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BWW Interviews: Katharine Mehrling

By: Apr. 30, 2013
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Frau Mehrling, in kurzem Abstand spielen Sie zwei der interessantesten und vielschichtigsten Figuren der Musicalgeschichte: "Funny Girl" Fanny Brice und die Showlegende Judy Garland. Beide Rollen sind ziemliche Kraftakte...

Das sind richtige Klopper!

Ich komme aus dem Rheinland und bei uns sagt man auch: "Mädchen, dat sind richtige Klopper!"

(Lacht) Ja Klopper! Da geht es rund im Herbst und ich freue mich drauf Es gibt so tolles Material, welches ich mir gerade "reinziehe". Ich lese parallel Biografien von Judy Garland und Fanny Brice. Am 01. September ist die Premiere von "End Of The Rainbow" am Schlossparktheater, am 02. September ist die zweite Vorstellung und am 03. September beginnen die Proben für "Funny Girl".
Es gibt interessanterweise viele Menschen die Garland gar nicht kennen. Andere kennen nur "Over The Rainbow" aus "Wizard Of Oz", aber es gibt unzählige großartige Songs die sie gesungen hat und natürlich ihre Filme, die MGM Klassiker. Die letzteren Filme finde ich allerdings viel spannender wie "I Gould Go On Singing" , "Das Urteil von Nürnberg". Judy hat uns Großes hinterlassen.

Und "A Star Is Born", der ja eine 1:1 Widerspiegelung von Garland's Leben ist.

Ja sehr mutig was sie damals in "A Star Is Born" von sich gezeigt hat. James Mason als Partner von Garland war extrem charismatisch und hat seine Rolle außergewöhnlich gut gespielt. Wie er spricht.. seine Sprache ist sehr besonders. Meine Lieblingsversion ist allerdings die mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson. Ich bin verliebt in diesen Film, der berührt mein Herz jedes mal. Traumhafte Songs sind in dem Film wie "Queen Bee" und "Woman On The Moon". Auch was Kristofferson als Rockstar singt.. Ach, ich fand ihn so sexy. Meine Güte!

Ihre Lucy in "Jekyll & Hyde" , eine Rolle die sie in Magdeburg gespielt haben, gehört zu dem besten, was ich seit Jahren auf deutschen Musicalbühnen gesehen habe. Eine grandiose Leistung!

(Lächelt) Wow! Danke schön. Das war auch wirklich eine schöne Produktion mit Andreas Gergen, Christian Struppeck, Kim Duddy, Yngve (Gasoy Romdal). Wir hatten eine richtig gute Zeit und sehr intensive Proben. Yngve ist jemand der sich reinschmeißt in eine Rolle und der keine Hemmungen hat. Das liebe ich sehr, wenn man viel ausprobieren kann. Ja, in Magdeburg..

...ein Haus, das "Sunset Boulevard" als erste Stadttheater Produktion zeigte mit Marianne Larsen als Norma.

Das habe ich leider verpasst. Ich verehre Marianne sehr.

Ich muss gestehen, ich bin da etwas vorbelastet, da damals "Sunset Boulevard" mein erstes Musical war, welches ich im Londoner West End sah mit Elaine Paige als Norma.

Ja Elaine Paige habe ich auch gesehen! Man musste glaube ich die Treppe für sie umbauen. Stimmt doch, oder?

Stimmt! Weil sie doch sehr klein ist..

(Lacht) Sie ist NICHT soviel kleiner als ich.

Es gibt eine wunderbare Persiflage bei "Fortbilden Broadway" auf Elaine Paige und ihre "Größe": Die kleine Elaine die versucht an das Treppengeländer zu reichen: Anstelle von "With One Look" heißt die Nummer "One Foot Moore". Aber sie selber hat sehr viel Humor, so konnte sie darüber am meisten lachen.

(Lacht), Wunderbar! Ja und sie hat es sehr humorvoll gespielt, anders als z.B. Betty Buckley. Elaine hatte viel Witz und Ironie als Norma Desmond. Das tut der Rolle gut finde ich. Aber man muss es dosiert einsetzen. Haben Sie damals John Barrowman als Joe gesehen?

Nein, ich sah Alexander Hanson.

Mit John Barrowman habe ich in "Hair" gespielt im West End.

Da sind wir ja direkt beim ersten großen Thema.

Nach dieser Produktion ging er relativ schnell zu "Sunset Boulevard". Er hat eine Wahnsinnskarriere gemacht! Er besitzt eine irre Ausstrahlung - die hatte er schon damals. John kam in den Raum und ich hielt den Atmen an.

Als ich ihr Programm "Am Rande der Nacht" gesehen habe, war ich ungemein beeindruckt von ihrem British English.

'Cause I lived in London. (Lacht) Ich war zwei Jahre in London und dann noch ein paar Monate in New York.

Aber nicht jeder spricht nach zwei Jahren so perfekt englisch. War Ihnen diese Sprachbegabung schon in die Wiege gelegt?

Wahrscheinlich ja, ich höre sehr gerne zu und ich liebe Dialekte und Akzente. Meine Ohren schlagen Alarm wenn ich etwas außergewöhnliches höre und dann sauge ich das sofort ein und speichere es ab. Ich finde es so spannend wie unterschiedlich sich Menschen ausdrücken - nicht nur rhetorisch, sondern wie sie es machen. Es ist auch vorteilhaft für eine Rollenfindung, denn da ist Sprache sehr wichtig.

Auch die Lust daran etwas zu adaptieren, umzusetzen und es wieder neu zu erfinden für die jeweilige Rolle.

Ja, auf jeden Fall. Jeder Rolle die ich spiele, gebe ich eine bestimmte Art zu sprechen. Das hilft mir auch für das öffnen einer gewisse Emotionalität. Es hilft, genau wie Kostüm und Maske. Oder die Art sich zu bewegen, z.B. in den 60ern. Das war ein anderer Stil zu gehen oder zu reden als das heute der Fall ist. Bei Judy Garland ist es faszinierend. Ich werde teilweise nervös wenn ich mir Judy Garland Aufnahmen anschaue, weil sie permanent in Bewegung war. Sie hat ständig etwas gemacht: mit den Händen, den Armen. Hat stark gestikuliert und war elektrisch geladen. Wahrscheinlich wegen der vielen Drogen. Bei meinen Recherchen habe ich das Buch ihrer Tochter Lorna Luft gelesen "Me and My Shadows". Lorna spricht sehr offen über ihre Mutter in den Interviews, die man bei youtube finden kann. Eine Entscheidung, die Mut erfordert und sicherlich einige Therapiesitzungen gekostet hat, sich so der Öffentlichkeit zu stellen.

Was ist für Sie die größere Herausforderung als "Judy Garland": die schauspielerische oder die musikalische?

Beides. Es geht beides ineinander über. Man kann ja das Schauspiel nicht im Gesang abschalten oder es trennen. Da läuft ein Film, ein gewisser Subtext Film immer mit. Richtig spannend wird es erst, wenn man die Geschichte zwischen den Zeilen erzählt. Das bekommt der Zuschauer vielleicht nicht mit, aber er spürt es.' Was ist denn da? Welchen Konflikt hat sie? Und das läuft auch in den Liedern weiter. Das Stück spielt ein halbes Jahr vor ihrem Tod. Und da ging es schon rasant mit ihr bergab.

Genau zu dieser Zeit gab sie Konzerte in London, die an manchen Tagen so schlecht waren und bei denen Garland so stark alkoholisiert war, dass die Leute sie ausbuhten und Münzen auf die Bühne warfen. Ein Wechselbad der Gefühle...

Oh ja, es gab auch Jahre zuvor ein Konzert in Melbourne, das sie unheimlich gebrochen hat. Sie war so auf Droge und hatte so viele Pillen geschluckt, dass sie Texte vergass und überhaupt nicht mehr wusste wo sie war. Teilweise wurde sie vom Publikum beschimpft und so unterbrach sie nach 20 Minuten das Konzert. Dass das Publikum so mit ihr umging, hat ihr einen richtigen Stoß versetzt. Judys Lebenselixier war die Liebesbeziehung zwischen ihr und ihrem Publikum. Liebe, die sie für sich selbst schwer finden konnte. Sie war süchtig nach der Bestätigung von außen. Die ewige Sucht nach Liebe.

Diese Sucht nach Liebe übertrug sich auch nahtlos auf Garland's Tochter Liza Minnelli.

Ja, wobei ich glaube Liza hat das mittlerweile ganz gut im Griff. Wenn ich Interviews von ihr höre, merke ich dass sie gut reflektieren kann, zumindest spricht sie offen über ihre Krankheit. Sie kann das aussprechen, was Judy Garland nicht konnte. Garland hat verleugnet dass sie süchtig war. Sie sagte: 'Wie dumm von den Leuten so etwas zu behaupten. Wenn ich so krank wäre, alkohohlabhängig und pillensüchtig wäre, wie könnte ich mir da neue Lieder merken.' Natürlich hat sie es nicht zugegeben. Liza, und das ist der Unterschied, redet offen über ihre Entzüge. Das allein ist ja schon ein Schritt in die richtige Richtung. Ich habe Liza Minnelli mal kennengelernt. Habe ihr einen Blumenstrauss überreicht als ich Sally Bowles spielte, quasi von Sally zu Sally im Namen der Berliner "Cabaret" Produktion.

Das heißt Liza war in der Bar jeder Vernunft??

K: Nein, sie wollte kommen. Sie hatte sich angemeldet und die Bar stand Kopf, aber sie kam nicht. Ihr Konzert im Friedrichstadtpalast war phantastisch. Nach jedem Song gab es Standing Ovations. Sie ist ein wirklicher Star! Ich finde es schlimm dass das Wort Star so inflationär benutzt wird. Es ist lächerlich, dass man jeden Heini gleich als Superstar bezeichnet, wenn man eine Liza Minnelli oder eine Barbra Streisand hat. Das Wort 'Star' müsste patentiert werden.

Was unterscheidet Ihrer Meinung nach die Qualität der britischen Musicaldarsteller gegenüber den deutschen Kollegen?

Die Briten fangen oft früh mit ihrer Ausbildung an, teilweise schon mit drei Jahren. Es gibt Stage Coaches für kleine Kinder und das führt sich fort für Teenies. Dann geht's nahtlos in die Musicalausbildung über. Bis dahin können die schon längst tanzen, singen, steppen und haben mehrfach Shakespeare gespielt (lacht). Dann werden sie erst richtig ausgebildet. Alles konzentriert sich auf London, die können jeden Tag ein neues Stück, ein neues Musical anschauen und sich Inspiration und Motivation holen. In London ist man komplett "Drin" und am Puls der Metropole. Als ich aus meinem kleinen hessischen Dorf das erste mal nach London kam, wurde ich erschlagen vom Picadilly Circus (lacht). Die Ausbildungen, ich weiß gar nicht ob die so viel besser sind und die deutschen Schulen schlechter...das glaube ich nicht. Die deutschen Schulen haben sich unglaublich entwickelt. Ich war mehrfach Jurymitglied beim Bundeswettbewerb Gesang und konnte beobachten, daß sich da einiges getan hat. Das Niveau der Studenten ist sehr hoch, da die Schulen ihre Leute extrem gut vorbereiten. Ich glaube das gleicht sich langsam an, aber London wird immer einen Vorteil haben durch diese Vielfalt an Theatern.

Und natürlich auch die vielen Produktionen, in denen bereits Kinder eingesetzt werden, wie "Oliver" oder Billy Elliot"...

.."Les Miserables". Wenn das hier in Deutschland auch so wäre, gäbe es sicher viel mehr junge Talente zu entdecken.

Ja die musikalische Früherziehung. Die Kinder in England wirken bei ihren Bühnenauftritten auch nie verspannt oder dressiert, sondern scheinen sehr viel Freude dabei zu haben und viel Leidenschaft mitzubringen.

Anders wäre das auch falsch. Das würde man spüren und wäre als Zuschauer unangenehm berührt. Ich habe "Billy Elliot" am Broadway gesehen und die Kinder waren phänomenal. Unfassbar! Michael, der Freund von Billy, hat gesteppt und eine perfekte Shownummer hingelegt. Da dachte ich mir, was kann denn da noch kommen? Wie kann der sich jetzt noch toppen. Der ist jetzt schon auf dem Highlight seines Könnens. Das fand ich schon sehr beeindruckend.

Sie suchen Ihre Rollen sehr bewusst aus, wie aktuell die Fanny Brice in "Funny Girl"..

..das habe ich mir nicht ausgesucht, dafür wurde ich angefragt. Ich bekam das Angebot und dachte 'Wow! Eigentlich habe ich gar keine Zeit, aber ich muss es irgendwie möglich machen. Das war nicht einfach, wegen meiner vielen Judy Garland und Ewig Jung Termine, aber es hat geklappt. Eine solche Rolle darf man nicht absagen, das wäre ein Verbrechen.

Davon abgesehen läuft das Musical auch nicht an jedem zweiten Theater.

Nein, "Funny Girl" ist keine "My Fair Lady", die an jedem Theater rauf und runter gespielt wird. Ich war wirklich sehr glücklich, als ich diese E-mail bekam.

Von Regisseur Stefan Huber direkt?

Stefan hatte was angedeutet und sagte: 'Du, ich würde das sehr gerne mit dir machen' und dann kam die offizielle Anfrage aus Dortmund und ich dachte: 'Jaaa! Schön!' (lacht). Es freut mich sehr, weil es eine Anerkennung meiner Arbeit der letzten Jahre ist. Wobei ich schon sehr nervös bin! Ich habe einen Riesen Respekt vor der Rolle! Barbra Streisand ist eine Göttin und da wird niemand jemals heranreichen, deshalb darf man erst gar nicht versuchen in diese Richtung zu gehen. Wenn ich Aufnahmen von ihr sehe, ich weiß gar nicht was es Perfekteres gibt als diese Frau! Da ist eine Schönheit, die ist nicht von dieser Welt. Ich habe eine großen Achtung vor diesen Legenden und werde zur Zeit gleich zwei mal damit konfrontiert (lacht). Das ist auch die Herausforderung bei "End Of The Rainbow", dass ich Judy Garlands ganzes Leben mitspielen muss. Die ganze schöne und schreckliche Vergangenheit. Bei Piaf gab es eine Entwicklung, von der jungen Piaf zur alten. So konnte man den Alterungsprozess visuell miterleben und ich hatte eine innerliche wie äußerliche Transformation. Beide, Judy Garland und Edith Piaf sind mit 47 Jahren gestorben und waren leuchtende Kerzen, die an beiden Enden brannten. Fanny Brice war sich ihrer selbst bewußter und hat ihr Glück vom Leben eingefordert. Nicht immer mit Erfolg....

Wird es eine deutsche Übersetzung von "Funny Girl" geben oder bleiben die Songs im englischen Original?

Teils, teils. Die Überarbeitung ist von Stefan Huber. Das was ich gelesen habe ist toll. Ursprünglich wurde "Don't Rain On My Parade" übersetzt in "Verpatz mir nicht meinen Zapfenstreich"...das werden wir anders lösen.

(Lacht) Okay...

(Lacht) Dieser Titel spricht für sich. Meine erste Arbeit mit Stefan Huber war "Some Iike it Hot" in Bern. Da habe ich die Sugar Kane gespielt. Nach "Hair" in London, kam ich zurück nach Deutschland und hatte keine Ahnung wie das hier läuft. Nach einem Jahr Auditions war Sandy in "Grease" mein erste Rolle, am Staatstheater Kassel und anschließend kam gleich Sugar. Die Rolle hab ich sehr geliebt.

"Ich stamme aus einer Künstlerfamilie. Meine Mutter ist Klavierlehrerin und mein Vater ist Arrangeur." "Was arrangiert er denn?" " Die Güterzüge auf dem Abstellgleis." Billy Wilder's Film ist legendär!

Ich liebe Marilyn Monroe. Diese Naivität und Durchlässigkeit - einzigartig! Unsere Bühnen Fassung in Bern war am Film sehr nah dran. Ich hatte zwei Kollegen vom Schauspiel, die Daphne und Josephine wunderbar gespielt haben. Es war eine rundum gelungene Produktion. Von der kleinsten Rolle bis zum Orchester. Es hat einfach alles gestimmt!

Und die Musik ist auch von Jule Styne, der auch "Funny Girl" komponiert hat.

Ja, er hat vieles für Marilyn geschrieben

Und als Sandy sind Sie dann in Kassel über die Bühne gefegt?

(Lacht). Sandy blüht ja erst richtig zum Schluss auf, wenn sie ihre Lederhose raus holt. Am Anfang ist sie eher das züchtige, wohlerzogene Mädchen. Das war eine super Zeit, wir waren eine irre Truppe in Kassel. Da haben sich Freundschaften fürs Leben gefunden. Danach habe ich die Norma Cassidy in "Victor/ Victoria" gespielt mit Marianne Larsen in der Titelrolle. Sie war einfach fantastisch. Wir sind auch privat sehr gut befreundet. Stefan hat auch hier Regie geführt. Stefan ist sehr genau und er weiß was er möchte. Ich bin gespannt auf unsere Zusammenarbeit in Dortmund nach all der Zeit. Wir haben uns ja beide weiter entwickelt und es wird aufregend, wenn man jetzt wieder aufeinander trifft.

Wo haben Sie die Eponine in "Les Miserables" gespielt? In Duisburg?

Nein, in Saarbrücken. 'Saarbrigge'.

Auch ein interessanter Dialekt.

Das war eine imposante Stadttheater Produktion! Man findet im Stadttheater einige kostbare Perlen. Bielefeld z.B. macht richtig gute Produktionen.

Wie z.B. "The Birds Of Alfred Hitchcock". Eine Rolle, die extra für Sie geschrieben wurde.

Dieses Stück ist ein Juwel. Es ist so ein spezielles Thema, so dass es wahrscheinlich schwierig wird dieses Werk einem anderen Theater zu verkaufen. Sehr speziell, aber grandios. Bill Murta hat fantastische Musik geschrieben, filmmusikartige Symphonien. Sehr spooky. Es gibt Passagen, da bekommt man richtig Angst.

Das Interessante ist, wie ich finde, gerade aus diesem Hitchcock Film ein Musical zumachen, da es im Originalfilm keinerlei Musik gibt, und der nur von den Geräuschen lebt.

Ja, ganz genau. Im Film gibt es nur technisch hergestellte Vogelgeräusche. Hitchcock selbst taucht im Musical physisch auch nicht auf, man hörte nur seine tiefe Stimme. Wenn er sprach, kam eine gigantische Zigarre aus dem Orchestergraben und stellte ihn symbolisch dar. Natürlich war er omnipräsent, weil Tippi Hedren sich ständig beobachtet und bedrängt fühlte. Die Wände um sie herum wurden immer enger. Ein richtiger Psycho Thriller.

Hitchcock hat Tippi Hedren sehr kontrolliert.

Ja, es war nicht zum aushalten. Tippi ist schon eine sehr starke Persönlichkeit, die sich jetzt für Hollywood Tiger und Löwen einsetzt und mit ihnen auf ihrer Farm zusammen lebt. Gestörte Tiere, mit denen sie umgeht wie mit Schmusekatzen. Diese Frau hat eine unwahrscheinliche Zähheit und den Mut Dinge durchzuziehen. Die Dreharbeiten hat sie auch fast bis zum Schluss durchgestanden, bis dieser Nervenzusammenbruch kam, wo es dann einfach nicht mehr ging. Sie wurde psychisch gefoltert. Das hat Bill in seiner Musik ganz hervorragend widergespiegelt. Es war eine tolle Erfahrung, diese Rolle zu kreieren. Ein Geschenk!

Sie haben sehr viele real existierende Persönlichkeiten gespielt wie eben Tippi Hedren, Eva Peron, Edith Piaf, Judy Garland.. Die Liste lässt sich so fortsetzen. Wo liegt für Sie der besondere Reiz, Figuren zu verkörpern deren Leben man durch Literatur und Ton- und Videodokumentationen nachvollziehen kann?

Erst einmal muss ich meine Hausaufgaben machen und viel in Erfahrung bringen. Letztendlich will ich es in mir selber finden, in mir spüren und fühlen. Es ist wichtig die Figur zu verstehen und nachzuvollziehen. Ob ich damit einverstanden bin oder nicht, aber ich muss ihren Kern finden, um die Figur lieben zu können. Nach der ganzen Theorie schmeiss ich alles über Bord und will einzig und allein im Moment sein, durchlässig, ehrlich und bereit sein für das was kommt. Spielerisch an die Sache ran gehen. Lasse mich von meinem Instinkt führen, von meiner Intuition. Mein Bauchgefühl hat mich noch nie im Stich gelassen.

Und wie sieht es bei Judy aus?

Judy ist eine in sich so komplexe Person, so liebesbedürftig und so hungrig nach dem Leben. Dann wiederum so selbstzerstörerisch. Aber wie kann man überhaupt ein "normales" Leben führen, wenn man so viel auf der Bühne gibt, wie Judy das getan hat. Wenn sie sang, war sie das Universum. Das Drama, die Tragik - gehört unweigerlich dazu. Es klingt vielleicht komisch, aber ich versuche mich der Figur immer auf einer gewissen Seelenebene zu nähern.

Das klingt gar nicht komisch.

Das ist meine Art der Annäherung: die seelische Ebene. Aber auch die vielen kleinen Äußerlichkeiten sind unterstützend. Für die Rolle der Judy Garland muss ich wieder rauchen, obwohl ich Nichtraucherin bin. Bei "Irma La Douce" habe ich angefangen zu rauchen, bin auf den Geschmack gekommen und hatte es nach einer Weile Gott sei Dank wieder unter Kontrolle.

"Irma La Douce" habe ich hier in Berlin mit Ihnen gesehen an der mittlerweile leider geschlossenen Tribüne.

Ja das ist sehr tragisch! Wieder ein Theater das geschlossen wurde.

Was in Berlin eindeutig fehlt ist ein reines Musicalhaus. Trotz drei Opernhäusern, wird in Berlin kaum Musical gespielt.

Ja, ein Musicalhaus mit einem festen Ensemble, sowie Helmut Baumann das im TDW hatte. Das braucht Berlin wieder, dass stimmt! Andreas Gergen hat das in einer kleineren Variante mit dem Schlossparktheater versucht und es ist ihm, wie ich finde, zwei Jahre lang gelungen. "Pinkelstadt" zum Beispiel war legendär!

Dort war Ihr Partner unter anderem der wunderbare Ari Sas, der Original Alfred der Wiener "Tanz der Vampire" Produktion.

Aris ist voller Leidenschaft. Wenn er was macht, dann macht er das mit jeder Faser. Parallel zu "Pinkelstadt" habe ich "Cabaret" in der Bar jeder Vernunft gespielt und "Piaf" an der Tribüne. Das war eine verrückte Zeit, sehr umtriebig. Eine Weile ging das gut, bis ich mit einem Burn out im Krankenhaus landete. Mittlerweile achte ich sehr auf meine Rückzugszeiten. Ich sage lieber Jobs ab, als mich wieder zu übernehmen. Ich brauch viel Zeit für mich, in der ich mich sammeln und finden kann, um mich dann wieder auf ganz neue Dinge und Menschen einlassen zu können.

Wie sieht dann diese "Mehrlingzeit" aus?

(Lacht) Oh, ich kann wunderbar faul sein und geniesse das sehr. Ich schlafe lange und ernähr mich gut oder auch nicht. Gehe mit meinem Hund in die Natur. Wenn ich es schaffe, geh ich zum Bikram Yoga oder ins Fitness Studio. Außerdem reise ich viel. Vor allem weit weg.

Und wenn Sie unterwegs sind, schauen Sie sich Produktionen an oder wollen Sie im Urlaub dann gar nichts von Theater wissen?

Oft bin ich einfach nur irgendwo in der Welt unterwegs wo es keine Theater gibt und das ist auch gut so. Wenn ich in London, New York oder Paris bin, schaue ich mir gerne neue Stücke an, muss aber gestehen das mir in letzter Zeit wenig gefallen hat.

Was ist eins der Stücke, das Ihnen gut gefallen hat?

Ich bin ein großer Fan der Schaubühne. Hamlet mit Lars Eidinger fand ich genial. "Wicked" ist eines der intelligentesten Musicals, die je geschrieben wurden. Das letzte Musical, das mich beeindruckt hat war 'Next To Normal.' Beeindruckend, vor allem Alice Ripley.

Oh ja und Sie wären sicher eine hervorragende Diana. Sie haben die Rolle der Sally Bowles in "Cabaret" über 250 mal gespielt...

Ja. Diese Rolle habe ich ausgekostet bis in die letzte Nuance, bis in das kleinste Kämmerchen meines Herzens. Mit 20 hab ich mich gefragt: wenn man schon diverse Rollen gespielt und ein gewisses Alter erreicht hat und diese Rollen dann nicht mehr spielen kann, ob man den Rollen dann hinterher trauert. Dem ist aber nicht so. Ich will jetzt gar keine Sandy mehr sein in "Grease". Von Sally Bowles habe ich mich auch in Liebe verabschiedet. Ich hätte die Rolle sehr gerne noch in Paris gespielt. Ich war sehr nahe dran das in der Sam Mendes Inszenierung im Folies Bergère zu tun, da war ich unter den letzten zweien mit einer Französin. Der Regisseur B.T. McNicholl wollte sehr gerne mit mir arbeiten, aber es hat nicht geklappt. Das französische Team hatte sich für eine rein französische Cast entschieden. Das habe ich damals sehr bedauert! In den Workshops, die ich mit ihm in Paris hatte, haben sich mir Welten geöffnet. Es ist gut, mit einem anderen Regisseur an eine schon bekannte Rolle heranzugehen, um zu sehen was es da noch rauszuholen und zu entdecken gibt. Einen Job nicht zu kriegen, den man unbedingt will, ist auch eine Seite dieses schönen und teilweise brutalen Berufes. Man stürzt sich mit Hingabe in ein Projekt und es platzt, findet nicht statt oder ganz simpel: man bekommt die Rolle nicht. Dann muss es trotzdem weitergehen.

An welche Panne auf der Bühne können Sie sich besonders intensiv erinnern?

(Lacht) Es gab diesen kleinen Pool bei "Jekyll & Hyde" und bei der Premiere waren wir alle ziemlich unter Strom. Yngve hatte eine Wahnsinnsengergie! Ich wurde von ihm ertränkt und in dem Becken war mehr Wasser drin als bei der Generalprobe und ich konnte mich nicht mehr halten, bin ausgerutscht und reingefallen: mit Mikroport, mit Stiefeln, mit meiner Perücke mit allem! Und als ich das realisiert habe, das Wasser war relalativ warm und sehr angenehm, war ich auch schon kopfüber drin. Als ich auftauchte, schaute Yngve mir direkt in die Augen. Er war so fassungslos und unter Schock dass ich da reingefallen bin und ich musste auf einmAl Ganz schlimm lachen. Er dachte, dass ich denke dass er mich tatsächlich umbringen will (lacht). Oje und ich hab einen Lachkrampf bekommen. Aber so etwas kann passieren. Datt is live! Datt is Theater! (lacht) Es passiert immer irgendwas. Bei "Birds" zum Beispiel. Das war das aufwendigste Bühnenbild, was Bielefeld je gesehen hat. Jeder Bühnenzug war besetzt und manchmal sind Dinge runtergefallen, glücklicherweise nicht auf den Kopf, sondern zwei Zentimeter daneben. Dann muss man souverän mit umgehen, so dass es irgendwie weiter geht. Eine gewisse Souveränität kommt mit der Erfahrung. Wenn etwas unvorhergesehenes passiert und man improvisieren muss, das mag ich eigentlich ganz gern (lacht).

Zum Beispiel?

Wenn jemand den Text vergisst, muss man eben so lange improvisieren bis man wieder drin ist im Fluss. Wenn ich alleine auf der Bühne bin, dann kann ich mich sehr gut retten. Mit einem Partner weiß man nie, wie dieser reagiert. Wenn er offen ist für die Situation, kann was sehr lustiges oder auch magisches daraus entstehen .

Alleine auf der Bühne waren Sie auch in Andrew Lloyd Webber's "Tell Me On A Sunday".

Ja, ein One-Woman-Musical, ein Liederzyklus mit großartiger Musik

Ich finde es schade, wie einige Kritiker Lloyd Webber's Musik teilweise verunglimpfen und dafür Sondheim so in den Himmel loben. Sondheim ist zweifelsohne ein großartiger Komponist, aber Andrew Lloyd Webber hat großartige Musicals geschrieben.

Ich mag die Musik von Andrew Lloyd Webber sehr sehr, gerade "Jesus Christ Superstar" , "Evita", "Tell Me On A Sunday" , "Sunset Boulevard", das sind fantastische Stücke.

Und außerdem haBen Lloyd Webber und Sondheim am gleichen Tag Geburtstag, das muss also ein Zeichen sein.

Aha, Wirklich?

Ja, die beiden Überväter des Musicals. War "Tell Me On A Sunday" für Sie eine besondere Erfahrung? Ohne Partner und solo auf der Bühne?

Ich hatte ja schon mein französisches Soloprogramm "Hommages", aber eine Rolle einen gesamten Abend in einem Solostück zu spielen, das war neu für mich. Es war eine Herausforderung, da meine Partner nur imaginär anwesend waren. "Tell Me on A Sunday" ist auch so eine kleine seltene Perle, vor allem musikalisch. Sir Andrew könnte an der Geschichte noch etwas arbeiten und das Stück ausbauen.

Basierte die Produktion von Andreas Gergen auf der Broadwayinszenierung, in der die Protagonistin Emma heißt und Hutmacherin ist?

In unserer Produktion hieß sie zwar auch Emma, war aber Fotografin. Wir haben "Speed Dating" aus der West End Produktion übernommen.

...mit Denise Van Outen

Genau.

Am Broadway feierte Bernadette Peters einen großen Erfolg in der Rolle und gewann einen Tony Award.

Ja, sie ist sehr eigenwillig. Ich habe sie jetzt zwei mal auf der Bühne gesehen, in "Annie get Your Gun" und "Follies". Das interessante bei ihr ist, sie eigentlich immer Bernadette Peters.

Allein ihre Frisur ist so markant. Diese Haare springen den Zuschauer direkt an!

(Lacht) Dong! Was ich bei ihr mag, sie hat dieses "Twinkle in the eye" und dieses Charisma, bei dem man so gerne hinschaut. Es gibt diese besondere Magie bei manchen Darstell.. (korrigiert sich selbst) Schauspielern! Ich hasse das Wort Darsteller. Was heißt das, etwas darstellen? Jedenfalls, ist es schön zu beobachten, wenn ein magischer Moment entsteht. Angela Winkler z.B. ist eine solche Magierin. Susanne Lothar war es auch.

Stellt sich bei Ihnen noch die Frage nach Rollen, die Sie gerne spielen möchten?

Ich möchte sehr gerne Schauspiel machen. Blanche in "Streetcar Named Desire" ist für mich eine Traumrolle. Ich bin ein großer Tennessee Williams Fan. Diesen Sommer bekam ich ein Angebot den Narren in König Lear zu spielen, auch eine fantastische Rolle. Shakespeare würde ich gerne spielen! Ibsen.. oder auch ein gutes zeitgenössisches Stück, von Yasmina Reza. Da taste ich mich so langsam ran. Und im Musical...(überlegt).

Vielleicht irgendwann mal später Mama Rose in "Gypsy"?

Ja, warum nicht! (Lacht) Und vielleicht werden ja noch ein paar schöne Musicals geschrieben bis dahin. Es gibt unheimlich viele, talentierte, deutsche Autoren/Komponisten wie Bill Murta, Marc Schubring, Thomas Zaufke, Kevin Schröder, Heiko Wohlgemuth, .... wirklich gute Leute mit vielen Ideen und diese Ideen werden jetzt immer mehr umgesetzt. Der Bedarf eigene Stoffen zu entwickeln ist da und ich wünsche mir, daß mehr Theater wie Bielefeld Risiken eingehen und neues Material auf die Bühne bringen. Leider muss man im Stadttheater mit dem Genre Musical das Geld verdienen, das für eine moderne Oper wieder ausgegeben wird. Ich wünsche mir da in Zukunft eine andere Herangehensweise.

Sie haben an einem Reading "Zum sterben schön" von Marc Schubring und Wolfgang Ardenberg teilgenommen, basierend auf dem britischen Film "Grabgeflüster".

Ja, das haben die beiden mit sehr viel Humor, intelligenten Texten und klasse Musik umgesetzt. Die Uraufführung wird 2013 in Hannover stattfinden.

Mit Ihnen?

Nein, ich werde nicht dabei sein. Ich bin bis März 2013 ausgebucht und für danach gibt es auch schon Pläne. Da ich ein sehr freiheitsliebender Mensch bin, finde ich das eh schon befremdlich, so lange im voraus zu wissen was ich mache. Es ist aber auch ein großer Luxus, den ich schätzen muss, weil es momentan viele Kollegen gibt, die ganz schön kämpfen müssen. So rosig sieht es derzeit nicht aus.

Gab es ein Angebot aus Wien? "Legally Blonde"..

(Lacht) Dafür bin ich zu alt!

Aber sie wären perfekt für Paulette, die leicht verschrobene, aber wunderbare Friseuse und Freundin von Elle Woods. Sie hat mit "Ireland" eine tolle Nummer im Musical.

Ich hab das Musical nicht gesehen.

Ein großer Spaß.

Bestimmt! Aber so lange Zeit aus Berlin weg zu gehen .. damit hätte ich Probleme. Weil ich neben dem Spielen meine Projekte habe; schreiben, meine Konzerte, .... vielleicht wird "Am Rande der Nacht" wiederkommen oder es wird eine neue Mehrling Show im Wintergarten geben, ....

Das war auch ein Herzensprojekt, das sie realisiert haben?

Ja, das kam durch die CD mit meinen eigenen Songs und das Record Release Konzert im Tipi mit einer Big Band und Rolf Kühn als Special Guest. Georg Strecker, der Direktor des Wintergartens saß im Publikum und war begeistert von dem Abend. Nach meiner Personality Show "Bonsoir Katharine" in der Bar jeder Vernunft, die ich zusammen mit Stephan Prattes gebastelt habe, kam das Tipi am Kanzleramt. Eines führte zum anderen und nach dem Tipi Konzert hatte ich die große Ehre mit der HR Bigband auftreten zu können. Meine eigenen Songs wurden extra für diese gigantische 18 Mann Big Band arrangiert und die eigentlich sehr sanfte, atmosphärische Musik von meinem Album wurde mit 12 Bläsern auf die Bühne gebracht. Am 22. Dezember 2011 war das Konzert im großen HR Sendesaal in Frankfurt - ausverkauft. Das war abgefahren! Das Konzert wurde fürs Radios aufgezeichnet und wird hoffentlich irgendwann gesendet (lacht). Ein ganz besonderer Abend für mich. Das sind solche Projekte, die ich in Zukunft weiter verfolgen möchte, in meiner eigenen, künstlerischen Welt.

Und das haben Sie mit dem Album ja sehr gut erreicht mit vielen Eigenkompositionen und eigene Texte zusammen mit Rolf Kühn.

Ja, wir haben viele Songs zusammen geschrieben, teilweise hat Rolf Kühn meine Texte vertont. Es war eine unglaublich respektvolle Zusammenarbeit, sehr offen und kreativ. Rolf ist ein Phänomen, eine lebende JazzLegende. Viele Ideen habe ich Jahre lang mit mir rumgetragen, jetzt sind sie verewigt - auf meiner CD.

Aber eine Sache nehme ich Ihnen nicht ab. Sie singen in Ihrem Lied "Castrop Rauxel": "Ich bin kein Broadway Baby, nein und ich will's auch gar nicht sein..."

(Lacht) Ich war noch nie in Castrop Rauxel, damit fängt's schon mal an.

Ein toller Song, der läuft auf meinem iPod rauf und runter.

Danke! Ich finde das sollte die Musicalhymne für Deutschland werden. (Lacht). In Deutschland spielt sich eben vieles in der Provinz ab. Trotz mancher Eigenarten in einem Stadttheater Apparat, wie begrenzte Probezeiten z.B. für die Orchestermusiker dank der Gewerkschaft, steckt unglaublich viel Herzblut in den Produktionen.

Mittlerweile trauen sich die Theater auch wieder etwas. Es ist nicht immer nur "My Fair Lady" oder "Jesus Christ Superstar", sondern auch Musicals wie "Chess", "Company" oder "The Witches Of Eastwick" die gespielt werden.

Das ist in Deutschland einzigartig, das gibt es so in Amerika auch nicht. Ich habe jahrelang in den verschiedensten Stadttheatern der Republik gespielt und unfassbar viel gelernt - mein Handwerk. Irgendwo im ICE von Bielefeld nach Saarbrücken ist mir dann dieser Text gekommen. Eine ironische aber liebevolle Hommage an unseren Beruf. Und die Bezeichnung „Star" stelle ich natürlich kritisch in Frage. Davon abgesehen, würde ich tatsächlich nicht alles dafür tun, um am Broadway zu spielen. Es müßte schon die richtige Rolle sein. Im Londoner West End sowie am Broadway wird eben auch nur mit Wasser gekocht.

Übrigens Herzlichen Glückwunsch zum Lale Andersen Förderpreis!

Danke schön! Darüber habe ich mich sehr gefreut. Den Preis bekommen ich am 21. September in Bremerhaven verliehen von Gitte Haenning, die mich dafür vorschlug. Gitte war in meiner „Bleib noch bis zum Sonntag" Premiere und schaut sich seit dem alles an, was ich mache. Gitte ist eine fantastische Frau und Künstlerin, die ihres Gleichen sucht. Es ist ein Förderpreis, der auf meine Arbeit aufmerksam machen soll. Das Gute an unserem Beruf ist einerseits, seine Arbeit entspannt machen zu können und bestenfalls kriegt es die Szene mit, andererseits ist es verdammt schwer diese Arbeit ohne die Hilfe der Medien auszuüben. Der in Anführungsstrichen Musicaldarsteller ist nicht wirklich interessant für die Medien, aber wenn ich meine Soloprogramme verkaufen will, brauche ich mediale Aufmerksamkeit. Das ist paradox...

Mein bester Freund Uli Scherbel, sagt immer zu mir: "Katharine, du bist ein Gourmet Restaurant. Da kriegt man ein fantastisches Essen, aber es kommen weniger Leute, während man bei mancher Fastfoodkette Schlange steht." (lacht)

Ein dorniger Weg.

Ja und das ist gesund. Nur so kann man seine Persönlichkeit entwickeln. Wenn man Schritt für Schritt geht, auch über Umwege, den sichern Pfad mal verlässt, Risiken eingeht, hinfällt und wieder aufsteht.

Im Renaissance Theater Berlin spielen Sie seit 2009 mit großem Erfolg "Ewig Jung".

Ja! Dort spiele ich die 95-jährige Frau Mehrling. Ein Riesenerfolg für das Renaissance Theater. Wir haben damit 2010 den Berliner Theaterpreis "Goldenen Vorhang" gewonnen. Erik Gedeon hat "Ewig Jung" für das Thalia Theater geschrieben und für Berlin adaptiert. Es ist großartig, weil es so viel bittere Wahrheit beinhaltet trotz der Komik. Eine schöne Gradwanderung: das lustig Markabare, das plötzlich umschlägt in einen ganz ergreifenden Moment. Nur so kann es funktionieren.

Wie oft haben Sie das Stück bislang gespielt?

Ungefähr 150 mal...und das ist im Repertoire Theater viel! "Ewig Jung" ist mittlerweile Kult. Es gibt Leute, die 20 mal drin waren und schon vor dem eigentlichen Joke lachen.

Wäre Roxie Hart in "Chicago" eine Rolle für Sie?

Darüber habe ich nie intensiv nachgedacht, weil ich mich nicht als Tänzerin sehe.

Ich finde das Roxie die weitaus interessantere Rolle ist als Velma.

Ja, sie ist vielschichtiger. Wenn man eine ganz eigene Produktion machen würde und sie auf die jeweiligen Protagonisten zuschneidet, dann vielleicht! Für die Ann Reinking Fassung, sollte man den Fosse Stil beherrschen.
Ich bin sehr kritisch mit mir selbst, aber auch mit anderen (lacht). Ich bin keine Perfektionistin, aber sehr sehr selbstkritisch. Ein gutes Team ist wichtig, liebevolle Kollegen. Bei all dem künstlerischer Anspruch, ist der Spaß und die Freude das Wesentliche. Ich bin sehr glücklich und dankbar für all die schönen Sachen, die ich machen darf und ich freu ich mich auf dass, was noch kommt.



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