Hamburg im Rausch aus 1001 Nacht: Sonntagabend feierte das Disney Musical ALADDIN seine fulminante Europa-Premiere im Stage Theater Neue Flora in Hamburg. Über 1.800 Gäste verfolgten gebannt die zeitlose Geschichte von Aladdin, Dschinni und den drei magischen Wünschen. Mit der heiß ersehnten Premiere hält die opulente Show vom Broadway nun auch Einzug in die Musicalmetropole Hamburg. Bereits während der Aufführung belohnte das Publikum die Darsteller und das Orchester mit euphorischen Standing-Ovations.
Auch die Kritiker zeigte sich größtenteils begeistert von der nun schon dritten großen Premiere in Hamburg (nach Das Wunder von Bern und Liebe Stirbt Nie) in reichlich 12 Monaten. Wir haben hier die Pressestimmen zusammengefasst:
Werner Theurich (Spiegel): "...Mit dem jugendlichen Essener Folkwang-Absolventen Richard-Salvador Wolff stützt sich die Produktion auf einen sympathischen, obendrein stimmlich bestens gerüsteten Darsteller, der den naiven Zauber der Märchenwelt glaubhaft, wenn auch nicht gerade doppelbödig durchlebt. [...] Lichtwechsel, schnell beweglicher Deko- und Farbenrausch bei den Kostümen verbreiten optische Reize, die über manche dramaturgische Banalität hinweghelfen. [...] Leider kann die eher routinierte Musik des mehrfachen Oscar-Preisträgers Alan Menken mit dieser grellen Visualität nicht ganz mithalten. [...] Das im Vorfeld viel beschworene "1001 Nacht"-Feeling kommt hier tatsächlich auf, und der aus dem Zeichentrickfilm von 1992 übernommene Disney-Kitsch wird durch die überragende Bühnenpräsenz und die Professionalität gerade in den vielen Nebenrollen abgefedert. Und immer, wenn der Dschinni inmitten des Trubels als Maitre de Plaisir agiert, kommt sogar so etwas wie Ironie auf..."
Petra Volquardsen (NDR): "... Die Musicalmacher haben einen wahren Farbenrausch auf die Bühne gezaubert. Gleich zu Beginn wird das Publikum mitgenommen auf den quirligen Marktplatz der orientalischen Stadt Agrabah. Besonders beeindruckend: die Höhle der Wunder [...]. Die Darsteller machen ihre Sache allesamt gut: Richard-Salvador Wolff und Myrthes Monteiro überzeugen als Aladdin und Jasmin. Ethan Freeman spielt den Bösewicht Dschafar, der alles dafür tun würde, selbst Sultan von Agrabah zu werden. Der wahre Star des Abends aber ist der gebürtige Kieler Enrico De Pieri als sympathischer und witziger Lampengeist Dschinni. [...] Anders als bei anderen Musicalpremieren in letzter Zeit gibt es bei Aladdin auch wieder mehrere große Tanznummern, unter anderem eine beeindruckende Stepp-Szene..."
Dorit Koch (dpa): "...Im Disney-Orient wird nicht gekleckert, sondern geglitzert. Die Kostüme über und über mit Kristallperlen bestickt, aus Tüchern und Stoffen in leuchtenden Farben. Das Bühnenbild: mal bunter Basar zwischen den Häusern von Agrabah und mal prachtvoller Palast. [...] Die opulente Produktion reißt das Publikum zum Szenenapplaus von den Sitzen. Natürlich auch beim magischsten Moment - wenn Aladdin und seine Prinzessin Jasmin auf dem Teppich hoch oben über der Bühne schweben, und ihre Kostüme mit dem Sternenhimmel um die Wette funkeln. Auch sonst verhelfen einige technische Effekte zur Zauberei in der schwungvollen Inszenierung, mit eingängigen Melodien und mitreißenden Choreographien. Wirklich komische Momente gibt es in der Familienshow, aber auch manch flachen Witz zu viel. Und bisweilen zu bemüht wirkt es, wenn die Sprache auf modern getrimmt wird..."
Andres Lehmann (ukonio): "...Die Inszenierung in ihrer Gesamtheit ist großartig: Alles ist in Bewegung, die Tanzeinlagen sind akrobatisch, dass Bühnenbild lässt den Musical-Besucher abtauchen in eine andere Welt - und das Orchester, dirigiert von Klaus Wilhelm, liefert die passende Klangwelt. Was fehlt, ist ein Ohrwurm-Garant, ein „Liebe stirbt nie"-Moment. Der Cast ist bis in die kleinste Nebenrolle grandios besetzt. Alladins Angebetete, Jasmin (Myrthes Monteiro) macht da keine Ausnahme. [...] Dramaturgisch gibt es derweil einen kleinen Haken an diesem Stück: Das Spektakel am Ende des ersten Aktes kann nach der Pause nicht mehr überboten werden - zusehends wird es ruhiger, und auch der fulminante Dschinni tritt immer mehr in den Hintergrund..."
Silke Hellwig (Weser Kurier): "...Es ist bunt, es ist schmissig, es ist spektakulär, es lässt keine Wünsche offen. [...] In der Rolle des Aladdin schlüpft Richard-Salvador Wolff. Es ist seine erste Musical-Hauptrolle, und das merkt man. Es mag auch in der Rolle des jugendlichen Liebhabers begründet liegen, die nicht mit der des Geists Dschinni (Enrico De Pieri) konkurrieren kann, aber Wolff bleibt etwas blass. Ähnliches gilt für die Frau an seiner Seite, Jasmin, dargestellt von Myrhtes Monteiro. [...] Ganz anders als der Bösewicht Dschafar, dessen Darsteller für Bremer Musicalfans ein alter Bekannter ist: Ethan Freeman [...]. Allerdings hat man sich um das deutsche Publikum bemüht, es gibt immer wieder kleine Anspielungen und Verweise auf hiesige Verhältnisse. [...] Es ist nicht nur die imposante Bühnentechnik, deren Möglichkeiten dieses Spektakel grandios ausnutzt. Es ist auch eine geniale Choreografie, deren Raffinesse und Präzision dem Ensemble Höchstleistungen abverlangt - dem Zuschauer dagegen nichts als stummes Staunen..."
Wiebke Tomescheit (Morgenpost): "...Die Inszenierung in der Neuen Flora ist mehr als nur der auf die Musicalbühne übertragene Film. Nicht nur gibt's jede Menge hochaktuelle Gags und Spitzfindigkeiten („Eine Frau als Königin? Warum nicht gleich als Kanzlerin, haha!"), aus „Otto" wird hier „Achmed Normalverbraucher" und statt Schokolade schenkt man sich Baklava in Herzform. [...] Zuständig für die meisten Gags: „Dschinni" Enrico de Pieri, gebürtiger Kieler, dem bald die Herzen des gesamten Publikums zuflogen. Guter Typ! Richard-Salvador Wolff, der den Helden Aladdin verkörpert, ist mit seinem jugendlichen Enthusiasmus das perfekte Gegenstück zum allmächtigen Flaschengeist - der 25-Jährige meistert die körperlich fordernde Rolle glänzend und mit viel Charme. [...] Ansonsten ist „Aladdin" ein echtes Wohlfühl-Musical mit viel Witz, guten Songs und einer fast überbordend opulenten Kulisse..."
Alexander Schuller (Hamburger Abendblatt): "...Es passt einfach, ohne Wenn und ohne Aber. Das gilt besonders für Aladdin und Jasmin, vor allem aber für Genie, den eigentlichen und absoluten Star des Abends. Seine Szenen sind so dominant, dass die übrigen, auch die romantischen, ab und zu schon mal verblassen. Das ist auch die einzige Schwäche dieses Musicals, die man jedoch den Autoren ankreiden muss. Denn sie jagen die Handlung von einem krachenden Höhepunkt und Schenkelklopfer zum nächsten und vernebeln auf diese Weise ab und an die emotionalen, tiefschürfenden Konflikte, die sie ihren Figuren verschrieben hatten: prekäre Lebensumstände sowie verbotene Liebe und unüberwindbare soziale Schranken in einer archaischen Feudalgesellschaft voller Grausamkeiten und Intrigen, die vor einem gewaltsamen Umsturz steht. Auch die Bühnenbilder und Kostüme sind ein einziger, orgiastischer, atemberaubender Farb- und Glitzerrausch, die Bühnentechnik ist spektakulär. All das wird von der ungeheuer schmissigen Musik befeuert und vorangetrieben..."
Picture Credit: Stage Entertainment & Disney Theatricals
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