Eine tiefschwarze Operette wollte Stephen Sondheim mit seinem "Sweeney Todd. The Demon Barber of Fleet Street" schreiben - und das ist ihm durchaus gelungen. Mit acht Tonys wurde die Uraufführung von SWEENY TODD am Broadway 1979 ausgezeichnet. Sondheim legt hier eine grotesk pervertierte Opernhandlung vor, die einen Barbier, ein Mündel, böse Heiratsabsichten und grausige Vergeltungen in den Mittelpunkt stellt: Sweeney will erlittenes Unrecht rächen und mutiert dabei selbst zum Bösewicht à la Michael Kohlhaas. Zum 85. Geburtstag des Komponisten blickt das Theater Freiburg wieder auf diesen Klassiker, der dort vor 30 Jahren seine deutsche Erstaufführung erfahren hat.
Das Premierenpublium am vergangenen Samstag zeigte sich begeistert, die Kritiken von Freiburgs SWEENY TODD sind positiv bis gemischt:
Alexander Dick (Badische Zeitung): "... Sondheims Musik ist gut durchgearbeitet, rhythmisch anspruchsvoll und fordert Hörer wie Interpreten heraus. [...] Die Qualität der Darsteller ist jedoch exzellent. [...] Das Regie- und Choreographie-Team Gary Joplin und Emma-Louise Jordan will (Sweeny Todd) bewusst den Grusel nehmen: Horror - das sind anderen, das ist die verkommene, korrupte Gesellschaft, in der der Mensch dem Menschen wenn schon nicht Wolf, so doch Ratte ist. Das wäre eine Art Botschaft dieses meist in rabenschwarzes Licht getauchten Abends, den Thomas Rump mit drei beweglichen Türmen auf die Drehbühne gestellt hat. Für Grusel und Groteske sorgen vor allem Sarah Mittenbühlers preiswürdige Fantasy-Kostüme irgendwo zwischen Gothic und Commedia dell'Arte - vielleicht der Höhepunkt der Produktion. Gerade in den Ensembleszenen, zum Beispiel beim makabren "Leichenschmaus", pardon: Pastetenessen zu Beginn des zweiten Akts wirken Bewegungsregie und Ausstattung optimal zusammen..."
Georg Rudiger (Südkurier): [...] haben sich die Regisseure entschlossen, das Musical zur Freiburger Saisoneröffnung erneut auf Deutsch zu spielen, um eine größere Unmittelbarkeit zu erreichen. Das gelingt aber leider nicht, weil die Textverständlichkeit besonders in der von Derrick Lawrence gesungenen Titelpartie zu schlecht ist. Überhaupt klingen die deutschen Songtexte wie bei der Ballade „Ich fühl dich, Johanna" ziemlich unsexy. Aber auch das Timing der Dialoge ist suboptimal. [...] Die wichtigste Pflicht eines Musicals, nämlich gut zu unterhalten, wird an diesem Abend nur zum Teil erfüllt. Besonders der erste Teil gerät zäh, die Szenen wirken zusammengeklebt, die Spannung wird kaum mitgenommen. [...] Nach der Pause wird der Thrill stärker. Die Spannung spitzt sich zu, die Übergänge gelingen besser. Und auch die etwas verloren wirkenden Türme geraten mehr in Bewegung. Die spezielle Verbindung von Horror und Humor funktioniert..."
Vorstellungen von SWEENY TODD laufen am Theater Freiburg noch bis März 2016, mehr Informationen gibt es unter theater.freiburg.de.
Photo Credit: Maurice Korbel
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