In Paderborn geboren, machte Michael schon früh Erfahrungen auf der Bühne und sammelte mehrere nationale und internationale Titel als Tänzer und Choreograph in Tanz- und Rope Skipping-Formationen (Artistisches Seilspringen). Er studierte von 2006-2010 an der Folkwang Hochschule Essen im Studiengang Musical die Fächer Schauspiel, Gesang und Tanz. Im Rahmen seiner Ausbildung spielte er in Produktionen wie „Pinkelstadt“ und „Rent“. Es folgten Engagements wie zum Beispiel 2008 für die Weihnachtsrevue „Last Christmas“ im Capitol Theater Düsseldorf sowie 2009 als A-Rab in „West Side Story“ und Hans in „Into the Woods“ im Theater Hagen. 2009 folgten das erste Ensuite-Engangement in Köln bei "Hairspray" als Cover Link Larkin und direkt im Anschluss spielte Michael auf der Deutschland Tour von "Grease" die Rollen Doody und Danny. Michael steht momentan zeitgleich zu seinem Engangement als Alfred in "Tanz der Vampire" auch in der Rolle des Mereb in "Aida" an der Oper in Chemnitz auf der Bühne.
Ich treffe Michael im wunderschönen Foyer des zweiten Ranges im Theater des Westens, vor seiner Vorstellung als Alfred in "Tanz der Vampire". Wir reden über seine bisherige Arbeit, das Rope Skipping, die Begegnung mit einem Fernseh Star, einer fast verpassten Vorstellung und Wunschprojekte. Michael Heller ist charmant und offen und liefert damit die perfekten Komponenten für ein angenehmes Gespräch.
Das Theater des Westens ist ein Haus mit langer Tradition. Große Künstler sind hier aufgetreten. Maria Callas sang hier unter Herbert von Karajan die "Lucia di Lammermoor".
Michael Heller: Ja es ist schon eine große Ehre in diesem Haus spielen zu dürfen. Wenn man überlegt Maria Callas! Das war in meinem Studium für mich ganz ganz weit weg. Da habe ich überhaupt nicht mit gerechnet, dass ich mal auf der gleichen Bühne stehen würde wie die Callas. Das Haus ist einfach wunderschön - vom Foyer bis über die Bühne. Ich fühl mich sehr wohl hier.
Steve Barton, der große Original von Krolock, der die Rolle kreiert und geprägt hat, hat hier am Theater des Westens unter Helmut Baumann "Company" von Sondheim gespielt. Wie hast du dich der Rolle des Alfreds in "Tanz der Vampire" genährt? Du kanntest das Stück sicher vorher?
MH: Ich habe "Tanz der Vampire" vor Jahren in Stuttgart gesehen und ich war 15 oder 16, vielleicht sogar noch jünger. Allerdings muss ich sagen, dass ich da noch nicht im Musicalfieber war und hab daher auch nicht gewusst wer da auf der Bühne stand. Das war für mich sekundär. Ich wollte einfach eine tolle Show sehen und überzeugt werden von den Leuten und den Charakteren. Ich fand es großartig! Ich kann mich noch an die Vampire im Publikum erinnern und das es ganz schön scary und spooky war. Wer da genau auf der Bühne gestanden hat.. Ich glaube es war Kevin Tarte als Graf, der erste Krolock in Stuttgart. Ich hab einen sehr guten Eindruck von der Show bekommen damals und war natürlich, als ich die Rolle bekommen habe, hellauf begeistert die Show zu spielen. Alfred ist ein super Part. Man ist von Anfang bis Ende auf der Bühne, man spielt mit jedem in verschiedenen Szenen. Eine echte Herausforderung, sowohl stimmlich wie auch schauspielerisch. Ich habe mich sehr gut auf die Produktion vorbereitet. Natürlich habe ich in Zeiten von youtube auch im Internet geschaut, wie, wer, was gespielt hat um auch mal Vergleiche zu ziehen und auch Ideen und Input zu bekommen. Man erfindet so eine Rolle natürlich nicht komplett neu. Alfred wurde ja über Jahre von verschiedenen Kollegen gespielt und im Musical gibt es auch gewisse Vorgaben, an die man sich fest halten muss. Seinen eigenen Stil zu finden, um dann seine eigene Persönlichkeit in die Vorlage mit reinzubringen, ist eine Herausforderung. Es gibt ein paar Momente, in denen ich auch mal mehr Michael durchscheinen lassen konnte und nicht nur den festgelegten Alfred, den Airs Sas und andere Kollegen vor mir verkörpert haben.
Hast Du mit Roman Polanski zusammen gearbeitet?
MH: Nein, leider nicht. Wir haben für diese Produktion nicht die Möglichkeit gehabt mit ihm zu proben. Ich hab gehört das er sonst für die anderen Produktionen oft da war, aber da wir nur eine sehr kurze Zeit geprobt haben, es waren nur zwei Wochen, ist er nicht gekommen. Cornelius Baltus, der die Regie in Berlin übernommen hat, hat schöne Grüße von ihm bestellt und gesagt, er sei nicht mehr so fit das er viel reisen kann. Aber natürlich hätten wir alle super gerne mit ihm gearbeitet. Ich habe von Kollegen Geschichten gehört, dass er bei Proben jedes kleine Detail hervorhebt und Szenen abbricht mit 'Stop, stop. Die Blumenvase da hinten steht ein bisschen zu weit rechts. Die muss mehr nach links': Solche Sachen hätte ich natürlich auch sehr gerne miterlebt. Aber vielleicht werde ich ihn mal treffen. Wer weiß wie es mit "Tanz der Vampire" weitergeht. Das kann man ja nie sagen, aber fest steht das die Show im Stage Theater des Westens Anfang 2013 zum letzten mal gespielt wird.
Wie ist es für dich mit verschiedenen Kollegen auf der Bühne zu stehen. Gerade durch krankheitsbedingte oder terminliche Änderungen im Ensemble spielst du oft mit Zweitbesetzungen und Covern. Wie verändert sich das Zusammenspiel?
MH: Das ist für mich mittlerweile fast normal geworden. Durch Urlaub und Krankheiten etc. fallen immer mal Leute aus, das ist ja auch ganz normal und menschlich, krank zu werden. Swings müssen auch noch mehr beherrschen. Da ziehe ich auch den Hut vor, denn sie haben durchaus fünf bis sechs Rollen, die sie in der Show können und abrufen müssen. Das heißt, wenn jemand ausfällt müssen sie einspringen und diese Rolle spielen: Ensemblepart oder Hauptrolle. Das ist schon nicht ohne. Das man soviel in so kurzer Zeit lernt um es dann auf der Bühne umzusetzen ist schon großartig. Ich weiß wie anstrengend es ist eine Show so schnell zu lernen. Ich bin auch mal für "West Side Story" eingesprungen, eine Show die sehr tanzlastig ist. Da war ich einer von den Jets und da musste ich die komplette Show in drei Tagen einstudieren, was natürlich sehr viel Stress bedeutete: einmal vorher mit dem ganzen Ensemble geprobt und dann steht man da und will eigentlich nur da durchkommen. Mit dem Adrenalin geht das dann aber und die Kollegen helfen natürlich viel und dadurch ist es wieder in Ordnung. Es ist spannend mit jemand anderem auf der Bühne zu stehen, weil ich mich freue nach einer langen Zeit wieder mit Kollegen zu spielen. Amelie Dobler, die Sarah spielt und derzeit im Urlaub ist, mit ihr habe ich eine ganz lange Zeit gespielt und jetzt stehe ich mit den beiden Covern auf der Bühne. Das ist total spannend, weil sie natürlich auch andere Impulse geben und andere Sachen machen, die vielleicht mit Amelie und mir total eingespielt sind. Das kann natürlich auch zu einer Gefahr werden, dass man vieles automatisch macht, aber wenn dann eine andere Person dazu kommt, dann ist das als Schauspieler eine aufregende Angelegenheit. Abläufe sind anders und man muss dementsprechend darauf reagieren und dadurch wird es wieder aufgefrischt. Deswegen bin ich ganz happy wenn ich mal einen Wechsel habe. Natürlich hat man seine Lieblinge mit denen man spielt, wie mit Veit Schäfermeier als Professor, dass passt ganz einfach hervorragend wie Deckel auf Topf. Das ist eine tolle Sache. Ich bin seit der Premiere in Berlin bei "Tanz der Vampire" und habe mit drei verschiedenen Grafen gespielt: Drew Sarich., Kevin Tarte und Thomas Borchert. Ich habe mit dem Grafen nicht soviel zu tun auf der Bühne. Da gibt es nur eine wirkliche Szene zum Ende des ersten Aktes, wenn wir zum Schloss gehen. Dann gibt es diese Endsequenz in der Krolock versucht mich zu "verführen". Da war es spannend zu sehen, wer was wie macht. Da gibt es natürlich Vorgaben, aber es war bei jedem unterschiedlich. Drei sehr tolle Kollegen.
Gibt es spezielle Rituale bevor Du auf die Bühne gehst?
MH: Meine Rituale sind: ich bin eine Stunde vor der Vorstellung im Theater und beginne mich umzuziehen und mich zu schminken. Man hat mir zwar auch angeboten mich in der Maske schminken zu lassen, aber dadurch das ich kein aufwendiges Make-up habe, schminke ich mich selbst, was mir lieber ist. Wenn ich damit fertig bin, werde ich zu Alfred und gehe dann eine halbe Stunde vor Beginn zum einsingen. Da habe ich auch wirklich meine festen Zeiten und bin auch etwas pingelig, damit alles richtig hinhaut und ich bei der Ouvertüre auch wirklich bereit bin. Ich bin ja der erste auf der Bühne. Ich möchte nicht denken: 'Oh heute habe ich keine Zeit gehabt und Stress.' deswegen schaue ich das alles gut hinhaut : Mein Schminken, mein Einsingen und die Kollegen begrüßen., damit man sieht mit wem man auf der Bühne steht. Das ist für mich wichtig vor der Vorstellung. Da ich als allererster auf der Bühne stehe, ist es für mich auch wichtig das ich passend fertig bin und ich nicht noch Stress habe. Ich hatte auch mal eine ganz lustige Geschichte: bei der zweiten Show nach der Premiere, war ich zu spät hier. Ich dachte wir hätten eine späte Show, aber wir hatten eine frühe Show. Wir hatten die Premiere an einem Montag und der Dienstag war frei. Mittwochs ist immer 18.30 Uhr Show. Da aber sonst der Montag für uns immer frei ist, habe ich gedacht, heute ist Dienstag, heute ist 19.30 Uhr Show.. war es dann aber nicht! Also war ich ganz gemütlich im Fitnessstudio und hab Sport gemacht und hörte aus meinem Spind mein Handy klingeln und dachte: 'Ach, gehst du noch schnell dran, bevor du in die Sauna gehst' (lacht) Und dann sah ich schon: Zehn verpasste Anrufe - das Theater meldet sich: 'Wo bist du denn, wo bist du denn? In einer halben Stunde fängt die Show an.' Dann war natürlich Stress und ich bin aus dem Studio rausgerannt, in die Bahn gesprungen und zehn Minuten vor Beginn war ich dann im Theater und hab mich in Rekordzeit geschminkt und umgezogen und bin dann schnell auf die Bühne. Ich weiß jetzt nicht ob das eine meiner besten Shows war (lacht).
Also eine berühmte zweite Vorstellung.
MH: Genau, genau. Es war nicht meine zweite Alfred Vorstellung, aber meine zweite hier in Berlin. Ich habe die Rolle bereits ein paar Wochen in Stuttgart gespielt. Da die Probezeit ja in Berlin sehr kurz war, wollte das Creative Team, dass alle, die zur Premiere im Stage Theater des Westens auf der Bühne stehen, die Show vorher schon kennen. Ich habe im August 2011 angefangen in Stuttgart zu proben und habe dann dort ca. 25 Shows gespielt. Dann konnte ich mich in den zwei Wochen in Berlin auf die neuen Kollegen einbestellen und dann ging es hier weiter.
"Into The Woods" von Stephen Sondheim hast Du am Theater Hagen während Deiner Ausbildung an der Folkwang in Essen gespielt. Wie war Deine Erfahrung, dieses leider selten gespielte Musical zu erarbeiten?
MH: "Into the Woods" war eine tolle Erfahrung. Ich habe dort Hans gespielt. Eine schwierige Partitur für alle Sänger - typisch Sondheim halt. Aber witzige Szenen und Songs. Unter anderem mit Guildo Horn als Erzähler und mysteriöser Mann. Ein super Kollege und immer für einen Spaß bereit. Inszeniert wurde das Stück von Gil Mehmert.
Du gehörtest zur Premierenbesetzung von "Hairspray" in Köln und hast dort Ensemble und auch Cover Link Larkin gespielt. Gab es eine Möglichkeit mit Jerry Mitchell (Choreographie) oder Marc Shaiman (Komponist) zu arbeiten?
MH: Beide waren leider nicht da, aber bei der Premiere anwesend und haben sich die Show angesehen und anschließend eine kleine Rede gehalten. Bei dem Aufbau des Stückes waren sie nicht da, sondern die Associate Directors vom Broadway, die auch dort die Show einstudiert und auch während der Produktion in New York das Stück überwacht haben und die haben mit uns die Show einstudiert. Das war toll. Jerry Mitchell war nicht da, aber der Regisseur Jack O'Brian. Er war nicht die komplette Probezeit vor Ort, aber er war abwechselnd eine Woche da und dann mal wieder nicht. Von ihm den Input zu bekommen war auch sehr spannend. Das Creative Team hat uns, dem Ensemble, Filme gezeigt über die damalige Zeit und die Rassenkonflikte. Da haben wir sehr viele, wertolle Informationen erhalten. Das war sehr spannend, da ich so was vorher auch noch nie erlebt habe. Es ist auch die einzige Produktion, bei der geschichtlich soviel herausgearbeitet wurde, weil es natürlich auch einen Realitätsbezug hat. Im Vergleich zu "Tanz der Vampire", das fiktiv ist.
War "Hairspray" eine Herzensangelegenheit für dich, gerade weil du auch ein sehr guter Tänzer bist? Das war Deine erste große Show?
MH: Ja. "Hairspray" war meine erste, große Show. Ich war derzeit noch in meinem Studium an der Folkwang in Essen und habe die Show parallel zu meinem letzten Semester gemacht. Es war ein bisschen stressig, weil ich dann immer zwischen Essen und Köln hin und her pendeln musste: morgens in der Schule, abends auf der Bühne. Das war schon eine harte Zeit, aber die Show war einfach toll: so herzlich. Es hat viel Spaß gemacht mit Uwe Ochsenknecht zusammen zu arbeiten. In den Proben konnte ich es noch gar nicht glauben: ich war noch an der Musicalschule und stehe dann neben einem Fernsehstar auf der Bühne. Er war super und ich konnte mir auch wahnsinnig viel abgucken.Die Choreografien waren toll in dem Stück; clever und geschickt in die Szenen eingebunden. Es ist immer noch eins meiner Lieblingsstücke. Die Herausforderungen als Tänzer waren sehr gut, denn den Track den ich gespielt habe hieß IQ und war von den weißen Jungs der härteste Tänzer Track. Jeden Abend war ich fertig, denn ich musste soviel rumspringen: ich war Fotograf usw. und musste immer hin und herrennen auf der Bühne. Das war eine ganz schöne Konditionsfrage, aber es hat alles gut hingehauen und ich war happy in Köln. Das war mein erster Job.
Also eine schöne Zeit in Köln.
MH: Ja, auf jeden Fall. Köln ist auch eine schöne Stadt und ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und habe fast neben dem Kölner Dom gewohnt, also genau im Zentrum. Ich kann mich erinnern, dass ich am ersten Tag, als ich dort einzog, mein Fenster aufmachte und Straßenmusiker hörte. Eine tolle Atmosphäre. Ein Klavierspieler, der vor der Wohnung spielte ging mir allerdings nach drei Wochen auf die Nerven, weil er immer das gleiche spielte (lacht). Da habe ich das Fenster nicht mehr so oft aufgemacht, aber in Köln hatte ich eine schöne Zeit.
Du warst deutscher und europäischer Meister im Rope Skipping (Seilspringen als Wettkampfsportart).
MH: Bei den Weltmeisterschaften habe ich leider nie mitmachen können, da ich einmal verletzt war und beim zweiten Mal habe ich mich leider nicht qualifiziert. Das habe ich seit meiner frühen Kindheit gemacht, seit ich zehn war. Das habe ich auch mehr autodidaktisch gelernt. Ich hatte da nicht wirklich großartig Trainer, sondern mir alles selbst beigebracht. Ich habe jeden Tag trainiert und Gruppen geleitet. Mit 13 begann ich Tanz, Tourengruppen und Rope Skipping Gruppen zu leiten. Das war immer eine Leidenschaft von mir auch anderen Leuten etwas beizubringen. Das werde ich, wenn ich vielleicht nicht mehr auf die Bühne möchte, anstreben zu machen. Als Gesangs- oder Tanzlehrer: in diese Richtung. Das ist eins schönes Feld für mich, was ich gerne mal machen würde, gemacht habe und weiter ausführen möchte. Mit anderen Menschen zu arbeiten, ihnen etwas beizubringen, vielleicht auch den Traum von Regie führen verwirklichen oder bei einem neuen Stück etwas aufbauen.., man wird sehen. In dem Job weiß man ja nie so genau wo es einen hinschlägt, da muss man relativ spontan sein.
An der Oper Chemnitz singst du den Mereb in "Aida" von Elton John und Tim Rice. Ich finde du hast mit "How I Know you" auch einen der schönsten Songs.
MH: Ganz genau. Auf deutsch heißt der Song "Ja, ich kenn dich". Ich hatte erst kürzlich an meinem spielfreien Tag in "Tanz der Vampire" eine Vorstellung in "Aida" und dann eine weitere Show morgens um 10.30 Uhr und bin dann im Anschluss zum Zug gehetzt um dann abends in Berlin "Vampire" zu spielen.
Eine Vorstellung um 10.30 Uhr??
MH: Ja das war eine Vorstellung für Schulklassen und auch Behinderte. Das war auch eine sehr spannende Sache mal vor Behinderten zu spielen, weil die Reaktionen ganz extrem waren. Zu dem Pharao, der das Gift trinkt, riefen sie dann : 'Nein! Trink das nicht!' Wenn sich zwei auf der Bühne geküsst haben war sofort ein lautes 'Huuuuuuh' zu hören. Da haben sie natürlich ihren Gefühlen freien Lauf gelassen. Es ist allerdings mit dem zweiten Engagement auch eine Doppelbelastung. Von Chemnitz bis Berlin ist es zwar nicht so weit, aber zwei Vorstellungen an einem Tag in zwei verschiedenen Städten.. da ist man abends ganz schön geschlaucht. "Aida" macht sehr viel Spaß und es sind auch tolle Kollegen dabei wie ChristIan Alexander Müller, Bettina Mönch und Judith Lefeber als Aida. Sie kennt man noch aus 'Deutschland sucht den Superstar'. Mit ihr habe ich auch eine gute Freundschaft aufgebaut. Sie ist einfach eine tolle Person. Es macht viel Spaß in Chemnitz. Es ist anders als bei "Tanz der Vampire", weil wir in Chemnitz auch viel mit den Leuten vom Haus arbeiten, die eher aus dem Opernfach kommen. Für die ist das nicht selbstverständlich Bewegung und Gesang zu verbinden. Es ist eine sehr pompöse Inszenierung, aber anders als ein "richtiges" Musical. Man sieht die Unterschiede zwischen Sängern und Tänzern. Chemnitz ist ein tolles Haus und die Leute sind sehr nett. Ich hoffe im nächsten Projekt auch mit dabei sein zu können.
Dieses Projekt ist "Play Me". Was genau verbirgt sich dahinter?
MH: Ganz viel kann ich dazu noch nicht sagen. Ich kenne die Musik jetzt. Es ist eine finnische Produktion. Die Musik bewegt sich zwischen Pop, Rock, 90er Jahre. Es geht in die Richtung Boyband, dann wieder mehr in Richtung Aerosmith. Es sind viele verschiedene Stilrichtungen verknüpft, also kein klassisches Musical. Ich bin noch in einem Audition Prozess und es gibt ein Vorsingen, bei der eine Jury und auch das Publikum abstimmt um diese Cast zu besetzen. Es sind auch viele Leute dabei die nicht soviel Erfahrung haben auf der Bühne und einige die ich von Musicalschulen kenne. Ich bin gespannt wie es wird und mal sehen ob es hinhaut. Hundertprozentig kann ich zwar noch nichts sagen, aber es sieht ganz gut aus. Ich kenne das Haus und die Leute kennen mich.
Dann drücke ich Dir die Daumen, dass es klappt. Gibt es Wunschprojekte und Traumrollen in Musicalproduktionen?
MH: Danke! Ja es gibt viele tolle Musicals. Leider haben wir in Deutschland nicht die Möglichkeit alle zu spielen, da wir in Deutschland in den letzten Jahren sehr eintönig beschallt worden. Viele neue Sachen, die toll sind bekommen einfach nicht die Chance auf die Bühne zu gelangen. Deswegen bin ich auch gespannt wie "War Horse" hier in Berlin ankommen wird im nächsten Jahr. Das ist kein Stück, mit dem jeder sofort etwas verbindet. Ich drücke aber alle Daumen, dass dies ein neuer Schritt in Deutschland ist. "War Horse" ist kein Musical, sondern ein neues, modernes Bühnenerlebnis. Eine Rolle, die ich unbedingt gerne spielen würde ist Rusty in "Starlight Express". Meine Mutter würde einen dreifachen Rittberger schlagen! Das ist ihr Lieblingsmusical und das findet sie unglaublich toll. Das war auch das allererste Musical, das ich gesehen habe. Das würde ich sehr gerne machen und das würde auch, so denke ich, sehr gut passen zu mir. Ich war während meines Studiums einmal bei "Starlight" zu einer Audition in Bochum, in meinem ersten Jahr. Das ist schon nicht ohne: eine Herausforderung als Künstler, Mensch, Tänzer, Sportler und als Sänger. Dafür muss man sehr viel mitbringen. Sie Show hat vielleicht nicht den stärksten, inhaltlichen Hintergrund aber es ist ein Spektakel. Als Darsteller ist das eine harte Sache mit den Rollschuhen und dann noch ganz easy eine schöne Ballade zu singen. Dann noch hier hoch und runter springen - das ist schon eine Herausforderung, aber das würde ich sehr gerne machen. Auch andere Stücke wie "Next To Normal"…
… genau an dieses Stück habe ich bei der Vorbereitung auf das Gespräch mit Dir gedacht. Gabe wäre eine tolle Rolle für Dich und "I'm Alive" ist eine starke Nummer. Dann geben wir das mal so an Stage Entertainment weiter.
MH: (lacht) Ja gerne! Da hätte ich nichts dagegen. Das wäre ein tolles Projekt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob dieses Stück je in Deutschland spielen werde. Vielleicht an einem Stadttheater oder an einer kleineren Bühne, aber in einem großen Haus.. Ich weiss nicht ob das so massentauglich ist. "Hairspray" war auch eine tolle Produktion, aber leider hat es nicht so hingehauen, weil die Leute nicht die Karten gekauft haben. Das war eine traurige Sachen, obwohl alle begeistert waren. Die Leute standen zum Schluss immer, es war so ein charmantes Stück. Was die Deutschen nicht kenne, dass wollen sie dann auch nicht so gerne sehen und nicht soviel Geld dafür ausgeben. Die Karten für Musicals sind nicht gerade günstig und deswegen überlegen viele Menschen zweimal und gehen dann doch lieber ein zehntes Mal in "Starlight Express", anstatt sich etwas neues anzuschauen. Ich hoffe das wird sich in den nächsten Jahren ändern. "War Horse" würde mich auch sehr reizen. Ich habe das Stück selber noch nicht gesehen, kenne nur den Film. Die Rolle des Albert würde vom Typ her zu mir passen und der Name ist ja fast ähnlich wie Alfred (lacht). Dafür bin ich im richtigen Alter und ich werde mich auf jeden Fall bewerben.
Gibt es nationale oder internationale Persönlichkeiten aus dem Musical- oder Theaterbereich die Du für ihre Arbeit bewunderst?
MH: Idole oder richtige Vorbilder habe ich eigentlich keine. Ich bin einfach angetan von gutem Geschmack und Persönlichkeit und wenn man mir eine Geschichte gut und mit viel Gefühl erzählt. Natürlich gibt es Eigenschaften bei vielen Menschen die ich bewundere. Aber das wäre eine laaaange Liste.
Die obligatorische Frage: Gab es Pannen, gibt es Pannen auf der Bühne an die Du dich erinnerst?
MH: Ja gestern zum Beispiel (lacht). Da dreht sich das Wirtshaus an einer Stelle, relativ zu Beginn bei "Knoblauch" und der Professor und ich gehen hinter Chagall her um uns zu den Zimmern zu führen. Dann gehen wir um das Haus herum und das Haus dreht sich. Irgendwann schauen wir aus einem Fenster und auf ein bestimmtes Signal beginnt Sarah zu singen. Der Professor sagt: 'Hörst du?' Und ich sage: 'Ja, wunderschön'. An dieser Stelle schauen wir beide aus dem Loch und merken: da ist eine Wand. Das Haus hat sich also gar nicht gedreht. Dies ist uns aber im Spiel nicht aufgefallen. Es war eine technische Panne, dass kann mal passieren. Dann haben wir gedacht 'Oh, hier sind wir falsch' und dann standen wir komplett falsch und ich war total verwirrt und wusste nicht wo im Haus ich war. Ich war mir auch nicht sicher ob wir zu weit gegangen sind. Es war seltsam und dann haben wir gemerkt: das Haus hat sich nicht gedreht. Dann kam es endlich in Bewegung und fing an sich zu drehen und wir sind dann weiter im Kreis gegangen, weil wir es irgendwie überspielten wollten. Das Haus drehte sich und drehte sich und wir gingen und gingen - die Musik spielte weiter. Dann haben wir mit Smalltalk weitergemacht: 'Das ist ne Aussicht hier' und 'Wo ist denn jetzt unser Zimmer?' Das Haus drehte sich immer weiter und hörte nicht mehr auf. Der Vorhang ging aber nicht runter und ich dachte: 'Die müssen das doch gemerkt haben, dass irgendwas nicht stimmt'. Das Publikum fing auch schon an zu tuscheln und ich hab mich dann nur noch hinter einer Säule versteckt und musste laut loslachen, weil es so ein ulkiger Moment war. Wir haben weiter erzählt, aber irgendwann ist uns dann das Gesprächsthema ausgegangen (lacht). Irgendwann stoppte die Drehbühne und das Haus stand schief. Dann ging endlich der ersehende Vorhang zu. Das war ein Moment! Wir haben alle einen solchen Lachanfall auf der Bühne bekommen und das Publikum konnte uns immer noch sehen. Es passieren immer wieder Pannen auf der Bühne. Das Cape des Grafen ist abgerissen , als er zum Ballsaal die Treppe runterging. Er ist hängengeblieben und der Saum hat sich aufgezogen. Alle Vampire haben versucht den Mantel zu lösen. Der Graf, das war Florian Soyka, hat nichts gemerkt und ist immer weiter gegangen. Sein Umhang wurde immer kürzer (lacht) und auf der Bühne spannte sich eine längere Schnur. Das war auch sehr ulkig. Was allerdings nicht sehr schön war: ich habe mich verletzt. Das ist nicht auf der Bühne passiert, sondern im Treppenhaus des Theaters. Ich habe Glück gehabt. Mein Knöchel war geprellt und wurde sofort dick und blau. Aber ich konnte zum Glück wieder schnell auf die Bühne. Das war kurz vor der Show und Dennis Jankowiak, der mich als Alfred vertritt, musste ganz schnell reagieren und sich fertig machen. Das war stressig für alle, aber es ging leider nicht mehr bei mir. Ich bin dann direkt ins Krankenhaus und es wurde geröntgt um sicher zustellen das auch nichts gebrochen ist, da hat man natürlich immer Angst vor. Aber es ist gut gegangen.
Glücklicherweise! Fühlst du dich wohl in Berlin?
MH: Ja. Ich bin das erste Mal in Berlin, vorher war ich mit "Grease" nur kurz hier, als ich auf Tour war. Da waren wir im Admiralspalast. Berlin ist einfach riesengroß. Manchmal verliert man sich ein bisschen hier, aber es ist eine coole Stadt. Man kann gut weggehen und ich habe viele Freunde in Berlin. Da habe ich die Möglichkeit mal alle wieder zu sehen. Gefällt mir sehr gut hier.
Michael, Danke, dass Du Dir Zeit für das Gespräch genommen hast.
MH: Danke Dir auch! Bis bald.
Photo Credits: stage/drama-berlin
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