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BWW Reviews: 'Venedig im Schnee'

By: Apr. 02, 2012
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Wer kennt das nicht? Da hat man Gäste eingeladen und die Dinnerparty will nicht so recht in Schwung kommen, man versucht als Gastgeber charmant und witzig zu sein, streut Bonmots beinahe zufällig in die Konversation doch nichts zündet. Genau das passiert bei der Komödie "Venedig im Schnee" die am Samstag Abend Premiere im Berliner Schlosspark Theater feierte. Patricia wird von ihrem Freund, mit dem sie sich heftig gestritten hat, zu einem Abendessen mitgeschleppt, wo sie niemanden kennt. Wütend beschließt sie, den ganzen Abend kein Wort von sich zu geben, was dazu führt, dass die Gastgeber sie für eine Ausländerin halten. Perfide und mit diabolischem Vergnügen steigt Patricia in dieses Spiel ein: Plötzlich redet sie eine Phantasiesprache und erfindet sich ein vom Krieg heimgesuchtes Heimatland mit dem Namen Chouvenien. Als ihr die Gastgeber Geschenke für die notleidende Bevölkerung ihres Heimatlandes aufdrängen, greift sie freudig zu, ja, sie macht sich einen Heidenspaß daraus, sie zu immer neuen „guten Taten” für ihre Landsleute zu animieren, bis das Ganze fast zur Tragödie ausartet.

Die Story ist so dünn und nicht tragbar für einen Theaterabend, dass ich schon nach der ersten halben Stunde mehr Sympathie mit den Delphinen auf der merkwürdig deplatzierten Videoleinwand hatte als für die Protagonisten. Die ohnehin schon lahme Geschichte will einfach nicht in Fahrt kommen und wird erst dann ein wenig interessanter, wenn Gesine Cukrowski versucht sich einen Spaß mit ihren Gastgebern zu erlauben und vorgibt "ein busschen" aus Chouvenien zu sein. Wirklich witzig ist das leider immer noch nicht und hätte bestens für einen Sketch gereicht zumal Cukrowski nicht durch komödiantische Vielfalt besticht. Die Besetzung für diese Produktion ist etwas unausgegoren. Bei  Mariella Ahrens als Natalie habe ich mir die gesamte Zeit gewünscht wenigstens einen natürlichen Ton zu hören. Man fragt sich als Zuschauer: will sie das wirklich den ganzen Abend durchziehen: eine Stimme auf Helium und die schauspielerische Durchschlagskraft eines Schattenboxers? Ja, sie zieht es durch und liefert damit paradoxerweise das stimmigste Portrait des Abends. Eine Blanche, Hedda oder Viola wird Ahrens nie sein und auch keine große Schauspielerin, aber es reicht für diesen mäßigen Abend. Das liebende Paar Natalie und Jean-Luc nimmt man Ahrens und ihrem Bühnenpartner Gerd Lukas Storzer nicht ab; das ist zu gewollt und zu künstlich. Storzer hinterlässt keinen bleibenden Eindruck hat aber auch Dank des vorhandenen Materials keine Gelegenheit zu glänzen. Thomas Reisinger kommt von den beiden männlichen Partien noch am Besten weg während Gesine Cukrowski am Besten ist wenn sie nichts sagt. Gleich zu Beginn hat sie ihre schönsten Momente mit einem trotzigen, entnervten Gesicht das Bände spricht.

Ein Rätsel bleibt das Bühnenbild von Karin Betzler. In der Schulsprache heißt das soviel wie: sie hat sich bemüht, das Klassenziel aber leider nicht erreicht. Was da weiße Gardinen im Halbkreis zu suchen haben und welchen praktischen Wert diese für die Inszenierung haben ist ebenso fragwürdig wie die Videoinstallation die mehr stört als das sie in irgendeiner Form einen Sinn offerieren würde oder die Handlung voranbringt. "Venedig im Schnee" ist sicherlich kein großer Wurf, sondern vielmehr ein mäßig amüsanter Abend im Schloßpark Theater. Herzlicher Premierenbeifall für alle Beteiligten.



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