In Cinecittà, der Filmstadt vor den Toren Roms, soll von einem gewissen Rainer Maria Ferrari im Geiste von Fellini und Rossellini ein neorealistischer Streifen gedreht werden. Weil diese Geschichte der Filmcrew tatsächlich aber von René Pollesch erzählt wird, ist das alles andere als einfach, dafür umso unterhaltsamer. Schauspieler spielen Schauspieler. Auf der Leinwand sieht man ein schräges Making-of, eine Liveübertragung vom St. Pöltener Rathausplatz direkt in das Theater, vor der Leinwand kommentieren dann die fünf großartigen SchauspielerInnen ihr eigenes cineastisches Schaffen und René Polleschs Diskursmaschine läuft auf höchstem, kurzweiligem Niveau.
„In einem Bild der Geschichte, die immer als unsere Geschichte erzählt wird, zeichnet sich keine Gestalt unseres Wesens ab, das hab ich immer vermutet, dass die Historie nichts mit mir zu tun hat. Und das ist Darwin. Die Erkenntnis, dass die Historie nichts mit mir zu tun hat. Woher ich komme, kann mir Darwin erklären, aber nicht die Geschichte. Und wie Rossellini das will, lernt auch kein Kind Lebensfreude aus dem Ausgang der Geschichte. Die Lebensfreude ist das Ergebnis von strategisch offenen Kräfte-konstellationen und nicht die Väter, und nicht die Mütter. Woher ich komme, das bedeutet nichts, wenn ich sehe wie meine Mutter ihre Wesenheit ändert im Sterben, ich sehe sie diskontinuierlich, zufällig etwas anderes werden. Das ist der Tod und das ist der Schwarzmarkt. Das ist die Errungenschaft, eine Personenwaage an den Mann zu bringen. Das ist nicht die Geschichte, das ist nicht der Tod, das ist der Körper hier und jetzt." René Pollesch
„Wer seinen Kopf mal wieder richtig durchlüften will ist hier richtig. ... Konzentrierter hat man Pollesch lange nicht an seinem Thema arbeiten sehen."
Christian Rakow, Berliner Zeitung
Mit Inga Busch, Christine Groß, Catrin Striebeck | Martin Laberenz, Trystan Pütter
Text und Regie René Pollesch Bühne Bert Neumann Kostüme Nina von Mechow
Kamera Ute Schall Dramaturgie Aenne Quiñones
Gastspiel einer Koproduktion des Ringlokschuppen Mülheim an der Ruhr mit der Volksbühne Berlin, der Rotterdamse Schouwburg und der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010. Gefördert von der Kunststiftung NRW, der Stadt Mülheim an der Ruhr, dem Niederländischen Außenministerium, dem Niederländischen Theaterinstitut und der SMW GmbH.FR 06.05.11 19.30 * SA 07.05.11 19.30 * * 18.30 Einführungsgespräch
Information und Karten: Landestheater Niederösterreich, Rathausplatz 11, 3100 St. PöltenT 02742/90 80 60-600 karten@landestheater.net www.landestheater.net
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