Spektakuläre Kostüme, eine energiegeladene Show, gleich einem Las Vegas Event, 20 Tänzer, eine sich drehende Bühne mit ständig wechselndem Licht und ausgefeilten Choreografien...all das braucht Rebecca Ferguson nicht. Gleich zu Beginn ihres Tourneeauftaktes in Deutschland, im Berliner Postbahnhof, wird klar, dass hier nur eins im Focus steht: ihre Stimme. Und was für eine Stimme diese Frau hat! Eine hoch explosive Mischung aus Aretha Franklin, Nina Simone und Billie Holiday.
Ihr erster Song "Fake Smile" symbolisiert dabei ganz treffend auch die eigne Seele der Sängerin: "I was good while I was fun. Put on your fake smile and wipe away your real tears. What's real anyway?" Keine Kompromisse und keine falschen Versprechungen. das was man leicht als Arroganz abtun könnte ist in Wahrheit immer noch die Unsicherheit eines kleinen Mädchens aus Liverpool, die es schaffte mit ihrer außergewöhnlichen Stimme in einer britischen Casting Sendung zu Ruhm und Ehre zu kommen.
Eine ganz ungewöhnliche Art einem Künstler auf der Bühne zu begegnen. Denn wo so viele selbstverliebte, egozentrische Personen stets hyperaktiv und über die Maßen gut gelaunt über die Bühne fegen, ruht Ferguson sehr stark und konzentriert in sich. So hat sie zwei hervorragende Backgroundsänger, die von Anfang an ihren Platz als Stimmungsindikator einnehmen und das 450 Personen starke Publikum stets animieren und somit die Aufgabe von Ferguson übernehmen. Die ist sehr wortkarg und bringt außer einem "Good evening Berlin" und "Thank you" nicht sehr viel an Kommunikation über ihre Lippen.
Sie wirkt unsicher wie ein verlorenes Rehkitz auf der Bühne wenn sie etwas halbherzig versucht im Rhythmus ihrer Songs zu klatschen. Sie lächelt verlegen wie ein Mädchen in der Schule, dass vom Lehrer auferlegt bekommt vor der ganzen Klasse zu singen. Dabei ist Rebecca Ferguson eine Frau, die mit beiden beiden Im Leben steht und Mutter zwei Kinder ist - und das mit 27 Jahren. Wenn sie dann aber so richtig los legt und zur Mitte des Konzertes auftaut und kurz erläutert das sie nun als Cover "Roar" Von Katy Perry singt, steigt auch die Stimmung in Friedrichshain.
Rebecca Fergusons Stimme ist eine Mischung aus prickelnderem Champagner kombiniert mit einer feurigen Havanna Zigarre. Ihre Stimme hat eine schier unbändige Kraft, einen Soul, bei dem ein dreckiger Hinterhof mitschwingt. Neben ihrem aktuellen Hit "I Hope" überzeugt sie bravourös mit den Songs "Hanging On", "All That I've Got" und "Teach Me How To Be Loved".
Einen kleinen Einblick in ihre Seelenwelt gibt Ferguson mit der wunderschönen Ballade "Freedom" (Gänsehaut pur), bei der man glaubt doch einen Funken von dieser introvertiert geheimnisvollen, aber umso interessanteren Frau zu erkennen: "I am free, I am free / It's the sound of peace / And it's freedom, sweet freedom / I was so dumb / They held me to the ground / But now im free."
Es gibt nur eine einzige Zugabe. Ferguson schmettert "Nothing's Real But Love" aus ihrem Platin Album "Heaven" und das wieder mit dieser bewundernswerten Unaufgeregtheit einer Frau, die keine großen spektakulären Effekte braucht, sondern weiß, mit was sie richtig punkten kann: ihrer Stimme! Was für eine Entdeckung, diese Rebecca Ferguson.
Photo Credit: M. Konrath
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