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BWW Reviews: 'Tosca' an der Berliner Staatsoper

By: Apr. 15, 2012
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Um die Kritik rechtzeitig zur Premiere von „Tosca“ an der Staatsoper Berlin zu schreiben, bin ich zugegeben etwas spät dran: um genau zu sein: 36 Jahre. Denn die von mir besuchte Vorstellung war die bereits 161. Eine wahrlich stolze Zahl. Nun denkt der geneigte Leser: ‚das birgt für Qualität‘ und was kann ich darauf antworten? -  Ganz genauso ist es! Es bereitet größte Freude die wunderbar bühnenwirksame, grandiose Musik Giacomo Puccinis von der überragenden Staatskapelle unter der Leitung von Leo Hussain so formidabel serviert zu bekommen. Das sind Klänge von vollendeter Schönheit und zeugen von großartigen Musikern, die nicht nur ihre Instrumente virtuos beherrschen sondern lieben.

Zur Handlung von Tosca bemerkte Loriot treffend: "Die Signora hilft morgens einem Anarchisten in einer Kirche zur Flucht, ermordet nachmittags im Palazzo Farnese den Polizeipräsidenten und nimmt nachts an einer Erschießung auf der Engelsburg teil. So hat sie sich für den Anfang zu viel zugemutet. Das kann nur in Enttäuschung enden".

Der österreichische Regisseur Carl Riha, dessen Inszenierung von Madama Butterfly ebenfalls seit Jahren auf dem Spielplan der Staatsoper steht, gelang mit dieser „Tosca“ ein Geniestreich. Er vollbringt es auf hervorragende Art  den Tenor der  Geschichte einzufangen und schafft eine kammerartige Atmosphäre zwischen den Protagonisten.

Amanda Echalaz in der Titelrolle  fängt die innere Zerrissenheit, Geschmeidigkeit, die Würde und den Charme der Figur vollends ein und beweist das sie stimmlisch wie schauspielerisch eine vortreffliche Wahl für eine der größten weiblichen Partien der Operngeschichte ist. Eine bravouröse Leistung! Ihr zur Seite steht der italienische Tenor Riccardo Massi in nichts nach, auch wenn er gesanglich mehr punkten kann als im darstellerischen Bereich (der Versuch nach den Foltermethoden seiner Peiniger angeschlagen zu wirken, gelingt nur bedingt).        

Einen Bösewicht klassischer Natur gibt Andrzej Dobber, einer der führenden Verdi-Baritone unserer Zeit, in der Rolle des Polizeichefs Scarpia. Seine Interpretation weist fast disneyeske Züge auf und seine warme Baritonstimme kann vor allem bei Si, t’arvò überzeugen. Sein Zusammenspiel mit Echalaz ist sehr intensiv und von spannungsvoller Elektrizität die im dramatischen Ende des 2. Aktes endet. Erfreulich in einem kurzen Auftritt Michael Kraus als Mesner mit herrlicher Mimik und großer Stimme.

Im dritten Akt hat dann Massi in der Rolle des Cavaradossi noch einmal die ganze Möglichkeit mit der Arie E lucevan le stelle zu punkten, welche zu Recht als eine der beliebtesten und bekanntesten Opern-Arien gilt. Er enttäuscht nicht und sorgt für einen der vielen, glanzvollen Höhepunkte des Abends.

Rihas Inszenierung schafft es immer wieder optisch wie inhaltlich zu beeindrucken und kann sich so ganz auf die Figuren konzentrieren ohne überflüssige Zeit für unnötige Modernisierungen und Verfremdungen zu verschwenden. Diese "Tosca" wird es hoffentlich noch auf viele Vorstellungen mehr bringen und das wäre absolut verdient, denn einen solchen intensiven und in allen Bereichen hervorragend Opernabend erlebt man nur noch selten.

 

Photo Credit: Monika Rittershaus 



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