Verschmitzt lächelt sie in die Kamera: die Haare sind gescheiltet und zu einer Außenwelle geformt. Ihr Blick ist dem Betrachter zugewendet und die Bluse die sie trägt ist hochgeschlossen und züchtig. Es ist das Cover ihrer 1993 erschienen CD "Laura Pausini". Seit dieser Zeit hat sich einiges verändert, denn die energiegeladene Italienerin ist zu einem richtigen Powerpaket mutiert.
Am Dienstag Abend gab sie eines von insgesamt sechs Deutschland Konzerten. Sie ist zum ersten Mal in Berlin und liefert eine durch und durch gestylte Show ab. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Bühne ist mit einer riesigen LED Wand ausgestatet, welche in drei Sektionen unterteilt ist. Im Verlauf des Abends werden darauf diverse Einspielclips gezeigt: mal sind blühende Wiesen, ein pochendes Herz, verschneite Wälder oder M.C. Escher's berühmte Lithografie Relativiteit zu sehen.
Die Show ist bombastisch und sehr gut gemacht und jeder spürt sofort, dass hier nicht gekleckert sondern richtig geklotzt wurde. Laura Pausini inszeniert sich für ihr Publikum: mit sieben Kostümwechseln, Windmaschine und betont lässiger Art gelingt das, der im italienischen Faenza geborenen Sängerin, allerdings nur bedingt. Das Produkt als solches wirkt manchmal zu künstlich, zu steril und zu unpersönlich. Von den ruhigen, melancholischen Anfängen ihrer Karriere ist nicht viel geblieben: ein DJ heizt dem Publikum ordentlich mit aggressiven, lauten Beats ein und offebart dabei das größte Problem des Konzertes: der Sound ist miserabel und stellenweise an der Grenze zur Körperverletztung. Ich persönlich kann auch an dieser Stelle nicht beurteilen ob Frau Pausini singen kann oder nicht, denn stellenweise war nur ein lautes, schrilles Scheppern zu vernehmen auf einer Frequenz die Ohrschmerzen für mehrere Tage garantieren.
Manchmal ist weniger einfach mehr und obwohl Pausini und ihr Kreativ Team sich sehr gute, technische Rafinessen haben einfallen lassen, beibt der Abend als beliebig abgespultes Programm einer Welttournee nicht lange in Erinnerung. Ich habe auch nie verstanden warum Künstler alle paar Minuten wiederholen müssen in welcher Stadt sie sich befinden. So fällt der Name "Berlin" (oder vielmehr "Berlino") so häufig wie Frau Pausini ihre Gaderobe an diesem Abend wechselt. Pausini schafft es durchaus ihr Publikum zu mobilisieren und zu munteren Mitklatschaktionen zu bewegen. Die singt ihre Hits Non C'è und Mi Rubi L'Anima wie auch Songs ihres aktuellen Albums Inedito.
Ein akustischer Teil, der eine wohltuende ruhige Begegnung mit der Künstlerin darstellt, folgt im Mittelteil der Show. Über die Vergänglichkeit eines Konzertes oder eines Theaterstückes wurde bereits philosophiert, denn jede Aufführung ist auch immer nur ein Augenblick, den man mit all seinen Sinnen wahrnimmt. Das in letzter Zeit aber immer mehr Mobiltelefone in die Höhe gehalten werden, anstatt die Hände zum Applaus zu formieren, ist zwar ein Teil unserer heutigen Zeit geworden, doch manchmal vermisse ich die Dekaden als es auch vollständig ohne solch ein Medium funktionierte. So blickte ich von meinem Platz im Parkett also in ein Meer aus hell erleuchteten Handybildschirmen...
Das Konzert endet nach gerade einmal zwei Stunden und hinterlässt zwar den Geschmack eine fulminate Show gesehen zu haben, der Künstlerin Laura Pausini ist man jedoch in dieser Zeit kein Stück näher gekommen: lediglich einer Bühnenfigur die es versteht sich zu präsentieren und nichts weiteres von sich Preis zu geben.
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