Die Mathematik der Anna Depenbusch
Anna Depenbusch
IN SCHWARZ WEISS – SOLO am Klavier
Selten begann ein Jahr in Pop-Deutschland so erfreulich und überraschend wie das
Jahr 2011. Im Januar erschien „Die Mathematik der Anna Depenbusch". Mit dem
Album etablierte sich Anna Depenbusch fast aus dem Stand als PopChansonsängerin von Format, voller Esprit, Leichtigkeit und Tiefsinn. Texte und Musik
hatte sie selbst geschrieben. „Die Mathematik" war alles andere als arithmetisches
Graubrot für die grauen Zellen. Vielmehr ein hinreißender Film für die Ohren, opulent
arrangiert und ungewöhnlich fantasievoll produziert. Vier Lieder wurden sogar von
einem Sinfonieorchester eingespielt. Die Resonanz auf die Platte war sehr erfreulich.
Die Zeitungen schrieben, Radio- und Fernsehsender rissen sich um Interviews und
Auftritte. Auch auf einer großen, vierwöchigen Deutschland-Tour im Frühjahr mit Band
nahm Anna Depenbusch mit ihrer hintergründigen Fröhlichkeit das Publikum im Sturm.
Nur wenn sie damals schlafen ging, blieb ein Wunsch wach: die Lieder alle noch einmal
aufzunehmen. Allein. Am Klavier. Ohne Netz und doppelten Boden. Nur ihre Stimme,
dazu das große, geheimnisvolle Instrument voller entdeckter und noch zu entdeckender
Klänge.
„Ich war es den Liedern schuldig", sagt Anna. Denn die Songs waren ursprünglich alle
am Klavier entstanden, und zwar so, dass Anna sie jederzeit auch allein vortragen
könnte. Dabei hatte sie als Kind um das Instrument am liebsten einen großen Bogen
gemacht. „Ich hatte Unterricht, aber ich hab das Klavier gehasst." Vor drei Jahren
öffnete sich plötzlich der dunkle Sesamkasten mit der schwarz-weissen Tastatur. Anna
stellte fest, dass nichts sich dem lebendigen Fluss ihres Gesangstempos und dem Auf
und Ab den Stimmungen und Lautstärken so wunderbar anpasst wie ein Klavier, das
sie selbst spielt. Um auch handwerklich wieder mit dem Instrument warm zu werden,
zog sie sich damals einen Winter lang ins Schloss Salzau zurück, wo sich um diese
Jahreszeit Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Mutterseelenallein war sie da. Das ist so
Annas Art, seit sie vor zehn Jahren auf einer langen, unbegleiteten Reise nach Island
sich selbst nahekommen wollte und wie nebenbei auch noch einen ganzen Haufen alter
Ängste verlor. In der Einsamkeit und Dunkelheit des Nordens fühlt Anna sich wohl.
Phasen des Alleinseins sind auch dazu da, das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zu
festigen. Jetzt, nach dem tollen Überraschungserfolg mit der „Mathematik", wollte
Anna als Interpretin ihrer Lieder die totale Freiheit des Alleinseins auch im Studio
erleben. Kein Klick im Ohr, kein regelmäßig tickendes Schlagzeug, keine
Gruppendynamik. Nur ihr Atem, ihre Songs und das spät geliebte Zauberinstrument und
eine Schlafmatratze mitten im Aufnahmeraum. Sie war neugierig auf sich selbst: Wie
vielseitig kann ein Album sein, wenn sich alles nur noch auf das Wesentliche reduziert?
In schwarz-weiss hat Annas Stimme neue Freiräume gewonnen. Mit diesem
Soloalbum markiert sie ihre Position im Kosmos der singenden Pop-Damen deutscher
Zunge noch einmal neu. Jetzt leuchtet sie als besonders heller, in vielen Zwischentönen
schillernden Stern. Nicht nur in der Fotografie ist schwarz-weiss zugleich das Format
für klare Kontraste und für eine ganze Welt voller Schattierungen. So persönlich, so
intim hat man Anna noch nie gehört. Sie flüstert und pfeift („An mir ist eine kleine Ilse
Werner verloren gegangen"), sie streichelt, bebt, tröstet und spottet mit ihren Tönen.
Die prächtig pulsierende Disco-Pop-Nummer „Wir sind Hollywood" erscheint hier in
dem sphärischen Ungefähr, das der Text umschreibt. Die Musik kommt der Illusion jetzt
viel näher. Wer bei den Konzerten im Frühjahr ihre Version von Billy Joels „She's
always a woman" mochte, bekommt das Stück jetzt in einer zwischen Wucht und
Federleichtigkeit hüpfenden Fassung mit einem tollen deutschen Text. Bei „Alles auf
Null", einem Wiederaufrichte-Lied für Menschen mit Liebeskummer, lässt Anna die
Tasten ganz ruhen und beklopft stattdessen nur den Korpus des Flügels. Und
manchmal, wie in der „Haifischbarpolka", huschen tatsächlich flackernde Bilder vom
Cabaret der zwanziger Jahre vorbei. Dann scheint sich das Instrument unter ihren
Fingern zu biegen zu atmen wie ein Akkordeon. Die Chansonnière probiert sich als
Diseuse, als Erzählerin, als spannende Unterhalterin.
Ab und an doppelt sie eine Stimme, fügt eine zweite hinzu, aber das große Studio-Fass
hält sie sorgsam verschlossen. Wie schon auf dem „bunten" Mathematik-Album hat
Anna Depenbusch auch hier wieder beim Mischen den üppigen Klavierklang
beschnitten, ihn dunkel gemacht. „Ich mag diesen gedeckten Sound. Man soll ruhig die
Mechanik hören und das Quietschen des Hockers, ich finde das toll." Sie will ja keine
Pianistin sein, sie spielt nur schön Klavier. Und traut sich dann doch kleine
Instrumentalnummern zu, die sich über das Album verteilen. „Fräulein im Walde" oder
„Träumerle" heißen diese Lieder ohne Worte, reich in ihrer Harmonik. Miniaturen, die
man sich auch als Filmmusik denken könnte. Changierend zwischen Dur und Moll,
schwebend zwischen bitter und süß.
„Die Mathematik der Anna Depenbusch in schwarz-weiss" ist das ebenso
beeindruckende wie beschwingte Statement einer an sich und ihren Liedern gereiften
Künstlerin. Im Herbst geht Anna Depenbusch mit dieser neu eroberten, kleinen,
großen Form auf Tour.
13.03.2012 20:30 Uhr München Münchner Lustspielhaus
14.03.2012 20:00 Uhr Berlin Berliner Ensemble
21.03.2012 20:00 Uhr Frankfurt Alte Oper - Mozartsaal
29.03.2012 20:00 Uhr Magdeburg Kulturzentrum Moritzhof
30.03.2012 20:00 Uhr Heidelberg Kulturfenster
31.03.2012 19:30 Uhr Fürth Comödie Fürth Berolzheimerianum
01.04.2012 20:00 Uhr Gera Bühne am Park
10.04.2012 20:00 Uhr Hamburg Kampnagel
11.07.2012 20:15 Uhr Sylt-Rantum Meerkabarett
Änderungen vorbehalten.
Eintrittskarten sind erhältlich an allen bekannten Vorverkaufsstellen,
oder telefonisch unter der Semmel Concerts Ticket-Hotline 01805/ 57 00 99
(0,14 EUR/MIN. - MOBILFUNKPREISE MAX. 0,42 EUR/MIN)
sowie im Internet unter www.semmel.de.
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