Es ist die unsterbliche Geschichte des wohl berühmtesten Liebespaares der Welt: Romeo und Julia. Die Geschichte wurde unzählige Male adaptiert, entfremdet, beschmutzt, verstümmelt und glorifiziert. Sehr viel neues kann man als Zuschauer von einer Inszenierung wohl nicht erwarten. Nur ungern erinnere ich mich an einen ungenannt bleibenden Regisseur, der Romeo und Julia auf einem Krankenhausbett sterben ließ und Julia ihren Liebsten auf sehr drastische und unangenehme Art und Weise mit Babybrei vollkotzte. Ich kann mich gut an die Wut und Empörung des Premierenpublikums erinnern und an eine fassungslose ältere Dame in der Reihe vor mir, die wie im Trance in ihre Reclam Ausgabe starrte und die Welt nicht mehr verstand. Das soll bitte "Romeo und Julia" sein?
Ja es gibt Abende im Theater an denen man ernsthaft an der Existenzberechtigung des Regietheaters zweifelt. Und dann gibt es wiederum Abende, die mich daran erinnern, warum ich das Theater so liebe und die wundervolle Vielfalt mit der man esprit- und niveauvoll Geschichten erzählen kann. Auch Geschichten die man glaubt zu kennen und mehrere Jahrhunderte alt sind. Was Rasta Thomas, seine grandiose Choreografin Adrienne Canterna und seine brillanten Tänzer mit "Romeo & Juliet" geschaffen haben ist schlicht weg atemberaubend. Nonverbal und mit Ausdruck des Tanzes gewinnt die Story der beiden Liebenden eine zusätzliche Ebene die in jeder Minute überzeugt, berührt und begeistert. Dies ist eine Neuinterpretation ohne den Inhalt bis zur Unkenntlichkeit zu verfremden oder gar zu entstellen.
Mit Musik von u.a. Katy Perry, Lady Gaga, Vivaldi und Mozart präsentieren die Bad Boys of Dance ein großes Spektrum der Gefühle und unterschiedlichen Stilrichtungen. Dabei sind die klassisch trainierten Tänzer mit jeder Faser ihrer perfekt geformten Körper involviert in die Geschichte und beeindrucken mit Leichtigkeit, grazilen Drehungen und imposanten Sprüngen. Dies ist eine Sternstunde der Unterhaltung, ein 5 Sterne Deluxe Abend der Emotionen und eine Verneigung und Ehrerbietung vor der Choreografin Adrienne Canterna! Brava!
Als Julia fängt Daniela Filippone eine kindliche Unbefangenheit ein, die in Kombination mit ihrem filigranen Tanz zu einem der vielen Highlights des Abend zählt. Zu "Teenage Dream" von Katy Perry liefert Filippone eine fantastische Vorstellung ab. Grandios!
Ihr Romeo in Gestalt von James Boyd tanzt maskulin voll brodelner Energie und Vitalität und überzeugt auf ganzer Linie. Eine beeindruckende und vollendete Leistung.
Die bezaubernde Grace Buckley wird ihrem Vornamen gerecht wenn sie als Nurse mit gnadenvollem Tanz und großer Ausstrahlungskraft verzaubert. Die Szene in der Julia zur Frau erwacht wird von Buckley ergreifend getanzt und sorgt für Gänsehaut. Die fürsorgliche Liebe zu ihrem Schützling ist in jede ihrer Bewegungen erkennbar.
Jeder einzelne der hervorragenden Tänzer leistet eine bravouröse Vorstellung und liefert eine Master Class in der Kategorie Tanz ab.
Unterstützt wird die fulminate Inszenierung von Rasta Thomas vom exquisten Lichtdesign von Patrick Woodroffe und Roland Greil und Projektionen von Joshua Hardy. Ist der Romeo und Julia Stoff abgenutzt? Auf gar keinen Fall, denn so neu, frisch und innotiv hat man Shakespeares Stoff lange Zeit nicht gesehen. Bravo!
"Romeo & Juliet" ist noch bis zum 09. März im Admiralspalast Berlin zu bsehen und dann auf Deutschland Tour. Tickets und weitere Informationen unter http://www.romeoandjuliet.de/a-classic-rock-ballet.html
Photo Credit: Manfred H. Vogel
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