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Premierenreport: Theater Chemnitz wird mit CHESS politisch und rockig zugleich

By: Oct. 13, 2015
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Die Augen der Welt richteten sich 1972 auf die unscheinbare isländische Hauptstadt Reykjavik, da dort beim Schachturnier um den Weltmeistertitel plötzlich ein Amerikaner und ein Sowjetrusse aufeinandertrafen: Vertreter zweier waffenstarrender Supermächte, die seit Jahren darum rangen, aus einem „Kalten" keinen Weltkrieg entstehen zu lassen. Plötzlich waren Medien aus aller Herren Länder vor Ort, die Sicherheitsvorkehrungen glichen denjenigen bei politischen Gipfeltreffen, Schach wurde zum Volkssport. Aus den historischen Gegnern Boris Spassky und Bobby Fischer wurden der Sowjetrusse Anatoly Sergievsky und der exzentrische US-Superstar Frederick Trumper. Das zungenbrecherische Reykjavik mutierte zum sängerfreundlichen Meran(o), der zweite Akt wanderte ins heiße Bangkok - doch was wäre ein Musical ohne Liebe? Nach einem jahrhundertealten Bühnenrezept verknüpfte Tim Rice das Politische untrennbar mit dem Privaten, setzte eine attraktive Frau zwischen die beiden Männer und ließ - das ist der Clou an CHESS - die Handlung sukzessive selbst zum Schachspiel gerinnen. Benny Andersson und Björn Ulvaeus untermalten das Schachspiel mit sinfonischem Gestus und krönten ihre Partitur mit einer ganzen Reihe großartiger Songs, darunter die Hits "One Night In Bangkok" und "I Know Him So Well".

Am Broadway gescheitert, aber wegen seines unvergleichlichen Scores doch immer wieder irgendwo erfolgreich zur Auffuhrung gebracht. Jetzt hat sich auch das Theater Chemnitz an dieses nicht ganz einfache Musical CHESS aus der Feder von ABBA's Benny Andersson und Björn Ulvaeus in Kooperation mit Tim Rice gewagt, und das mit Erfolg. Die Premiere am vergangenen Samstag wurde von Publikum und Presse gleichsam gefeiert:

Marianne Schultz (Freie Presse): "...Überhaupt ist Stankes Frederick voller Leben, emotional und unberechenbar - ein Typ, der Spaß macht. Ottes artiger Anatoly wirkt dagegen ein bisschen leblos, dennoch finden beide ihre Form. Packend wird die Inszenierung vor allem, wenn Tänzer während der zwangsläufig eher statischen Schachszenen den Krieg der Systeme in Bewegung gießen, natürlich Schwarz-Weiß: Die tolle Choreografie von Danny Costello gibt der Aussage des Stücks inhaltliche Tiefe, die sich in den Worten eher nicht erschließt - denn gibt es arg viele plakative Klischees um Geld, Macht, Instrumentalisierung, Spionage und schönen Frauen..."

Victoria Winkel (Chemnitzer Morgenpost): "...In den Hauptrollen glänzen Patrick Stanke (Frederick), Matthias Otte (Anatoly) und Roberta Valentini (Florence) mit starken Stimmen, großartigem Timbre und unglaublicher Bühnenpräsenz. Zudem besticht die Inszenierung (Bühne/Kostüme: Ulv Jakobsen) durch opulente Kostümausstattung und abwechslungsreiches Bühnenbild. Die Schachpartien werden vom Ballett gelungen interpretiert. Eine schöne Hommage an die Schöpfer des Musicals ist der Pop-Chor (Elisabeth Markstein, Claudia Müller-Kretschmer, Michael Beck und Robert Schmelcher) in schwarz-weißer ABBA-Optik..."

Einige Fotos von der CHESS Produktion in Chemnitz liefern auserdem einen visuelen Uberblick.

Photo Credit: Dieter Wuschanski/Theater



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