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BWW Interviews: Iris Limbarth vom Jugendclub des Hessischen Staatstheater Wiesbaden spricht über die Premiere von 42nd Street

By: Aug. 03, 2013
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Mit einem großen Theaterfest am 31. August startet das Hessische Staatstheater Wiesbaden in die neue Spielzeit, bei dem auch einige Premieren auf dem Programm stehen. Die erste davon kann am schon 1. September erleben, wenn das Jugendclub Theater im Kleinen Haus 42nd Street aufführt.

Zwecks dieser Premiere hatte ich kürzlich die Gelegenheit der Leiterin des Jugendclubs Iris Limbarth ein paar Fragen zu ihrer Arbeit mit dem Theaternachwuchs im Allgemeinen und zu den Herausforderungen von 42nd Street im Besonderen zu stellen.

BWW: Zuerst einmal ein paar Worte zum Jugendclub Theater. Welche Altersgruppen umfasst das Ensemble? Nehmen die Mitglieder in der Regel Tanz-, Schauspiel-, oder/und Gesangsunterricht außerhalb ihrer Arbeit an den Produktionen?

Iris Limbarth: Wir machen einmal im Jahr ein Casting für Leute im Alter von 15-25 Jahren, und ergänzen das bestehende Ensemble. Die meisten bleiben so 2-4 Jahre, bis zum Studium quasi. Aber einige, die es nicht als Beruf machen wollen, denen es aber trotzdem viel bedeutet, bleiben auch länger. Im Moment haben wir ein paar Talente, die 14 Jahre sind und ein paar, die Ende 20/Anfang 30 sind.

Wir starten immer im Januar mit den Proben für die Produktion die dann Anfang September Premiere hat. Wir proben immer Samstags/Sonntags von 13-19 Uhr und beginnen erst mal mit dem Basis-Training für Tanz, Gesang und Schauspiel. Das läuft auch begleitend während den Proben zum Stück. Wer es aber als Beruf anstrebt, nimmt noch zusätzlich Unterricht. Zum Ende hin proben wir dann auch unter der Woche abends jeden Tag.

BWW: Das Repertoire des Jugendclub Theaters ist sehr gemischt, es reicht von den amerikanischen Klassikern der „goldenen Ära des Musicals" wie Anything Goes über Musicals aus den 60igern (Grease, Sweet Charity) bis hin zu modernen Rock Musicals wie Rent. Wie wählen Sie die Stücke aus, die Sie aufführen wollen?

Iris Limbarth: Musicals sind meine Leidenschaft. Ich kenne nahezu alle Musicals und liebe eben auch die Vielfalt der Musik, der unterschiedlichen Ansätze, Geschichten und auch Tanzstile. Ich versuche ihnen diese Vielfalt näher zu bringen. Meistens kennen Sie ja erst mal nur solche Stücke, wie König der Löwen, Tarzan etc. oder eben Stücke, die sie im Jugendclub gesehen haben und sich deshalb bei uns bewerben. Ich versuche ihren Horizont für Musicals, aber auch für das Theater überhaupt, zu erweitern.

Zusätzlich müssen die Stücke auf unser Ensemble passen. Wir haben immer mehr begabte Mädchen als Jungs. Deshalb kommen für mich Stücke, die kaum Frauenrollen haben erst mal nicht in Frage. Dann kommt dazu, dass man als Amateurproduktion nicht für alle Stücke die Aufführungsrechte bekommt, Stücke für Orchester darf man oft nicht mit einer Band spielen. (Wir haben für die große Produktion im Kleinen Haus 10 Musiker und in der Wartburg 4-5) Zu guter Letzt muss ich meine Vorschläge mit der Intendanz abstimmen.

BWW: Wie ist dann der Prozess nachdem Sie sich für ein Musical entschieden haben? Orientieren Sie sich an der Originalproduktion oder versuchen Sie, gerade im Fall der alten Werke wie jetzt auch 42nd Street, dieses in ihrer Inszenierung zu modernisieren und aufzufrischen?

Iris Limbarth: Gemeinsam mit meinem Team (Bühnenbild/Kostüm/Musik) versuche ich immer einen eigenen Weg zu finden. Natürlich haben die Stücke immer in allen Inszenierungen Ähnlichkeiten, durch die Vorlage. Aber unsere Chance ist ja, dass wir frei damit umgehen können, anders als hiesige Großproduktionen. Wir versuchen mit unseren Stärken zu punkten. Neben dem Talent der jungen Leute, ist die größte Kraft der Jugendclubproduktionen, die unbändige Spielfreude.

Ich bin kein Freund krampfhafter Modernisierungen, so etwas wie West Side Story mit Handys, finde ich unnötig. Auch mit der klassischen Zeit überträgt sich, was von der Essenz auch heute noch wichtig ist. Nichts desto trotz wollen wir keine museale Aufführung machen und suchen einen kreativen, frischen Weg für das Stück.

BWW: Das Stück spielt dass im New York der 1930iger spielt. Diese Welt kennt man, wenn überhaupt, aus alten Filmen und die Weltanschauung unterscheidet sich drastisch von der heutigen. Wie gelingt es Ihnen und den jungen Schauspielern Zugang zu einem solchen Werk zu finden. Sind die darin angesprochenen Themen überhaupt noch relevant?

Iris Limbarth: In 42nd Street geht es hauptsächlich darum ein Musical auf die Beine zu stellen. Es geht um die Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst, dass Investoren abspringen, Angst vor Misserfolg, Angst vor dem Alter. Aber vor allem um die Leidenschaft für Tanz und Theater, das Leben und die Liebe. Damals gab es eine Wirtschaftskrise, heute auch. Es war uns also gar nicht so fremd. Wir sprechen über diese Dinge im historischen Kontext, aber im Grunde sind die Themen uns nicht fremd. Im Grunde ist die anfängliche Audition Szene wie ein Jugendclub Casting und im Grunde weist die gesamte Geschichte Parallelen zu unserer Produktion auf. Auch wir müssen für unsere Produktion um Geld kämpfen. Wer kriegt die Hauptrolle, wer darf in welcher Nummer mittanzen usw.

Ein bisschen spannender war da unsere letzte Produktion Hair. Freie Liebe, Drogen, friedlicher Protest, das ist der Jugend heute doch viel fremder.

BWW: In 42nd Street wird gesteppt. War das eine besondere Herausforderung?

Iris Limbarth: Ja, definitiv. Wir haben schon in Anything Goes und in Crazy for you gesteppt, aber in 42nd Street liegt die Messlatte deutlich höher. Es macht aber allen großen Spaß und ich glaube, wir werden ein ordentliches Ergebnis abliefern.

Wir haben ja im deutschsprachigen Raum keine große Tradition mit Musicals überhaupt und schon gar nicht mit steppen. In England und den USA gibt es solche Sachen schon in der Schule. Bei uns ist das noch sehr am Anfang. Schultheater überhaupt wird noch sehr stiefmütterlich behandelt.

BWW: Im nächsten Jahr steht zusätzlich noch die Premiere von Das Geheimnis des Edwin Drood auf der Wartburg ins Haus. Diese Show hatte gerade ein sehr erfolgreiches Revival in New York. Beeinflusst so etwas Ihre Entscheidung in Stück ins Repertoire aufzunehmen oder beeinflusst es die die Produktion selbst?

Iris Limbarth: Natürlich beeinflussen solche Ereignisse eine Entscheidung. Ich habe über dieses Stück vor ein paar Jahren schon mal nachgedacht. Aber im Theater kannte es keiner. Jetzt konnte ich sagen: Schaut mal, es läuft am Broadway und dann am Theater in Münster. Das macht die Überzeugungsarbeit einfacher.

Auch hier werden wir wieder einen eigenen Weg suchen und finden. Die Grundgeschichte, dieses Theater im Theater spielen, das Interagieren mit dem Publikum, ist so witzig. Alle sind schon total gespannt auf diese Produktion.

BWW: Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft. Gibt es ein besonderes Stück dass Sie oder das Ensemble unbedingt auf die Bühne bringen wollen, etwas wozu Sie bisher noch keine Gelegenheit hatten?

Iris Limbarth: Es gibt so viele interessante Stoffe, die leider oft nicht so zugkräftige Titel haben oder als Kassengift gelten. Zum Beispiel die Stücke von Sondheim. Sweeney Todd oder Into the woods wollten wir schon mal machen, wollte das Theater aber nicht. Ebenso Merrily we roll along. Hairspray wollten wir machen, aber es ist komischerweise schwer in unserer Gegend Afro-amerikanische Amateurdarsteller zu finden. Spring Awakening durften wir nicht machen, weil das Schauspiel im Haupthaus Frühlingserwachen machen wollte. Aber das wären noch mal Möglichkeiten, vielleicht dann unter der neuen Intendanz.

Zunächst gibt es aber in dieser Spielzeit aber erst mal 42nd Street und Das Geheimnis des Edwin Drood als Premieren, sowie Wiederaufnahmen von Hair, Der Kleine Horrorladen und The Full Monty. Die Aufführungstermine sind wie folgt:

42nd STREET

Sonntag 01. September 18.00 Uhr Premiere

Donnerstag 05. September 19.30 Uhr

Sonntag 15. September 19.30 Uhr

Freitag 27. September 19.30 Uhr

Sonntag 06. Oktober 19.30 Uhr

Mittwoch 16. Oktober 19.30 Uhr

Sonntag 27. Oktober 19.30 Uhr

Mittwoch 01. Januar 2014 um 18.00 Uhr

HAIR

Samstag 07. September 19.30 Uhr Wiederaufnahme

Mittwoch 11. September 19.30 Uhr

Donnerstag 19. September 19.30 Uhr

Sonntag 29. September 19.30 Uhr

Donnerstag 10. Oktober 19.30 Uhr

DER KLEINE HORRORLADEN

Samstag 21. September 19.30 Uhr Wiederaufnahme

Sonntag 20. Oktober 18.00 Uhr

THE FULL MONTY

Sonntag 22. September 18.00 Uhr Wiederaufnahme

Mittwoch 25. September 20.00 Uhr

Mittwoch 02. Oktober 20.00 Uhr

Freitag 25. Oktober 20.00 Uhr

Samstag 26. Oktober 20.00 Uhr

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit beim Theaterfest am 31. August ab 14 Uhr Ausschnitte von 42nd Street und The Full Monty zu sehen. Weitere Informationen zum Jugendclub Theater finden Sie hier.

Photo Credit: Jugendclub Theater



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