Tanguera - Das Tango Musical ist in diesem Sommer nach 2009 das zweite Mal in Deutschland auf Tournee und feierte am 26.06. seinen Auftakt in der ausverkauften Alten Oper Frankfurt. Seine Geburtsstunde erlebte diese einzigartige Show 2002 in Buenos Aires und wurde erst von den Argentiniern, und dann vom Rest der Welt bejubelt. Tango Reveuen gab es schon viele, aber was Tanguera von allen anderen unterscheidet, ist dass die Show eine Geschichte erzählt - die authentische Geschichte des Argentiniens der Jahrhundertwende und die Geschichte des Tangos selbst.
Es beginnt mit der Ankunft der jungen Französin Giselle (Leticia Fallacara), die einem falschen Heiratsversprechen folgend in Buenos Aires von Bord eines Auswandererschiffes geht, dort aber in die Hände des Mafiosos Gaudencio (Dabel Zanabria) gerät. Dieser ist der gnadenlose Anführer eines Prostitutionsringes, Zuhälter und Besitzer eines Tanzlokales und Bordells, in dem nun auch die mittellose Giselle arbeiten soll. Zuvor trifft sie jedoch den Hafenarbeiter Lorenzo (Esteban Domenichini) und zwischen den beiden entflammt Liebe auf den ersten Blick. Es beginnt ein Kampf um Liebe und Macht, um Leidenschaft und Unterwerfung.
Die 90-minütige Show gleicht dabei eher einem Ballet als einem Musical, einem Tango Ballet, denn gesungen wird nur wenig, und gesprochen gar nicht. Stattdessen wird jeder Aspekt der Handlung durch Tanz dargestellt, durch argentinischen Tango. Die Tänzer, alle aus Argentinien und teilweise sogar aus der Originalproduktion von 2002, haben diesen Tanz im Blut und setzen die brillante Choreografie der Tango Meisterin Mora Godoy exzellent um. Feurige Rhythmen mit rasend schnell Schrittfolgen wechseln sich ab mit melancholischen Melodien und langsamen Tänzen, die von Liebe und Sehnsucht erzählen. Momente, in denen nur ein einziges Paar auf der Bühne steht werden abgelöst von Szenen in denen das gesamte Ensemble in beeindruckenden Tanzszenen zusammen kommt. Diese Augenblicke sind auch die größten Highlights der Show.
Akzente werden von dramatischen Beleuchtungseffekten gesetzt, die dazu beitragen die Natur des Tangos hervorzuheben. Ungleich den fließenden europäischen Standardtänzen ist der Tango in seinen Bewegungen eher hart, präzise und schneidig. Auch ist er nicht verspielt und locker wie andere Latein-Tänze. Er betont die Dominanz und Führung des Mannes und die Unterwerfung der Frau. Alle Tänzer, sowohl im Ensemble als auch in den Hauptrollen, setzen dies perfekt um.
Tanguera ist eine besondere Show, wie man sie zuvor noch nicht gesehen hat. Ein bisschen Musical, ein bisschen Ballet, und vor allem ganz viel Tango. Darüber hinaus erzählen Musik, Tanz und Ausdruck (der leider in den hinteren Rängen der Alten Oper auf Grund der großen Entfernung zur Bühne wohl etwas verloren gehen wird) von der Geschichte Argentiniens, und entführen das Publikum in eine fremde Welt, in eine längst vergangene Zeit.
Dieses Feuerwerk der atemberaubend schnellen Schritte kann noch bis zum 30. Juni in der Alten Oper in Frankfurt, und danach in Hannover, Linz und Köln erlebt werden.
Tourdaten:
Frankfurt, Alte Oper: 26. bis 30. Juni 2013
Hannover, Staatsoper: 02. bis 07. Juli 2013
Linz, Brucknerhaus: 09. bis 14. Juli 2013
Köln, Philharmonie: 16. bis 28. Juli 2013
Photo Credit: Manuel Navarro de la Fuente (Top) & Alex Rumford (Bottom)
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