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BWW Reviews: 'Kinder der Sonne' Deutsches Theater Berlin

By: May. 16, 2012
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Im Haus des Wissenschaftlers Pawel Protassow und seiner Ehefrau Jelena gehen viele Menschen ein und aus: der Künstler Dimitrij, der in Jelena verliebt ist, die reiche Witwe Melanija, die ihrerseits Pawel liebt, sowie der Tierarzt Boris, der schon seit langem Protassows Schwester Lisa zugetan ist. Schließlich noch der Hausmeister Jegor, der seinen Beruf versteht, aber trinkt und seine Frau schlägt. Alle Figuren sind auf der Suche nach einem erfüllten, einem besseren, einem wertvollen Leben. Wie muss man arbeiten, wie miteinander leben, um so etwas wie Sinn zu verspüren? Sie verstehen einander nicht, sind sich fern und scheitern bereits im alltäglichen Zusammenleben. Neurotisch, unglücklich, egoistisch und zutiefst komisch hat sich jeder in seinem Kokon eingerichtet. Draußen auf der Straße, "unten" findet eine wirkliche Revolte nicht statt. Eine Utopie ist nicht in Sicht, und es sieht so aus, als würde es noch eine Weile so weiter gehen.

Regisseur Stephan Kimmig schafft auf der kargen Bühne, die mit ihrem Wald aus weißen Stangen irgendwo zwischen Gewächshaus und Irrgarten anzusiedeln ist, Platz für beeindruckendes Schauspieler-Theater. Alle sieben Schauspieler leisten unter der formidablen Regie von Kimmig in dem Stück von Maxim Gorki großes. Das Nina Hoss zu den besten deutschen Schauspielerinnen zählt, braucht sie keinem mehr unter Beweis zu stellen. Ihr beim spielen zuzusehen ist in jedem Augenblick, den sie auf der Bühne verweilt ein Genuss, vergleichbar mit einem exklusiven Wein oder einem besonders exquisiten Dessert. Sie ist sozusagen das Sahnehäubchen, welches der Aufführung zusätzlichen Glanz und Gusto verleiht. Als kongenialer Partner besticht neben ihr der großartige Ulrich Matthes, der den Text so echt und naturalistisch spricht, dass es für alle vergangenen, miesen Leistungen nicht näher erwähnenswerter Kollegen, entschädigt. Besonders bei ihm ist es beglückend zu sehen was ein Schauspieler erreichen kann, der sein Handwerk bis ins kleinste Detail versteht. Wären diese beiden Leistungen nicht allein Grund zur Freude, schafft es Alexander Khuon als Boris (siehe Bild oben) dies noch zu überbieten und liefert mit seiner fein nuancierten Leistung die womöglich beste Arbeit seiner bisherigen, erfolgreichen Karriere. Allein wie er eine Kirsche isst und dabei nachdenkt, philosphiert und spielt ist pure Magie und macht ihn zu einem der interessantesten und besten Schasupieler seiner Generation. Sein Portrait ist nachdenklich, impulsiv, charmant, explosiv und depressiv zugleich. Sprachlich wie darstellerisch ist Khuon exzellent und in Höchstform.

Das Stück hat mit 100 Minuten und dem Verzicht auf eine Pause, die otimale Länge und garantiert einen nachdenklichen, wie exzellent gespielten Theaterabend. Die behutsame Modernisierung und die Verlegung in das hier und jetzt (der Ort könnte ebenso Berlin oder eine andere Stadt sein) tut dem Stück sehr gut. Euphorischer Beifall für ein großartiges Ensemble und eine stimmige, kluge Inszenierung.



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