Am Samstag, den 22. Oktober wird Jürgen Wölffer 80 Jahre alt.Gefeiert wird am Montag, den 24. Oktober in der Komödie am Kurfürstendamm. Seit Monaten bereitet Christine Wölffer, Jürgen Wölffers Frau, die Feier - inklusive Bühnenprogramm - für ihren Mann vor. Über 400 Gäste aus Kultur und Politik, viele Verwandte und Freunde sowie zahlreiche Mitarbeiter kommen zur Feier.
Jürgen Wölffers Sohn Martin, dem er 2004, zum 100. Geburtstag seines Vaters Hans, die Direktion von Theater am Kurfürstendamm und Komödie übergab, kämpft seit fast 12 Jahren um den Erhalt der beiden traditionsreichen Boulevardtheater, die einer Shoppingmall weichen sollen.
Jürgen Wölffer versteht nicht, dass über diese Idee in Berlin überhaupt nachgedacht wird: „In Wien wäre so etwas nicht möglich und Shoppingmalls gibt es in Berlin doch sowieso längst zu viele." Er findet: „Was bewundern wir denn an Paris, Wien, London, ja sogar an New York? Das Zusammenspiel des Alten mit dem Modernen. Ohne seine Geschichte lebt keine Stadt."
Martin Woelffer ist sich sicher: „Das schönste Geschenk für meinen Vater wäre, wenn wir endlich wüssten, wie es mit den beiden Theatern weitergeht."
Jürgen Wölffer, ein Berliner Kind
Jürgen Wölffer wäre beinahe in einem der damals berühmten Cafés im Berliner Westen geboren worden, seine Mutter hat es dann aber gerade noch ins Westendsanatorium geschafft (Joachimsthaler Straße, Ecke Kurfürstendamm).
In ihrer Begleitung war Gisela Schlüter, eine damals sehr bekannte, stets etwas aufgeregte Komikerin, die so hysterisch war, dass man sie zuerst für die werdende Mutter hielt.
Jürgen Wölffer und das Theater
Wölffer, bekannt als Regisseur und langjähriger Direktor von Theater und Komödie am Kurfürstendamm, ist eigentlich Schauspieler. 1958 gab er sein Bühnendebüt als Sylvius in Shakespeares „Wie es euch gefällt" am Düsseldorfer Schauspielhaus. Er spielte auch am Staatstheater Karlsruhe sowie am Berliner Schillertheater. 1964 holte sein Vater Hans ihn und seinen Bruder Christian in die Direktion der Theater am Kurfürstendamm. Unter dem Pseudonym Reinhard Boy (Reinhard ist sein zweiter Vorname, Boy war der Mädchenname seiner Mutter) führte Jürgen Wölffer 1971 erstmals Regie: Das Stück hieß „Die ist nicht von gestern". Premiere war in Erlangen, in den Hauptrollen Elke Sommer und Karl John. 1976, nach dem Tod seines Vaters, übernahm Jürgen Wölffer die Direktion beider Berliner Theater. Es war keine leichte Entscheidung. Sie war geprägt von der Liebe zum Vater, zu Berlin, zum Kurfürstendamm, einer geerbten Unternehmerlust und dem sanften Druck von
George Marton und Hans Sanden, zweier jüdischer Freunde des Vaters aus der großen Berliner Theaterzeit.
Regiearbeiten
1977 inszenierte Jürgen Wölffer zum ersten Mal in Berlin „Phantastische Nacht" mit Günter Pfitzmann. Es folgten Erfolge wie „Sonny Boys", „Ein seltsames Paar", „Damals in Brooklyn", „Sie spielen unser Lied" und „Pension Schöller". Derzeit probt er in Berlin „Weihnachten auf dem Balkon", eine französische Komödie, die am 11. November an der Komödie Winterhuder Fährhaus in Hamburg Premiere hat.
Weggefährten
Wieviel Stücke er inszeniert hat, hat er nicht gezählt. An die vielen Schauspieler mit denen er gearbeitet hat, erinnert er sich gerne. Dazu zählen unter anderem Johanna von Koczian, Wolfgang Spier, Karin Eickelbaum, Volker Brandt, Barbara Schöne, Günter Pfitzmann, Harald Juhnke, Anita Kupsch, Carl-Heinz Schroth, Gaby Gasser, Ilja Richter, Georg Thomalla, Ute Willing, Chariklia Baxevanos, Nadja Tiller, Paul Hubschmid, Eva Pflug, Harald Leipnitz, Renate Holm, Michael Altmann, Herbert Herrmann, Nora von Collande, Evelyn Künneke, Ralf Wolter, Claus Biederstaedt, Gerit Kling, Evelyn Hamann, Susanne Uhlen, Johannes Heesters, Simone Rethel, Peter Fricke, Herbert Köfer, Winfried Glatzeder, Walter Plathe, Alfred Müller, Achim Wolff, Friedrich Schoenfelder, Elisabeth Wiedemann, Victoria Sturm sowie Dietmar Mues.
Während dieser Arbeiten schloss Wölffer lebenslange Freundschaften mit vielen von ihnen. Sie schätzen seinen Humor, seine Verbindlichkeit und sein Engagement.
Mehr Theater
Neben den zwei Berliner Häusern Theater und Komödie am Kurfürstendamm ließ Wölffer 1988 in Hamburg die Komödie Winterhuder Fährhaus bauen. 1996 in Dresden, gewissermaßen als persönlichen Beitrag zur Wiedervereinigung die Komödie Dresden, die er seit einigen Jahren nicht mehr betreibt. Außerdem gründete er ein erfolgreiches Tourneeunternehmen.
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