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BWW Reviews: 'Jay Brannan live' Frannz Club Berlin

By: May. 26, 2012
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Zugegeben: es ist ein nicht alltägliches Bild. Da steht eine "crazy" gekleidete Frau die sich selber Bitch nennt am Mikro, singt teilweise recht schräge Elektro Pop Musik und wird von einem "Beat Maker" namens Alligator begleitet. Ja er heißt Alligator und sieht auch so aus, gekleidet in Schni-schna-schnappi Krokodiloutfit. Die Fans des amerikanischen Singer/Songwriters Jay Brannan müssen sich noch etwas gedulden, bevor es mit dem Hauptact losgeht und dem Grund warum alle in den kleinen, aber atmosphärischen Frannz Club gekommen sind. Schrill, laut und irgendwie doch sympathisch heizt die Amerikanerin mit Reptil dem Publikum ein, bevor Jay Brannan mit Gitarre und ohne Reptil die Bühne betritt.

Während es in der heutigen Zeit immer mehr Künstler gibt (und solche die es sein wollen) die sich in immer aufwendigeren Bühneshows inszenieren und verlieren, braucht der sympathische und schöne Amerikaner Jay Brannan nichts weiter als sein Instrument und seinen überwältigenden Charme, der locker die o2 World und das Olympiastadion gleichzeitig erleuchten könnte. Seine Songs sind feine, kluge Geschichten die Brannan mit wohlig angenehmer Stimme zum Besten gibt. Zwischendrin erzählt er gerne Anekdoten, davon gibt es an diesem Abend einige, die alle witzig und zugleich skurril sind. Da wird die Reise mit der Bahn ("Bimmelbahn") ebenso zum Erlebnis wie eine Begegnung mit TV Schauspieler Jason Priestley. Er habe ja eine "Texas cowboy reputation" in Deutschland und verweist auf das blaue Hemd das er zu seiner Jeans trägt und ergänzt, er habe es sich speziell für Berlin aufgehoben. Es folgt zaghafter Applaus: "Ok, you hate it!" Seine Deutschkenntnisse habe er schon enorm verbessert und er könne die gesamte Show auf deutsch machen, "but I don't wanna show off." Er beginnt den Abend mit "Greatest Hits" aus seinem aktuellen Album "Rob Me Blind" aus dem noch einige andere wie "The Spanglish Song" und "Beautifully" folgen werden. Gewidmet seiner Bekanntschaft mit einer älteren Dame ("She had these huge glasses like the fortune telling teacher from Harry Potter") singt er eine grandiose deutsche Nummer: kurz, knackig und witzig: "Du hast mein Leben auf den Kopf gestellt, du hast den schönsten Arsch der Welt." Ein kleines Wiedersehen gibt es dann auch mit Bitch, die Brannan bei ausgewählten Songs kongenial mit ihrer E-Violine begleitet.

Seine Zuhörer hängen an seinen Lippen und freuen sich über jedes Bonmot und jede gesangliche Leistung, denn beide Sparten deckt er auf hervorragende Art ab. Das ist Akoustik Musik und feiner, hervorragender Gesang in Reinkultur. Brannan ist ein exquisiter, talentierter Musiker, den in naher Zukunft hoffentlich noch sehr viele Menschen entdecken werden. Seine Musik ist durchaus in der Indie Szene anzuordnen, aber seine Melodien sind sehr catchy, auch wenn es keine viel zitierte "Fell-good music" im klassischen Sinne ist. Immer wieder greift er die Themen Liebe, Isolation und Einsamkeit auf. Alles hat seinen Platz und man fühlt sich bei im als Zuhörer sehr gut aufgehoben und wohl, denn sein Konzert ist so intim, zugleich erfreulich entspannt und focusiert. Als Zugabe singt Brannan eine Gänsehaut Version von Bob Dylan's "Blowin' In The Wind' von der man sich fragt, ob man dieses Lied je besser und gefühlvoller interpretiert hörte. Ein wunderbares "Wohnzimmer" Konzert des großartigen Geschichtenerzählers Jay Brannan.



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