News on your favorite shows, specials & more!

Premierenreport: MY FAIR LADY zum ersten Mal an der Komischen Oper Berlin

By: Dec. 02, 2015
Enter Your Email to Unlock This Article

Plus, get the best of BroadwayWorld delivered to your inbox, and unlimited access to our editorial content across the globe.




Existing user? Just click login.

Eines der berühmtesten Musicals überhaupt ist zum ersten Mal an der Komischen Oper Berlin zu sehen: Frederick Loewes und Alan Jay Lerners MY FAIR LADY. In der Inszenierung des ehemaligen Intendanten Andreas Homoki sind Katharine Mehrling (ab 15.12. im Wechsel mit Winnie Böwe) als Blumenmädchen Eliza Doolittle und Max Hopp als verschrobener Professor Higgins zu erleben. Die Neuproduktion siedelt die Geschichte in einem sinnbildhaften Raum an, mit Kostümen im Stil der 1920er Jahre. Die Musikalische Leitung übernimmt die Erste Kapellmeisterin Kristiina Poska.

Als Phonetik-Koryphäe und leidenschaftlicher Verfechter der reinen Sprache will Higgins beweisen, dass der brillante Schliff der Sprache Tür und Tor zu den höchsten Gesellschaftskreisen öffnet. Der Zufall bringt ihn mit der armen Blumenhändlerin Eliza zusammen, die sich nach gesellschaftlichem Aufstieg sehnt. Mit ihrem frechen Mundwerk, das ausschließlich den Dialekt beherrscht, ist sie das ideale Versuchs­objekt. Was Higgins bei seinem Experiment vergisst: Eliza mag ihren Dialekt verloren haben, nicht aber ihren starken Willen...

Die Premiere fand am vergangenen Samstag statt, und wir haben hier die Pressestimmen für euch zusammengefasst:

Andreas Falentin (Die Deutsche Bühne): "... Kein Ausstattungspomp. Kein Milieu-Realismus. Den ganzen Abend sehen wir auf Vorhänge und viele, viele Grammophone. Für die Andeutung von Higgins' Behausung auf der Vorderbühne reicht ein Ledersessel. Der Rest sind Kleinigkeiten: Texte und Lieder scheinen spontan aus den Beteiligten hervorzubrechen. [...] Noch spannender ist Katharina Mehrlings Eliza. Ihr nimmt man sowohl das Blumenmädchen als auch die Lady ab. Aber sie ist kein Sonnenschein wie weiland Audrey-Darling. Sie hat Widerhaken und führt die ihr von Higgins auferlegte Glätte im zweiten Teil geradezu unangenehm vor. [...] Wie weiland Harrison geht (Max Hopp als Higgins) die Songs dezidiert als Schauspieler an, also vor allem von Rhythmus und Rhetorik herkommend - und ist dabei unglaublich viel beweglicher als das große Vorbild..."

Clemens Haustein (Berliner Zeitung): "...Bei Homoki stimmt immerhin das Tempo. Der Druck, die letzte, aufgedrehte Begeisterung fehlt jedoch, weshalb es letztlich beim Eindruck des Brav-Gediegenen bleibt, das gerne cool sein möchte. Das Orchester der Komischen Oper, geleitet von Kristiina Poska spielt Loewes geschmeidige Musik passend lässig aber auch ohne Glanz. Max Hopp als Professor Higgins ist zu förmlich-glatt, als dass man seiner Figur die abstrusen Meinungen als Verrücktheiten durchgehen lassen könnte. Sonnenschein der Aufführung ist Katharine Mehrling, die Elizas Wandlung vom Gör zur Weltdame glaubhaft nachvollzieht. Als Schwarzweiß-Film wäre das recht hübsch. In Farbe wirkt es recht oll..."

Frederik Hanssen (Tagesspiegel): "... In seiner Inszenierung drückt sich Andreas Homoki allerdings davor, den Musical-Klassiker auf seine Gegenwartstauglichkeit hin zu befragen. Ganz sanft nur verschiebt er die Handlung nach vorn, aus den Zehner- in die Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts. [...] Everybody's Darling aber ist natürlich Katharine Mehrling, eine Granate als Gossengöre, zart und zerbrechlich wie weiland Audrey Hepburn in der Ballnacht, umflossen von schwarzem Glitzerstoff, die Einzige mit Mumm zwischen all den männlichen Würstchen im Finale. Dass aus ihrem Gesang immer wieder überraschende Edith-Piaf-Töne herausleuchten, mit rollendem R und kleinen Chanson-Schluchzern veredelt, macht ihre chamäleonhaft schillernde Eliza nur noch charmanter..."

Julia Kaiser (Morgenpost): "... Die Sopranistin Katharine Mehrling hat ihr Publikum in der Hand, wie sie stottert und kiekst, auf Elizas ehrgeizigem Weg, eine Lady zu werden. Ihre Arien sind mädchenhaft leicht, haben dabei ein herrliches Schnodder-Timbre. Max Hopp als Higgins ist der perfekte Antiheld und von Regisseur Andreas Homoki schon in einer frühen Szene mit Christoph Späth alias Oberst Pickering zum glücklichen Paar bestimmt. Als Alleskönner im Ensemble der Komischen Oper fasziniert Jens Larsen in der Rolle von Elizas schlitzohrigem Vater, immer auf der Suche nach "nem kleen Stickchen Glick". [...] Mit bravourösen Sängern und glänzender Ausstattung, aber ohne überflüssige Knalleffekte zeigt die Inszenierung, wie wir "fair", also schön, aber auch gerecht sein können, wenn wir aus unseren Unzulänglichkeiten das Beste machen..."

Andre Sokolowski (Der Freitag): "... Max Hopp - ein nicht nur auf Berliner Bühnen hochbeliebter und bekannter Schauspielstar - gibt dem Professor Higgins die ihm eigene sprachliche Hochdelikatesse, ebenso reichert er ihn mit Witz und Charme an. Katharine Mehrling (als Eliza Doolittle) scheint sicherlich vom Typ her eine Idealbesetzung: kleines, freches Ding mit Herz & Schnauze. Ihr gesangliches Vermögen, was die Höhen angeht, ist dann allerdings begrenzt. Jens Larsen (als Elizas Gossengörenvater) schießt den Spielspaßvogel ab, sein "Heute morgen mach' ich Hochzeit" wird zum eigentlichen Highlight der an sich behäbigen und allzu hingestellten Produktion..."

Foto Credit: Iko Freese



Comments

To post a comment, you must register and login.






Videos