räumlich- und Öffentlichkeiten nach Bedarf her. Dass die technischen Möglichkeiten hier überschaubar sind, ist nicht zu spüren..."
Christian Riethmüller (op-online.de): "...Was Colemans, Gasmans und Newmans Dirnen-Saga von den übrigen Produktionen mit ähnlicher Thematik unterscheidet, ist neben einer gewissen Düsternis vor allem die Wahrheit: Auf dem Straßenstrich taucht kein Prinz auf, um einen gefallenen Engel zu retten. [...]Die dunkle Geschichte vom Geschäft mit dem Sex wird aber nicht mit Ingrimm erzählt. Das gutgelaunte Ensemble um Publikumsliebling Claudia Kariuki, Colemans flotter Musikmix aus Jazz, Soul und Gospel sowie McBrydes unangestrengte Regie tragen über die traurige Gewissheit hinweg, dass es hier kein Happyend geben kann..."
Nicole Brevoord (Journal Frankfurt): "...Wer von einem Musical erwartet, dass es eine seichte Handlung mit Ohrwürmern verbindet, der ist bei dem Stück "The Life" von David Newman mit der Musik von Cy Coleman, vermutlich falsch. Die Handlung ist zutiefst dramatisch, die Stimmung düster und die soulige Musik fungiert mehr als Erzähler denn als Ohrwurmlieferant. [...] Die Queendarstellerin (Ngozi Ugoh) ist das verkörperte Leiden und die insgesamt dreizehn wirklich brillanten Darsteller lassen tänzerisch, gesanglich und darstellerisch unter der Regie von Musicalexperte Ryan McBryde wenig Wünsche offen. Eingebettet in ein einmal mehr äußerst wandelbares, nahezu geniales Bühnenbild, das die künstliche und doch grelle Neonwelt des Milieus in Szene setzt, wird der Zuschauer in die Handlung hineingezogen..."
Thomas Ungeheuer (Frankfurter Neue Presse): "...Aber es sind eben vor allem die anspruchsvollen Texte der Songs und Dialoge, die tiefe Einblicke in eine dunkle Welt der käuflichen Liebe geben, die mit ihren kalten Machtspielen fremd erscheint. In der Tat erstaunt es, wie wenig klischeehaft unter Ryan McBrydes Regie die Haupt- und Nebenfiguren von „The Life" wirken. Glaubhaft, mit unaufdringlichen, aber präzisen Konturen erscheinen sie in den Darstellungen des stimmgewaltigen 13-köpfigen Ensembles. Mit ihm und einer famosen 6-köpfigen Live-Band gelingt McBryde ein kraftvolles Plädoyer für Respekt vor Prostituierten..."
Vorstellungen laufen am English Theatre Frankfurt noch bis 14. Februar. Weitere Informationen gibt es unter english-theatre.de
Foto Credit: Martin Kaufhold
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