Am 03. März feiert ein neues Musical Welturaufführung: "Die Tagebücher von Adam und Eva" aus der Feder von Marc Seitz (Musik) und Kevin Schroeder (Buch und Liedtexte). Die Premiere findet im Admiralspalast Sudio in Berlin statt.
Herr Schroeder, Herr Seitz die Musicallandschaft in Deutschland entwickelt sich zwar, aber neue und frische Musicals sind äußerst rar. Wie war der Entwicklungsprozess Ihrer Show?
Marc Seitz: Wir fingen 2009 im Juni an zu schreiben. Zuerst schrieben wir gemeinsam 5 Demosongs, die wir auf eine CD packten, und nur guten Freunden und ein paar ausgewählten Kontakten aus der Branche zeigten.
Kevin Schroeder: Kurz darauf gab es die erste Offene Bühne der schreib:maschine, wo wir dann einen kleinen Ausschnitt vor Publikum präsentierten. Da die Szenen gut ankamen und wir sehr positives Feedback hatten, schrieben wir dann bis zum August 2010 eine erste komplette Fassung des Stücks.
Marc Seitz: Wir konnten in dieser Zeit Christian Struppeck und Andreas Gergen für einen Workshop gewinnen, die das Stück dann mit uns weiterentwickelt haben. Aus den Erkenntnissen des Workshops überarbeiteten wir das Stück zu einer zweiten Fassung, und im Laufe des vergangenen Jahres nahmen wir weitere Veränderungen vor, bis nun also die dritte Fassung auf die Bühne kommt.
Kevin Schroeder: Man muss dazu sagen, dass wir großes Glück hatten während der Entwicklung mit vielen wunderbaren Schauspielern und Sängern zu arbeiten. Das hat uns sehr geholfen und das Stück enorm weitergebracht.
Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen ihnen?
Marc Seitz: Im Frühjahr 2009 erhielt ich einen Anruf von Kevin, er sei auf der Suche nach jemandem, der Musik schreibt, und da hatte er von Andreas Gergen den Hinweis bekommen, dass es vielleicht mit uns beiden ganz gut passen könnte. Wir verabredeten uns zu einem Frühstück in einem Schöneberger Café in Berlin und erzählten uns gegenseitig von unseren jeweiligen Ideen, ich unter anderem eben auch von „Die Tagebücher von Adam und Eva“.
Kevin Schroeder: Marc hatte zu dem Zeitpunkt schon ein paar Demos geschrieben. Ich las dann das Buch und war sofort begeistert. Ein Zwei-Personen Stück, eine moderne Komödie und das ganze in dieser absurden Welt zwischen Religion und Wissenschaft. Ich schrieb dann zunächst einen eigenen Text, den Marc vertonte. Außerdem textete ich weitere Songs auf Marcs Demos. Beides hat gut funktioniert und von da an ging´s los.
Kam es für Sie je in Betracht die Rolle des „Adam“ zu spielen?
Marc Seitz: Die Rolle von Adam war nie mein persönliches Rollenprofil. Ich denke beim Schreiben immer daran, wie es als Darsteller ist, dies dann auf der Bühne zu performen, um somit meinem eigenen Anspruch an Fluss und Musikalität gerecht zu werden. Aber ich wäre selbst keine gute Besetzung für die Rolle.
Gibt es Pläne für weitere Aufführungen in anderen Städten?
Kevin Schroeder: Es wird ein Gastspiel Anfang April im Katielli Theater in Datteln geben. Dort wird auch die Berliner Produktion mit Vera Bolten und Alex Melcher zu sehen sein. Außerdem wird es eine völlig unabhängige Inszenierung in Wetzlar im Sommer geben. Wir hoffen natürlich das Stück von Berlin aus in die Welt zu schicken. Das ist auch der Grund, warum wir es selbst produzieren.
Was verbindet sie beide mit Berlin?
Kevin Schroeder: Ich lebe erst seit ca 4 Jahren in Berlin. Ich mag die Atmosphäre, die Geschichte und Größe und gleichzeitig die Kiezkultur. Für die Arbeit ist es aus vielen Gründen momentan die beste Stadt für mich. Einer meiner Vorteile ist allerdings auch, dass ich meistens ortsunabhängig arbeiten kann. Es gibt einige Städte im Ausland, in denen ich mal zumindest eine zeitlang gerne leben würde. Am liebsten würde ich aber immer eine Wohnung in Berlin behalten.
Marc Seitz: Berlin ist die Stadt, in der sich mein Leben nach dem Abitur um ca 180° gedreht hat. Ich habe an der UdK studiert und hier den Grundstein für mein Leben als Darsteller und überhaupt im Musicalbereich gelegt. Mein Leben hat sich im Privaten um Berlin herum entwickelt. Ich denke, ich bin hier zu Hause. Aber in unserem Beruf ist soetwas eher ein Luxus von meist kurzer Dauer.
Herr Schroeder, erzählen Sie uns über ihr Projekt „die schreib:maschine“
Kevin Schroeder: Mit der schreib:maschine versuchen wir Musicalautoren und neue Stücke zu fördern. Als erstes haben wir dafür in Berlin die Offene Bühne etabliert, wo Komponisten und Texter die Möglichkeit haben aktuelle Arbeiten vor einem Publikum zu präsentieren und zu testen. Das ganze ist ein sehr lockerer Rahmen, hat sich aber in kurzer Zeit zu einem absoluten Treffpunkt der Branche entwickelt.
Die Autoren, die in Deutschland Musicals schreiben möchten, brauchen mehr Unterstützung, müssen sich selbst aber auch mehr fordern. Ich denke, es ist Zeit für neue originelle Ideen, sowohl musikalisch, als auch inhaltlich.
Neben der Offenen Bühne organisieren wir mittlerweile auch Lesungen von kompletten Stücken. Bei der Offenen Bühne hat ja jeder nur maximal 15 Minuten. Außerdem haben wir im letzten Jahr eine Autorenklasse mit Stephen Schwartz durchgeführt. Gerade in diesem Bereich wollen wir nachlegen.
Welches Musical Cast Album hören Sie am liebsten?Marc Seitz: Zur Zeit höre ich gar keine Musik. Generell höre ich nur selten Musik. Ich mache sie lieber. Aber wenn es Cast Aufnahmen gibt, die ich bewundere, dann sicherlich „Into The Woods“ Broadway.
Kevin Schroeder: Ich höre Cast Aufnahmen normalerweise auch nur, wenn ich beruflich damit zu tun habe, z.B. bei Übersetzungen. Musicals kann man meiner Meinung nach nicht „nebenbei“ hören und die meisten sollte man ohnehin lieber sehen. Das letzte Album, das auch so öfter bei mir lief war, glaube ich, „Spring Awakening“.
Marc Seitz: „A Little Night Music“ 2010 am Broadway mit Angela Landsbury und Catherine Zeta-Jones. Unter der Regie von Trevor Nunn wurde das ohnehin brilliant geschriebene Sondheim-Stück gearbeitet wie einen Shakespeare, jedes Wort macht Sinn, jede Note in der Musik. Nichts ist verschwendet oder zu viel, die Darsteller fantastische differenzierte feine Schauspieler mit zum Grossteil funktional korrekt ausgebildeten schlanken Stimmen. Das hat mir den Atem geraubt, habe ihn aber wieder gefunden, und erinnere mich mit Dankbarkeit an diesen Abend in New York, solch eine Performance erlebt haben zu dürfen.
Kevin Schroeder: Es gibt glaube ich kein Stück, was ich besonders hervorheben würde. „Grease“ in Düsseldorf, „Lion King“ in Hamburg, „Blood Brothers“ in London oder auch „Passion“ im Donmar waren aus ganz unterschiedlichen Gründen sehr beeindruckende Abende für mich. Aber es gibt wahrscheinlich noch ein paar andere, die in diese Reihe gehören würden.
Kevin Schroeder: Momentan würde ich gerne mal mit Mark Twain einen trinken gehen.
Marc Seitz: Stephen Sondheim
Und zum guten Schluss … Lloyd Webber oder Sondheim?
Marc Seitz: Kaugummi oder Filetsteak?
Kevin Schroeder: Geht nicht beides? Aber wenn ich mich zwischen Lloyd Webber und Sondheim entscheiden müsste, würde ich sagen: Seitz.
Vielen Dank für das Interview und ein dickes toi, toi, toi für "Die Tagebücher von Adam und Eva".
Videos