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BWW Reviews: 'Der Teufel und die Diva' mit Judy Winter in Berlin

By: Jun. 02, 2013
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Hildegard Knef war eine der letzten großen deutschen Diven. Als Schauspielerin früh am Broadway gefeiert, als Bestsellerautorin international anerkannt und als Interpretin ihrer Lieder umjubelt: ein Weltstar. Was ist von ihrem Mythos geblieben?

Inmitten von alten Kisten mit längst verloren geglaubten Gegenständen, Bildern, alten Kleidern und Autogrammkarten begegnet der Zuschauer der Knef, als ihr gerade von einem Mann verkündet wird, dass sie heute Morgen verstorben sei.

Die Diva erklärt ihn für verrückt, ging es ihr doch lange nicht mehr so gut wie jetzt. Aber wo ist ihr Mann Paul? Und was will dieser Mann, der sie permanent mit alten Geschichten konfrontiert? Im Spannungsfeld aus Liebe und Bewunderung auf der einen Seite, Angriff, Verlust und Rechtfertigungszwang auf der anderen, wird die Hildegard Knef als widersprüchlicher und facettenreicher Charakter mit ihren Liedern lebendig.

Ehe der Abend aber beginnt dauert es gut zehn Minuten, in denen die Knef in einem abstrakten Raum, bestehenden aus Buchstaben ihres Namens erwacht und hilflos jammernd umher läuft. Judy Winter spielt Judy Winter spielt Hildegard Knef. So, oder so ähnlich waren meine Gedanken während der Vorstellung, denn zu keiner Zeit vermittelt die Winter den Eindruck hier eine Figur oder einen Charakter zu spielen.

Vielmehr geht es ihr um die Zurschaustellung ihres eigenen Egos. Nicht sie selber ordnet sich ihrer Figur unter, sondern die Figur, in diesem Fall die Knef, hat sich ihr unter zu ordnen. Von Seiten der Maske wurde keinerlei Mühe verwendet auch nur ansatzweise den Knef Look zu rekreien. Als Zuschauer sieht man nur Judy Winter, die sich mehr schlecht als recht durch die großen Hits der Knef hangelt. Dass, was die Knef wirklich auszeichnete, ihr oft schnoddrige Berliner Art, ihr ganz spezieller Humor und ihr Habitus bleibt hier gänzlich auf der Strecke.

Das Material, mit dem die Winter zu kämpfen hat, gehört leider wieder einmal zu den pseudo dramatischen Versuchen eine Künstlerin in ein dramaturgisches Korsett zu zwingen. Mit erhobenem Zeigefinger wird sich mit der Vergangenheit der Knef auseinander gesetzt und sie mal als Nazisympathin denunziert, mal als Heldin zelebriert. Die kritische Auseinandersetzung mit "Hilde" erfolgt mitunter geschmacklos (wenn es um ihre Tochter Tinta geht) und würdelos (beim dahinsiechen der Knef im Krankenhaus).

Der Mann, der die Fäden zusammenhält ist Stephan Bensson als Teufel, der als diabolischer Conférencier zu einem der wenigen Highlights der Inszenierung gehört. Stimmlich ist er brillant, herrlich zynisch und sprachlich auf den Punkt. Wenn er "Eins und eins das macht zwei" singt oder "Großvater starb" hat das eine beeindruckende Tiefe, die dem Stück fehlt. Über schwafelndes Lamentieren kommen die Autoren Fred Breinersdorfer und Katja Röder leider nicht hinaus. Das Stück bedarf zwingend einer strikten Kürzung, mit welcher die absolut unnötige Pause vermieden werden könnte. Positiv zu vermerken ist die Auswahl der Songs, von denen vor allem die unbekannteren Lieder sich als wahre Perlen entpuppen. Musikalisch wird er Abend von einem Trio unter der kongenialen Leitung vopn Harry Ermer unterstützt.

Die Winter hat einen starken Moment, indem sie das Wiegenlied "Doch hör nicht auf mich" spricht, dass Dank des berührenden Textes, den die Knef für ihre Tochter schrieb, zu Herzen geht. So bleibt am Ende viel heiße Luft mit einer Hauptdarstellerin, die in ihrem eigenen Kosmos kreist ohne dem Mythos der Knef gerecht zu werden. Aber vielleicht passt dazu am besten eines der berühmtesten Knef Lieder:

Eins und eins, das macht zwei,
Drum küß und lächle dabei,
Wenn dir auch manchmal zum Heulen ist.
Glücklich, wer das Heute genießt,
Und was vorbei ist, vergißt,
Es kommt, wie es kommen muß,
Erst kommt der erste Kuß,
Dann kommt der letzte Kuß, dann der Schluß

(Charly Niessen)

Photo Credit: Michael Hoff



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