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BWW Reviews: SHOW BOAT verzaubert auf seiner Fahrt von Bad Hersfeld zum Mississippi

By: Aug. 06, 2013
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Show Boat beendete am Sonntagabend seine Aufführungszeit in Bad Hersfeld. Mit diesem Musical gelang den Bad Hersfelder Festspielen eine rundum gelungene Produktion unter der Regie und Choreographie von Melissa King und der musikalischen Leitung von Christoph Wohlleben.

Mit dem Show Boat auf dem Mississippi unterwegs ist eine Gruppe fahrender Schauspieler, die jeden Tag in einem anderen Hafen anlegen und dort am Abend eine Unterhaltsshow aufführen, bevor sie wieder ablegen und ihre Reise vorsetzen. Show Boat, mit Musik von Jerome Kern und Buch und Gesangstexten von Oscar Hammerstein II, erzählt die Geschichte von solchen fahrenden Schauspielern vor dem Hintergrund der Rassendiskriminierung im Amerika des späten 19. Jahrhunderts. Es erzählt aber auch von Liebe und Freundschaft, von Ehrgeiz, Hoffnung und zerschlagenen Träumen. Nicht zuletzt wegen dieser vielseitigen Geschichte wird es auch als das erste Musical überhaupt bezeichnet.

Die junge Magnolia (Milica Jovanovic), kurz Nola, Tochter des Kapitäns der Cotton Blossom hat eine enge Freundschaft mit Julie (Sophie Berner), einer der Schauspielerinnen, geschlossen und wünscht sich nichts sehnlicher als selbst auf der Bühne zu stehen, sehr zum Leidwesen und Missfallen ihrer Mutter Parthy (Inez Timmer). Als aber eines Tages enthüllt wird, dass Julie das Kind einer zu jener Zeit illegalen Mischehen ist, hat Käpt'n Hawks (Michael Schanze) keine andere Wahl als die junge Frau und ihren Mann von Bord zu schicken. Nola ist am Boden zerstört, aber gleichzeitig bietet sich ihr die unerwartete Chance Julies Platz in der Show einzunehmen. Den männlichen Gegenpart übernimmt ein gutaussehender Fremder, Gaylord Ravenal (Jan Ammann). Die beiden verlieben sich augenblicklich ineinander und die beginnen ihre eigene Reise, fern vom Mississippi, aber dafür mit umso mehr Wellengang.

Sehr glaubhaft vermittelt Milica Jovanovic die Reifung von der jungen, naiven Nola zu einer erwachsenen Frau und Mutter, die die Schattenseiten des Lebens erfahren hat. Auch Jan Ammann überzeugt mit seiner Darstellung des sorglosen Gaylord, der am Ende die Konsequenzen seines unbedachten Handelns lernen und eine schwere Entscheidung treffen muss. Es ist ein Genuss für die Ohren, den klaren Sopran und weichen Tenor der beiden zusammen in den zahlreichen Duetts zu hören. Sophie Berner's souliger Alt steht aber in nichts zurück und auch sie liefert eine ergreifende Darstellung dieser einst so selbstbewussten jungen Frau, die auf Grund ihrer farbigen Mutter an den Rand der Gesellschaft gedrängt, alle Lebensfreude verliert.

Besonders hervorzuheben sind Siggy Davis als Queenie, die farbige Küchenfrau und gute Seele des Show Boat's, sowie Michael Schanze als Käpt'n Hawks und Inez Timmer als dessen Frau und Nola's Mutter, Parthy. Sie sorgen mit ihrem brillianten, komödiantischen Timing für die großen Lacher und stehlen den Hauptdarstellern hin und wieder etwas die Show. Der gutmütiger Hafenarbeiter an Bord der Cotton Blossom, Joe, dagegen ist das ruhende Zentrum des Musicals und Walter Reynolds' überzeugt sowohl schauspielerisch, als auch gesanglich, wenn er die wohl bekannteste Melodie des Stückes ‚Ole Man River', eine Ode an den Mississippi, zum Besten gibt.

Die Stiftruine bot eine stimmungsvolle Kulisse, zu der der sternenklare Himmel bei der sonntäglichen Aufführung noch beitrug. Wenngleich nur noch eine Ruine, so bietet der ehemalige Sakralbau dennoch eine hervorragende Akustik, in der sich der Klang des 27-köpfigen Orchesters und 40-köpfigen Ensembles voll entfalten konnte. Und das ist auch gut so, denn Jerome Kern's Musik ist das eigentlich Glanzstück des Werkes. Die Melodien wechseln zwischen fröhlichen Bühnenstücken und melancholischen Melodien und weisen vor allem im ersten Akt Einflüsse von Soul und Jazz auf, im zweiten Akt dann eher die Einflüsse vom Reggae und Can-Can des frühen 20. Jahrhunderts.

Obwohl die Räumlichkeiten der Bühne in der Stiftsruine etwas ungewöhnlich und wohl schwierig für jede Inszenierung sind (die Bühne umfasst Chor und Altarraum des ehemaligen Kirchengebäudes), sind sowohl Choreografie, Beleuchtung und vor allem das Bühnenbild der geschmackvoll und gut umgesetzt.

Alles in allem war Show Boat eine großartige Produktion eines amerikanischen Broadway Klassikers der in seiner Vielschichtigkeit auch in der heutigen Zeit nichts an Präsenz und Relevanz verloren hat. Das sah das Publikum am Sonntagabend wohl ähnlich, als es sich nach dem Verklingen der letzten Töne zu einer geschlossenen Standing Ovation erhob und sich mit nicht enden wollendem Applaus für die Darbietung bedankte. Es bleibt zu hoffen, dass das Musical als Wiederaufnahme auch im nächsten Jahr einen Platz im Programm der Bad Hersfelder Festspiele finden wird.

Photo Credit: drama-berlin.de



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