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BWW Reviews: Meat Loaf in Berlin - Die Destruktion eines Sängers

By: Apr. 30, 2013
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Der Mann auf der Bühne wirkt mitgenommen. Als er das Mikrofon nimmt, zittert seine Hand. Seine Stimme bricht, als er die folgenden Worte sagt: "Danke, dass Sie alle einem alten Mann erlauben, sich zu verabschieden": Der Mann auf der Bühne ist Meat Loaf, der Sänger, der in seinen Glanzzeiten mit seiner beeindruckenden, kräftigen Stimme sein Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss.

An diesem Abend, bei seiner Abschiedstour mit Halt in Berlin, ist von dem alten Glanz nicht mehr viel zu spüren. Meat Loaf quält sich im ersten Teil seines Konzertes durch neuere Lieder seines großen Repertoires wie die Songs "Red Light", "Dead Ringer" und "Break It". Als er seinen Hit "Objects in the Rear Mirror May Appear Closer Than They Are" singt, ist die Destruktion des Sängers Meat Loaf nicht mehr zu leugnen. Rund 7.500 Leute werden Zeugen einer atonalen Katastrophe. Während auf der Leinwand das Original Musik Video von 1994 läuft quält sich Meat Loaf durch den fast zehnminüten Song und hat hörbar mit den Höhen zu kämpfen. Den ersten Teil beschließt der Sänger mit "Fryin' Pan", bevor er sich schweißüberströmt in die Pause verabschiedet.

Der zweite Teil des Konzertes widmet Meat Loaf der legendären 1977er Veröffentlichung seines Rockmärchens "Bat Out Of Hell", das die Zuschauer zum Anlass nehmen ihrem Idol zu huldigen und mit lautstarkem Applaus zu hofieren. Bis heute wurde das Album über 45 Millionen Mal verkauft. Zwischen den Songs, die in der Originalreihenfolge gespielt werden, sind Clips zum Making Of des Albums zu sehen u.a. mit Kommentaren von Jim Steinman, der Meat Loaf als einen Wagner Interpret für Rocksongs bezeichnet. Wenn man an längst vergangene Zeiten zurückdenkt, steckt sicherlich sehr viel Wahrheit darin, waren doch insbesondere die vielen Songs, die Steinman für Meat Loaf komponierte und massschneiderte wahre Rocksymphonien. Meat Loaf ist an diesem Abend ein Künstler mit zwei Gesichtern. Auf der einen Seiten ist er zu Tränen gerührt wenn er den, seine Meinung nach, größten Lovesong aller Zeiten singt ("For Crying Out Loud") auf der anderen Seite zeigt er seinem Publikum den Mittelfinger als Reaktion auf nicht genügend Applaus. Ein merkwürdiger, undurchsichtiger Mensch dieser Michael Lee Aday.

Begeleitet wird Meat Loaf an diesem Abend von einer erstklassigen Band und der wunderbaren Patti Russo als ebenbürtige zweite Künstlerin, die viel von Meat Loafs stimmlichen Eskapaden rettet. Unsicher und nicht sehr stimmsicher kämpft er sich zur Pianobegleitung durch "Heaven Can Wait".

Als er am Ende des Konzertes als Zugabe "I'd Do Anything For Love (But I Won't Do That)" singt, der Song, der ihm einen Grammy bescherte, komme ich nicht umher Parallelen zur missverstandenen Kreatur im Musikvideo zu schließen, welches über die Leinwand flimmert. Allein und gebrochen steht er auf der Bühne, nur noch ein Schatten seinen früheren Ichs. Meat Loaf versucht mit aller letzten Kraft die Töne zu finden und sie frei zulasssen. Es gelingt ihm nicht. Was letztendlich in Erinnerung bleiben wird ist ein Künstler, der seine Karriere schon vor einem Jahrzehnt hätte beenden sollen. Das was er and iesem Abend bietet ist eine schmerzliche Erinnerung an glanzvolle Zeiten.

Photo credit: picture alliance / dpa



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