Hinter den Kulissen des Raimund Theater wird mit voller Kraft und Energie an der Umsetzung der neuesten Eigenproduktion der Vereinigten Bühnen Wien gearbeitet: „SCHIKANEDER - die turbulente Liebesgeschichte hinter der Zauberflöte" wird am 30. September 2016 in Wien zur Uraufführung gebracht!
Ein Jahr nach unseren letzten Interview mit Christian Struppeck, damals kurz nach Bekanntgabe des Projektes SCHIKANEDER, konnten wir noch einmal mit ihm sprechen und in Erfahrung bringen, wie das Musical seit dem gereift ist, und wie es im Probenraum zugeht.
BWW: Es ist ja nicht unbekannt des ein Musical oft viele Entwürfe durchlebt, sowohl musikalisch als auch was das Buch angeht. Szenen werden umgeschrieben, neu arrangiert, Lieder gestrichen und neue geschrieben. Können Sie uns etwas über den Prozess erzählen, wie sie und Komponist Stephen Schwartz vom ersten Entwurf zum (nahezu) fertigen Werk gelangt sind?
Christian Struppeck: Zuerst haben wir lang recherchiert, über Monate haben Stephen Schwartz und ich nur über die Storyline und die Charaktere gesprochen, damit wir die Figuren erst einmAl Ganz genau kennenlernen konnten.
Vom ersten Entwurf bis zur fast fertigen Bühnenfassung waren es dann natürlich noch viele weitere Stationen, von der Entwicklung von Buch und Songs (weil wir beide immer unterwegs waren schrieben wir über die Zeit verteilt in Wien, New York, London und Los Angeles) über Readings und Workshops in London und Wien bis hin zu vielen gemeinsamen Arbeitsmeetings mit Trevor Nunn in London, New York und schließlich auch dem Schritt von der englischen Originalfassung zur deutschen Adaption durch Dr. Michael Kunze, der auch schon WICKED und THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME ins Deutsche übertragen hatte.
Glücklicherweise ist es heute mit Sicherheit leichter als früher so international zusammen zu arbeiten, da man von überall aus schreiben, komponieren und kreativ sein kann und sich aufgrund der Technik mit den Kollegen weltweit viel besser und schneller austauschen kann ohne im gleichen Land sein zu müssen. Jetzt, wo die Proben in Wien schon seit Wochen auf Hochtouren laufen, ist es natürlich besonders spannend zu sehen, wie sich alles Tag für Tag weiter entwickelt und langsam reale Formen annimmt.
BWW: Vielleicht können Sie uns etwas zur Findung der Hauptdarsteller erzählen. Was macht Mark Seibert, Milica Jovanovic und des Rest der Besetzung so perfekt für diese Rollen?
CS: Wir haben für die Besetzung von SCHIKANEDER in mehreren deutschsprachigen Städten nach den besten Darstellern gesucht - es gab über 1.000 Bewerbungen - und sind stolz, genau diese Cast gefunden zu haben, die die Produktion nun jetzt zur Uraufführung bringen wird. Milica Jovanovic ist eine herausragende, bezaubernde Künstlerin, die mit Leichtigkeit und Optimismus, andererseits aber auch Durchsetzungskraft und Stärke der Rolle der „Eleonore" die entsprechende Note geben wird. Mit Mark Seibert konnten wir die perfekte Besetzung des berühmten Impresario finden, der dieser außergewöhnlichen Figur des Theaters des 18. Jahrhunderts wunderbar Ausdruck verleihen wird. Er bringt Charme, Charisma, Überzeugungskraft und Zielstrebigkeit mit, um die Rolle des Emanuel Schikaneder - diesen größten Theatermann seiner Zeit, der auf ganz eigene Weise die damalige Theaterwelt revolutioniert und es wie kein anderer geschafft hat, Menschen aus allen Schichten für das Theater zu begeistern - zu verkörpern. Aber auch alle anderen Mitglieder des SCHIKANEDER-Ensembles sind großartig und gemeinsam die perfekte Besetzung für diese Weltpremiere.
BWW: Wie läuft der Probenprozess ab? Haben Sie als Autor und Intendant noch viel Mitsprache, oder übergeben sie das Ruder voll an Regisseur Trevor Nunn?
CS: Selbstverständlich! Die Probenarbeit und die Inszenierung steht aber ganz unter der Leitung unseres hervorragenden Regisseurs, Sir Trevor Nunn. Der Probenstart war Ende Juli, geprobt wird sechs Tage die Woche - eine sehr intensive Zeit, in welchem wir uns gerade befinden. Während Trevor Nunn inszeniert, sind Stephen Schwartz und ich aber in den Kreativprozess weiterhin involviert. Wir sehen es als gemeinsamen künstlerischen Prozess, von der ersten Buchfassung bis zur schlussendlichen Weltpremiere des Stücks.
BWW: Sie haben sich entschlossen die Inszenierung dieses Stoffes historisch zeitgerecht anzugehen, vor allem was Bühnenbild und Kostüme angeht und es nicht zu modernisieren, wie das beispielsweise bei Mozart der Fall war. Was hat sie dazu bewogen?
CS: Uns hat die Idee gefallen, die Geschichte der Schikaneders so authentisch wie möglich zu erzählen und ein Abbild dieser schillernden Epoche zu zeigen. Neben den sehr historisch angelehnten, opulenten Kostümen von Anthony Ward ist wie Sie ansprechen auch sein Bühnenbild sehr nah an der Historie gehalten. Das 18. Jahrhundert war gerade für das Theater eine sehr spannende Zeit, die uns sehr fasziniert. Aus diesem Grund fanden wir es nur richtig, auch dem Publikum die Möglichkeit zu geben, authentisch in die Materie einzutauchen. Durch die nah am Original gehaltenen Kostüme und das Bühnenbild wollen wir den Zuschauern auf realistische Weise einen eindrucksvollen Einblick in Schikaneders Leben und Wirken geben.
BWW: Wie ist Ihr Gefühl vor der Premiere? Eine Welturaufführung ist ja schon etwas ganz besonders, dass man nicht alle Tage erlebt.
CS: Natürlich ist es immer sehr spannend zu sehen, wie ein Publikum auf eine ganz neue Show reagiert. Durch die Previews haben wir allerdings auch die Chance, bis zur Premiere noch Kleinigkeiten, oder wenn nötig auch etwas Größeres, am Stück zu adaptieren. Die Preview-Zeit ist daher einerseits sehr aufregend, weil man das allererste Mal live spüren kann, wie die Produktion angenommen wird, anderseits eben auch eine gute Möglichkeit für den letzten Feinschliff, da muss das Team ganz eng zusammenarbeiten und noch einmal alles geben!
Foto Credit: © VBW/ Herwig Prammer
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