Das Publikum feiert den Crooner Bennett nach fast jeder Nummer mit stehenden Ovationen. Dabei beginnt der Abend etwas ernüchternd, als Bennett's Tochter Antonia den Opening Act bestreitet. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt weder klar das Bennett eine Tochter hatte, noch das diese singt. Nunja, bei den Genen des Vaters war das wohl schon vorprogrammiert. Auch wenn sich die Dame mit dem unvorteilhaften Kleid redlich müht und nach jedem Lied (ebenfalls American Standards und ein Song des Briten Noel Coward) betont wie "happy" und "honoured" sie sei ihren Vater begleiten zu dürfen, ist die stimmliche Leistung eher im Bereich "nett" anzusiedeln.
Als Bennett dann, angekündigt im großen Stil in Form eines Sprechers, die Bühne des Admiralspalastes betritt, hält es niemanden mehr auf den Sitzen. Bennett hat in Sekunden seine Zuschauer für sich gewonnen und ist sichtlich über die Zuneigung und den starken Applaus gerührt. Mr Bennett hat immer noch diesen Spitzbuben Charme. Er schmettert seine Songs, als wären diese erst wenige Tage alt und hätten nicht bereits eine Jahrzehnte lange Reise hinter sich. Er überrascht mit einer famosen "Maybe This Time" Version, die ich zuletzt nur so intensiv und gut von Ruthie Henshall und Ute Lemper gehört habe.
Immer wieder frage ich mich, wie dieser Mann das macht? In einem fast biblischen Alter auf der Bühne zu stehen, ein paar Schritte zu tanzen und mit derart starker Stimme zu punkten, dass einige wesentlich jüngere Kollegen vor Neid erblassen sollten. Apropos stehen: Bennett steht in der Tat das gesamte Konzert ohne sich weder ein einziges mal zu setzen, noch einmal die Bühne zu verlassen. Als er dann als Zuagbe dieses wunderbaren, starken Konzertes ein letztes Mal einen alten Klassiker anstimmt stockt mir fast der Atem: Tony Bennett singt "Fly Me To The Moon" ohne Mikrofon und doppelten Boden! Das ist Gänsehaut pur und die unwiderstehlich überragende Leistung eines Meisters aus vergangenen Zeiten.
Thank you, Mr Bennett!
Videos