bis zum 26. Januar 2025
Ein unvergesslicher Abend mit "Frei und Grenzenlos"
Am 9. November 2024, exakt 35 Jahre nach dem historischen Mauerfall, hatte ich das außerordentliche Vergnügen, das Stück "Frei und Grenzenlos" zu erleben. Dieser Abend war weit mehr als ein bloßer Theaterbesuch; er war eine tiefgreifende Reise zurück in die bewegten Zeiten des geteilten Berlins, die die Emotionen und Spannungen der späten 80er Jahre eindrucksvoll zum Leben erweckte.
Die Besetzung war schlichtweg herausragend. Christian Hamann und Kai Hochhäusler glänzten als Comedy-Duo und sorgten für erfrischende Momente im Stück. Ihr perfektes Timing und ihr Gespür für Humor ließen mich mehrfach laut auflachen. Man kann nur hoffen, dass den beiden in Zukunft noch mehr "Vaudeville Duo"-Material geschrieben wird – bitte!
Ein weiteres Highlight waren Inga Jamry und Marco Linke als Ehepaar. Obwohl es sich um eine Ensemble-Geschichte handelt, hätte ich gerne noch mehr Zeit mit diesen beiden Charakteren verbracht. Ihre Darstellung war so authentisch und berührend, dass sie mich noch lange nach dem Verlassen des Theaters beschäftigte. Wer meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich immer einen Favoriten des Abends habe. Dieses Mal ist es eindeutig Inga Jamry. Bereits in „Boygroup“ (Mai 2019 in der Komödie am Klosterplatz, Bielefeld) fiel sie mir positiv auf. Während die vier Jungs der Gruppe natürlich großartig waren, war es Inga, die als strahlende Seele auf der Bühne hervorstach. Auch in "Frei und Grenzenlos" bringt sie eine Tiefe und Wärme in ihre Rolle, die das Publikum sofort in ihren Bann zieht.
Die Handlung, die 1987 beginnt, zeigt die unterschiedlichen Reaktionen auf die politischen Veränderungen in der DDR. Die Liebesgeschichte zwischen dem West-Berliner Germanistik-Studenten Jonas und Lena aus dem Osten fügt eine zusätzliche Ebene von Spannung und Sehnsucht hinzu. Die Inszenierung von Kay Kruppa und Frank Pinkus ist ein Meisterwerk, das die emotionalen Höhen und Tiefen dieser Ära einfängt.
Erfrischend war auch die Songauswahl. Die Live-Band, bestehend aus unserer talentierten Theaterband, spielte Stücke von den Puhdys, Karat, City, Nina Hagen, den Scorpions, Udo Lindenberg bis hin zu Herbert Grönemeyer. Statt der üblichen Standardsongs, bei denen das Publikum automatisch mitklatscht (obwohl einige es trotzdem schafften), wurden Lieder gewählt, die perfekt zu den Momenten und Emotionen auf der Bühne passten. Dies verlieh der Aufführung eine zusätzliche Tiefe und Authentizität.
Ein kleiner Wermutstropfen war das Verhalten einiger Zuschauer. Es waren viele Herren über 60 im Publikum, die es sich nicht nehmen ließen, während der Vorstellung ihren Begleitungen historische Hintergründe zu den Szenen zu erklären. Dafür ist die Pause da. Es wäre respektvoller gewesen, den Künstlern und dem Stück die ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.
Dennoch trübte dies nicht die Gesamtwirkung des Abends. Mit acht Schauspieler*innen (alle Top besetzt) in mehreren Rollen und einer Live-Band wurde ein Theatererlebnis der Extraklasse geboten. Die Grenzen zwischen Bühne und Publikum verschwammen, und man wurde förmlich in die Geschichte hineingezogen.
An diesem besonderen Datum wurde die Aufführung zu einem noch intensiveren Erlebnis. Sie erinnerte daran, wie weit wir gekommen sind und wie kostbar Freiheit und Einheit sind. "Frei und Grenzenlos" ist nicht nur ein Theaterstück, sondern ein kraftvolles Statement, das zum Nachdenken anregt und noch lange nachhallt.
Rundum war es eine perfekte Aufführung, die man nicht verpassen sollte. Ich kann dieses Stück wärmstens empfehlen und hoffe, dass noch viele die Gelegenheit haben werden, sich von dieser beeindruckenden Produktion verzaubern zu lassen.
Inszenierung: Kay Kruppa
Spieldauer: 2 Stunden
Mit: Christian Hamann, Josefine Heidt, Lisa Herrmann, Kai Hochhäusler, Inga Jamry, Marco Linke, Sven Mein, Marcus Rudolph sowie unserer Theaterband
Die Geschichte beginnt im Jahre 1987, und auch wenn durch „Perestroika“ und „Glasnost“ Bewegung in die UdSSR kommt, ist davon in der DDR noch nicht viel zu spüren. Während sich Buchhändler Lukas Bach mit den Verhältnissen hinter dem „Eisernen Vorhang“ begnügt und seinen Unmut allenfalls durch politische Witze äußert, wächst die Systemkritik bei seiner Frau Heike und seinem Halbbruder, dem renommierten Schauspieler Paul Keller – im steten Bewusstsein, dass der Staat seine Ohren überall hat.
Währenddessen weiß in West-Berlin der Germanistik-Student Jonas die wenigen Vorzüge jenseits der Mauer zu schätzen, denn dort gibt es die für sein Studium benötigten Bücher quasi nachgeworfen. Ausgerechnet in Lukas’ Buchhandlung am Alexanderplatz trifft er zudem die Liebe seines Lebens, Lena. Doch welche Zukunft kann eine Beziehung haben, wenn Jonas lediglich 45 Tage pro Jahr über die Grenze darf – natürlich ohne Übernachtungen …?
Schon bald verliert Heike ihre Stelle im Kinderhort, weil sie nicht „linientreu genug“ sei, und auch Paul bekommt immer kleinere Rollen, bis er als „staatsgefährdende Person“ aus dem Ensemble fliegt. Immer größer wird ihr Wunsch, „rüberzumachen“, endlich frei und grenzenlos zu sein. Doch welche Konsequenzen hätte das für die beiden – und für Lukas …?
Übrigens:35 Jahre Mauerfall – eine weltgeschichtliche Sensation, die Ausgangspunkt für die Wiedervereinigung Deutschlands war und uns alle bewegt hat, feiert Jubiläum. Ein Ereignis dieser Tragweite verdient eine spektakuläre Produktion, dachten sich Kay Kruppa und Frank Pinkus. Sie schrieben ein Schauspiel, dass die emotionale Bandbreite dieser Geschehnisse zwischen Glück und Verzweiflung hautnah einfängt. In Kombination mit der mitreißenden Livemusik unserer Theaterband wird diese Aufführung zu einem unvergesslichen Theaterabend à la „CASH“. Mit dabei ist die Musik zeitgenössischer Interpreten aus Ost und West – von den Puhdys, Karat und City über Nina Hagen bis hin zu den Scorpions, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer – alles live gespielt und mit Gänsehautgarantie. Kommen Sie mit uns auf eine fesselnde Theaterreise in das Berlin der späten 80er Jahre!
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