Wenn Katharine Mehrling die Bühne des wunderschönen Wintergarten Theaters betritt und die Nacht mit Hildegard Knefs "Ich bin zu müde um schlafen zu gehen" einleitet geschieht das äußerst stimmungsvoll und elektrisierend. Die Mehrling begrüßt ihr Publikum als ihren "persönlichen One-Night-Stand" und begeistert im Anschluss mit der deutschen Version von "Perhaps, Perhaps, Perhaps". Sie entführt in die Welt des Varietés und der Show bevor sie ihren "Very Special Guest" Rolf Kühn an der Klarinette begrüßt. In stimmungsvoller Atmospähre lädt Mehrling die Zuschauer in ihren Club "Nacht" ein, umrahmt von einer siebenjöpfigen Band und zwei Tänzern.
Zwischen Plaudereien mit Kühn, der virtuos sein Instrument beherrscht, erzählt Mehrling, preist obligatorisch ihre CD an und präsentiert einen bunten Stilmix aus Liedern der Knef, Valente und Piaf.
Man merkt Katharine Mehrling ihre sehr gute, fundierte Ausbildung an, die sie ihn London erhielt. Unbestritten hat diese Frau das gewisse Etwas, eine Starquality mit einer großen Persönlichkeit. Auch wenn ihre Anmoderationen teilweise etwas blasiert wirken, macht sie alles mit ihrer stimmlichen Intensität wieder wett. Zwischendrin gibt es Akrobatik vom feinsten die wunderschön anzusehen ist und sich sehr gut in das Konzept einfügt. Warum Frau Mehrling allerdings in einer Nummer einen russischen Akzent plaziert bleibt ein Rätsel und wird auch im weiteren Teil des Programms nicht gelüftet. Stellenweise hätte ein wenig mehr Tempo der Show nicht geschadet, auch empfand ich in manchen Phasen des Programms das Konzept etwas zu bemüht. Die Mehrling erweist sich als sehr wandelbar, kokettiert auf einer Mondsichel als "fesche Lola" und beschwört ein wenig den Geist der Dietrich und imitiert vortrefflich die unterschiedlichsten Dialekte, verbunden mit den Städten in denen sie in Musicals gastierte. Die Mehrling ist ein Showgirl, eine Vollblutsängerin und Entertainerin.
Es sind Musiknummern vorhanden die mal mehr mal weniger zünden. Großartig ist Mehrlings Version von "Milord" und bezaubernd ihr "Moon River" mit Rolf Kühn. Der vielleicht schönste, weil intimste und persönlichste Teil des Abends kommt wenn die Mehrling, begleitet von Harry Ermer am Flügel, ein leidenschaftliches "La Vie En Rose" singt. "Am Rande der Nacht" ist ein Abend mit viel Licht und wenig Schatten und eine hervorragende Gelegenheit sich von Katharine Mehrling auf einen mehr als gelungenen One-Night-Stand einzulassen.
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