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BWW Reviews: 'Von hinten durch die Brust ins Auge' Renaissance Theater Berlin

By: May. 26, 2012
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Wie lautet das Rezept für ein erfolgreiches Boulevardstück? Das Geheimnis, welches dahinter steckt dürfte Wohl in Frankreich archiviert sein. Yasmina Reza ist eine der meistgespielten Autorinnen der Gegenwart und Francis Veber hat mit "Dinner für Spinner" eine der erfolgreichsten und meistgespieltesten Boulevardkomödien der letzten zwanzig Jahre geschrieben. Aber Moment, dieses Stück ist eindeutig nicht "Dinner für Spinner" oder doch? Dabei ist der Originaltitel "Le Diner de Cons". Warum hat dann aber das Renaissance Theater und Regisseur Guntbert Warns dem Stück einen neuen, deutschen Titel gegeben? Ganz einfach, denn die Handlung wurde von Paris nach Berlin verlegt. Das hat dem Stück in keinster Weise geschadet, sondern eher davon profitiert. Somit ist ein neuer, deutscher Titel genehmigt und gerechtfertigt: "Von hinten durch die Brust ins Auge" landet einen humorvollen Treffer und strapeziert auf höchstem Niveau die Lachmuskeln der Besucher des Renaissance Theaters.

Der Verleger Peter Brochalke und seine Freunde teilen ein extravagantes Hobby: Allwöchentlich veranstalten sie ein Abendessen, zu dem jeder der Gäste abwechselnd einen sorgfältig ausgewählten Gast mitbringt: einen absoluten Volltrottel, der dann zum Amüsement der anderen Gäste zum „Spinner des Abends" gekürt wird. Mit dem Finanzbeamten Frank Ritzel glaubt Brochalke, einen ganz besonderen Glücksgriff getan zu haben: Aber der Abend fällt ins Wasser,  Brochalke hat sich einen Hexenschuss eingefangen. Ritzel kommt wie verabredet zu Brochalke nach Hause, um ihn zum Dinner abzuholen - und das Unglück nimmt seinen Lauf: Innerhalb kürzester Zeit zerstört Ritzel Brochalkes Ehe, bevölkert dessen Wohnung mit ungebetenen Gästen und informiert das Finanzamt über Peters unversteuerte Vermögenswerte. Brochalkes Nerven werden exzessiv strapaziert – und so stellt sich schließlich die Frage: Wer ist denn nun der wirkliche Spinner?

Die behutsam modernisierte Inszenierung von Guntbert Warns beginnt mit einem großen Wumms und einem herrlichen Bild: dampfender Nebel und Robert Gallinowski als Verleger Broschalke, der sich vor Schmerz windend in Zeitlupe auf dem Boden bewegt (ein tolles Bühnenbild von Momme Röhrbein). Gallinowski ist brilliant in seiner Rolle: mal cholerisch aufbrausend, dann wieder sanftmütig wie ein verscheuchtes Reh, stets aber mit tollem Timing. Mit Boris Aljinovic steht ihm als Frank Ritzel ein ebenbürtiger Schauspielpartner zu Seite der flexibel, schnell, sprunghaft und in Topform ist und extrem gut spielt. Warns vereint ein exquisites Ensemble von fünf Schauspielern, von denen zwei, Anika Mauer und Thomas Schendel, Doppelrollen übernehmen. Beide sind großartig, aber es ist Schendel, der der heimliche Star des Abend ist. Dieser extrem wandlungsfähige, wunderbare Schauspieler liefert mit seiner Darstellung des Finanzprüfers ein Kabinettstück an perfekter Komik ab. Ich kann mich (fast) nicht erinnern, wann ich das letzte Mal in einem Theater so gelacht habe wie bei diesem Stück und vor allem bei Schendel's herrlichen Ruhrpott Dialekt.

"Von hinten durch die Brust durchs Auge" ist ein neuer Hit für Berlin. War das Stück in der Ursprungsversion schon witzig, war es aber auch gleichzeitig immer extrem "französisch". Viele Traditionen ließen sich nur schwer in deutsche übertragen. So ist die Verlegung von Paris nach Berlin sehr gut geglückt und macht richtig viel Spaß! Eine altes Stück Silber, das neu poliert und aufgewertet zum ersten Mal richtig erstrahlt.

Informationen zu Spielzeiten und Tickets unter

http://www.renaissance-theater.de/

 



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