Ein Abend voller Humor und Überraschungen
Boulevardtheater Bremen begeistert mit „Oma wird verkauft“
Am 15. November 2024 durfte ich im Boulevardtheater Bremen die herrlich schräge Komödie „Oma wird verkauft“ erleben, und eines ist sicher: Dieser Abend wird mir lange in Erinnerung bleiben. Florian Battermanns moderne Adaption des Klassikers „Der verkaufte Großvater“ verbindet bissigen Humor mit cleverem Timing und einer grandiosen Ensembleleistung.
Die Handlung, die mit einer scheinbar simplen, aber genialen Idee beginnt – Oma Ediths Tod zu vertuschen, um ihre Rente weiterzubeziehen – steigert sich von einer turbulenten Verwicklung in die nächste. Der erste Akt glänzt mit einer Fülle von Pointen, die das Publikum fast ununterbrochen zum Lachen bringen. Markus Weise als Karsten Kummer liefert dabei eine Performance, die man eigentlich nicht mehr toppen kann – bis er im zweiten Akt nochmals eine Schippe drauflegt und seinen Charakter mit beeindruckender Präzision und unglaublichem Charme bis zur Grenze des Wahnsinns spielt.
Doch mein persönlicher Favorit des Abends war Christian Schliehe als Werner Grube. Mit einer unvergleichlichen Mischung aus Arroganz, Verzweiflung und trockenem Humor dominierte er jede Szene, in der er auftrat. Sein Timing und seine Mimik waren derart punktgenau, dass jede seiner Zeilen perfekt saß. Die Dynamik zwischen Schliehe und Weise sorgte zudem für einige der stärksten Momente der Aufführung.
Hermes Schmid als Manfred Kummer bot eine herrlich komische Darstellung des gestressten Familienvaters, der trotz des Chaos immer noch die Fassade eines respektablen Bestattungsunternehmers zu wahren versucht. Seine Interaktionen mit Markus Weise und Christian Schliehe waren ein Highlight und zeigten seine beeindruckende Bandbreite – von verzweifelt witzig bis hin zu wunderbar trockenem Humor.
Isabell Christin Behrendt brachte mit ihrer Rolle der Kerstin eine charmante Frische in die Inszenierung. Als selbstbewusste junge Frau, die sich dem Wunsch ihres Vaters widersetzt, mit Karsten verkuppelt zu werden, punktete sie mit witzigen Dialogen und einem Gespür für Timing. Ihre Szenen gaben der Komödie zusätzliche Leichtigkeit und unterstrichen den modernen Ton des Stücks.
Die Inszenierung unter der Regie von Marc Gelhart zeigt ein feines Gespür für Tempo und Rhythmus. Keine Pointe wird verschleppt, kein Moment zieht sich unnötig in die Länge. Das Bühnenbild und die Kostüme unterstützen die Handlung charmant, ohne vom Wesentlichen abzulenken – dem hervorragend aufspielenden Ensemble.
„Oma wird verkauft“ ist ein Stück, das die Lachmuskeln ordentlich strapaziert und gleichzeitig mit einer liebevollen Hommage an die Klassiker des Boulevardtheaters begeistert. Wer eine kurzweilige, herrlich überdrehte Komödie mit großartigem Schauspiel erleben möchte, sollte sich dieses Stück nicht entgehen lassen.
Danke an das Boulevardtheater Bremen für diesen grandiosen Abend!