Sie hat noch keinen einzigen Ton gesungen an diesem Abend, dem 22. Mai im Berliner Admiralspalast, als eine Welle der Sympathie bestehend aus minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen für Dionne Warwick entbrennt und die Sängerin erstrahlen lässt. Die amerikanische Sängerin hat eine Weltkarriere vorzuweisen. Bekannt ist sie vor allem durch ihre enge Zusammenarbeit mit Burt Bacharach und die Songs "I Say A Little Prayer", "Alfie", "I'll Never Fall In Love Again" , "Walk On By" und "What The World Needs Now". All diese Songs singt Warwick, die von einer fünfköpfigen Band begleitet wird. Sie braucht nicht viel, keine Kostümwechsel, kein Bühnenbild und keine fulminante Lichtshow. Der Abend ist auf das wesentliche reduziert und zwar auf den Star des Abends. Warwick hat noch immer diese spezielle Aura und die Leidenschaft für die Musik. Auch wenn ihre Stimme nicht mehr ganz so kräftig ist wie einigen Jahren, weiß sie genau wie sie einen Song verkauft und ihr Publikum um den kleinen Finger wickelt. Sie braucht nur die ersten Zeilen ihrer großen Hits zu singen, und davon gibt es einige, und das Publikum applaudiert euphorisch für die Künstlerin. "Heartbreaker" von den Bee Gees wird dabei zu einer charmanten Einladung für die Zuschauer mitzusingen, was nur zu gerne aufgegriffen wird. Viele Menschen, unterschiedlichen Alters und Generationen haben den Weg in den Admiralspalast gefunden und erheben sich immer wieder von ihren Sitzen um der großen Diva Tribut zu zollen.
Dionne Warwick präsentiert an diesem Abend Songs, die ein einziges Best Of ihres kreativen Schaffens repräsentieren. Ihre Stimme ist gereift und Warwick für 71 Jahre noch erstaunlich agil und fit. Entspannt sitzt sie neben ihrem Pianisten und musikalischen Leiter am Flügel und singt ihren Hit "Alfie" aus dem gleichnamigen Film mit Michael Caine. Man währt sich mit Warwick in einer kleinen Bar, in intimer Atmospähre bevor sie mit einer "Brazil" Sektion zur Bewegung animiert. Es ist eine Zeitreise in die Vergangenheit, denn Warwick selbst sagt gerne: 'Modern music isn't for me'. Das ist auch sehr gut so, denn anders oder moderner möchte ihr Publikum die Künstlerin gar nicht.
Nach einer eindrucksvollen Performance ihres Songs "Hold On" erntet sie wiederholt tobenden Beifall und stehende Ovationen. Das Publikum liebt Dionne Warwick und Dionne Warwick liebt ihr Publikum. Das der Abend dann nach knappen 80 Minuten endet ist zwar bedauerlich, aber die Diva schließt das Konzert mit ihrem legendären Klassiker "That's What Friends Are For", welches versöhnlich stimmt und wiederum für langen Applaus und Bravo Rufe sorgt. Leider verläßt sie die Bühne ohne eine einzige Zugabe. Aber Zugaben gibt Warwick grundsätzlich nie. Das soll keine Geringere als Marlene Dietrich ihr geraten haben.
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